Ein Bier. Herrgöttli, Seidl oder a Mass?
Sie werden wieder häufiger. Die warmen Tage und angenehmen Abende. Und damit steigt auch die Lust nach einem kühlen Blonden. Ein leckeres Bier. Aber wie gross soll das Glas sein? Wie gross ist mein Durst gerade? Niemand will warmes Bier trinken. Man kann nun sagen, wessen Bier warm wird, der trinkt zu langsam. Aber bei einer Mass muss man sich das Biertrinken schon ein wenig gewohnt sein, um auch den letzten Schluck noch kühl zu geniessen.
Was soll ich nun aber bestellen? Einfach nur gross oder klein sagen? Wenn man überall auf der Welt gerne mal ein Bier geniessen möchte, dann ist das wohl der falsche Ansatz. Bei einem Grossen kommt in der Schweiz wohl ein Halbliter, ober eben „en Chöbu“. Bestellt man aber in München ein Grosses, dann gibt es wohl eher „a Mass“. Was kleineres als Halbliter trinkt man da schon gar nicht mal.
Eine Stange, bitte schön
In der (deutschsprachigen) Schweiz wird wohl am häufigsten eine Stange getrunken. Normalerweise erhält man dann 0,3 Liter der goldenen Köstlichkeit. Ganz schlaue reduzieren aber auch mal die Menge auf 0,25 Liter anstelle einer Preiserhöhung. In Köln jedoch erhält man in der Kölner Stange (oder Kölschstange) gerade mal 0,2 Liter. Aber aufgepasst! Die mehrheitlich männlichen Kellner (die Köbes), servieren einem nonstop weitere Biere, sobald man nur noch ein zwei Schluck im Glas hat. Also rechtzeitig zum Bezahlen rufen oder einfach weiter geniessen. So selber erlebt und meistens für Zweiteres entschieden.
In Österreich (insbesondere Wien und Umgebung) bestellt man für 0,3 Liter Bier ein Seidl. Aber auch hier wieder Vorsicht. Bestellt man in Bayern ein Seidl, gibt es anscheinend 0,5 Liter. Also ich kenne nur die österreichische Variante vom Seidl, in Bayern bestelle ich jeweils eine Halbe oder halt einfach „a Helles“. Dann kommt dort automatisch ein Halbliterglas. Nun, was in Bayern ganz normal ist, wird in der Schweiz schon eher der Alkoholiker-Fraktion angeschrieben. Ansonsten bestellt man hier mal lieber seine Stange.
Luzerner Herrgöttli
Es geht aber noch kleiner! Das Luzerner Original Anton Albert Leodegar Emil Achermann (1914-1995) alias Herrgöttli-Achermaa verkehrte gerne in den Luzerner Restaurants Schweizerhof, Kolping oder Union. Da sie ihm zu teuer war, wollte er jedoch keine Stange Bier trinken, sondern bestellte immer ein offenes in einem kleineren Glas. Dies tat er immer wieder und so sprach sich bald herum, dass der Herrgöttli-Achermaa stets ein kleineres Bier wolle. Und schon war der Name geboren und heute ist das Herrgöttli für 0,2 Liter Bier nicht nur in Luzern ein Begriff.
Zu seinem Übernamen Herrgöttli-Achermaa kam er im übrigen folgendermassen. Sein Vater war Sakristan bei der Hofkirche in der Stadt Luzern und er führte das väterliche Geschäft mit sakralen Gegenständen weiter. Dazu gehörten selbstverständlich auch Herrgöttli aller Art. Mehr zu Anton Albert Leodegar Emil Achermann (der hiess wirklich so) und weiteren Luzerner Originalen gibt es im Buch Luzerner Originale von Stadt und Land, Band 2 der Güüggali Zunft Luzern.
In Österreich muss man kurz und bündig ein Pfiff bestellen, um ein kleines 0,2 Liter Glas zu erhalten. Die Definition ist hier aber wiederum nicht ganz klar. So gilt ein Pfiff eigentlich als Achtelliter (0,125 Liter), aber auch als halbes Seidl oder drittel Krügerl (0,17 Liter).
Für den grossen Durst
Immer wieder lecker, aber halt doch etwas gar gross, ist eine Mass. Einen vollen Liter Bier und Schaum kommt da von der Schenke, meist getrunken in den Bayrischen Biergärten, im Münchner Hofbräuhaus am Platzl oder an Oktoberfesten auf der ganzen Welt. Für mich wohl die Grenze der Biergrösse, wenn man das Glas für sich alleine haben will. Dafür dürfen es in einer lustigen Runde auch ruhig mal mehrere werden.
Aber da sind wir nun auch schon bei den geselligen Gemeinschaftsgrössen. Der Pitcher bringt ja in der Regel 1,5 (oder 1,8) Liter in die Runde. Und erst kürzlich hatten wir gar eine 2 Liter Bügelflasche von Eichhof mitten auf unserem Tisch stehen. Sieht lässig aus, aber ist es auch praktisch? Eher weniger. Denn das Einschenken ist nicht ungefährlich. Die Flasche ist schwer und je mehr man sie anheben muss, umso eleganter fliegt der Bügel der Flasche vornüber und da dort ja gerade ein Glas eingeschenkt wird, voll auf dieses drauf und Peng! Glas mit Sprung und Bier mit Scherben! Nicht wirklich optimal.
Die Engländer sind ja auch eher bekannt für einen grossen Durst. Die bestellen dann ganz einfach einen Pint (0,568 Liter) oder (für die weniger durstigen Touristen) den Half-Pint (0,284 Liter). Aber auch Pint ist nicht gleich Pint. In den USA fasst ein Pint nur 0,473 Liter.
Was kommt nun ins Glas?
Die Grösse ist ja das eine. Aber so richtig wichtig ist ja die Frage: „Welches Bier darf es denn sein?“ Lager, Pils, Helles, Dunkles, Weizen, Alkoholfreies, Pale-Ale, Guiness oder sonst irgendein lokal globales Spezialbier? Dieser Frage werde ich selbstverständlich nachgehen und meine Erfahrungen aus der Bierwelt demnächst auf querdurchdenalltag.com weitergeben.
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Kleine Übersicht meiner Erfahrung
Eine umfangreiche Übersicht vieler Biergrössen aus aller Welt findet sich auf Wikipedia. Eine kleine Übersicht, was ich persönlich so kenne, findest du gleich hier. Gewisse Begriffe gelten jedoch nur regional.
Schweiz
- 0,2 Liter: Herrgöttli
- 0,3 oder 0,33 Liter: Stange, Chübeli, Rugeli
- 0,5 Liter: Chöbu, Grosses, Hülse
- 0,58 Liter: Flasche
Deutschland
- 0,2 Liter: Kölschstange, Flöte
- 0,25 Liter: Schoppen
- 0,5 Liter: Halbe
- 1 Liter: Mass
Österreich
- 0,2 Liter: Pfiff (auch 0,125 oder 0,17 Liter)
- 0,3 Liter: Seidl
- 0,5 Liter: Krügerl
Grossbritannien
- 0,568 Liter: Pint
- 0,284 Liter: Half-Pint, Ladies’ Pint
USA
- 0,473 Liter: Pint
- 0,227 Liter: Half-Pint