Was ist an Fussball so toll?
Wieso ist Fussball so beliebt? Vor dem Fernsehen fast noch mehr als aktiv auf dem Fussballplatz?
Nun, es gibt natürlich einiges, das dafür spricht. Man benötigt nur einen Ball und kann es praktisch überall spielen. Ok, im Ruheraum einer Wellnessoase oder in der Ankunftshalle eines amerikanischen Flughafens vielleicht nicht. Aber sonst schon. Ich kann alle gut verstehen, welche in ihrer Freizeit Fussball spielen. Denn ich bin absolut für Bewegung und Sport, insbesondere Teamsport.
Wieso aber wird bei uns in Europa ein solcher Hype um Fussball gemacht? Die Europa- und Weltmeisterschaften gehören zu den grössten Sportveranstaltungen, in den Sportshows wird verhältnismässig viel Zeit dem Fussball gewidmet und die wichtigen Spiele werden vom Fräulein Sutter, dem Kult-Co-Kommentator Gilbert Gress oder sonst einem wichtigen Ex-Kicker mitkommentiert.
Bratwurst wichtiger als Spiel
Das spannendste an den wenigen FCL-Spielen, welche ich besuchte, war für mich jedoch jeweils die Bratwurst. Nur einmal wurde es nach dem Abpfiff nochmals richtig spannend, als die Fans beider Teams auf den Rasen stürmten und die Sicherheitsleute etwas verloren herum standen. Aber sonst?
Klar, an all dem verdienen sehr viele Leute sehr viel Geld – nicht nur an meiner Bratwurst. Und das steigert den Wert der Sportart natürlich ungemein, das ist mir schon klar. Aber die Beliebtheit? Wieso lieben so viele Menschen eine Sportart mit einem korrupten Weltverband und vielen Mächtigen an den Vereinsspitzen, denen es doch vielfach auch mehr ums Geld geht als um den Spass am Teamsport?
Was ist ein richtiger Fan?
Und dann ist da noch das Fanverhalten. Kaum ein wichtiges Fussballspiel ohne Ausschreitungen oder ein Grossaufgebot der Polizei. Das wiederum bezahlt dann selbstverständlich die öffentliche Hand. Die Clubs schieben immer wieder jegliche Verantwortung von sich. So richtig besorgniserregend wird es, wenn bereits in der Juniorenliga die Eltern aufeinander losgehen. Was sind das für Vorbilder für die Jugend?
Meine Grundidee von Fan-Sein ist, dass ich meine Mannschaft unterstützen und anfeuern will. Aber an meinen wenigen Fussballspielen war das mehrheitlich deutlich anders. Mann macht möglichst lautstark die gegnerische Mannschaft und das Schiedsrichterteam mit negativen Kraftausdrücken nieder. Hat man Angst, dass der Gegner zu stark ist? Ansonsten wäre dies doch nicht nötig, oder?
Ganz anders durfte ich 2011 ein NBA-Spiel der New York Knicks gegen die San Antonio Spurs im Madison Square Garden in New York erleben. 20’000 Fans sassen da wild durchmischt im Stadion und jeder durfte seine Mannschaft anfeuern, so laut er konnte. Und nach dem Spiel? Kein Gerangel, nichts. Alle liefen die Treppe runter und raus auf die Strasse oder in die U-Bahn. Ach übrigens: Die Knicks gewannen das ultraspannende Spiel mit 128:115.
Taugen Spieler als Vorbilder?
Nun ja, die Fans eifern im Grunde nur die Spieler nach, denn die machen es ja nicht anders vor. Umfallen mit schmerzverzerrtem Gesicht, als ob man dem Sensenmann gegenübersteht, nur dass man anschliessend wieder zu einem Sprint ansetzen kann. Aber auch lautstarke Kritik gegenüber Schiedsrichter und Gegner sind ganz normal.
Ganz im Gegensatz dazu die Interviews der ersten Drittelspause im dritten Eishockey-Playoffspiel 2016 von Lugano gegen Bern. Nach einem körperbetonten, harten ersten Drittel mit einigen Schlägereien, betonen beide Spieler nur das eigene Spiel. „Wir müssen selber stärker und intelligenter spielen“. Kein Wort zu eventuell unfairen Checks des Gegners.
So sieht es wohl auch Büne Huber von Patent Ochsner. Die Schweizer Eishockey-Saison ist zwar vorbei und Büne Huber und Bern durften Titel feiern. Hier trotzdem noch sein legendäres Interview vom 5. April 2016:
Nichts desto trotz, bin ich kein absoluter Fussballverweigerer und werde mir bestimmt auch einige Spiele an der EM 2016 anschauen. Sind wir alle gespannt, was die Schweizer uns in Frankreich zeigen werden.