Wort zum Samstag: Lauberhorn-Wengen in rasanten 2 Minuten 30
Januar – die Zeit der Klassiker des alpinen Ski-Weltcups. Dieses Wochenende stehen die Rennen am Lauberhorn auf dem Programm. Kombination am Freitag, Slalom am Sonntag und am Samstag die Abfahrt. Der absolute Höhepunkt des Rennwochenendes. Fünf Jahre sind es bereits her, als ich selbst mit meiner Frau in der Zielarena in Wengen mit dabei war.
Der Sprung über den Hundschopf, mit hoher Geschwindigkeit den Hanneggschuss runter und dann mit müden Beinen irgendwie noch durch das Ziel-S – die Strecke bietet auf den knapp 4’500 Metern viele Höhepunkte. Aber fahren wir doch gemeinsam die Strecke ab.
Die Abfahrt vom Lauberhorn ist die längste des alpinen Skirennsports. Auf satten 4’480 Metern geht es insgesamt 1’028 Meter nach unten. Um die 2 Minuten und 30 Sekunden benötigen die aktuellen Top-Fahrer für die Strecke. Seit dem Februar 1930 werden auf dieser Strecke Rennen ausgetragen. Mit der Einführung des alpinen Skiweltcups 1967 natürlich auch in diesem Rahmen. Heute gehört die Lauberhornabfahrt zu den Klassikern des Ski-Weltcups. Der Start zur diesjährigen Lauberhorn-Abfahrt erfolgt übrigens auf den Tag genau 50 Jahre nach der Weltcup-Premiere vom 14. Januar 1967.
Auf der Strecke
Ich hatte selbst schon das Vergnügen, die originale Lauberhorn-Abfahrt zu befahren. Glücklicherweise weit entfernt vom Rennzustand war die Präparierung. Ich denke mal nicht, dass ich auf dieser Strecke am Renntag weit käme. Aber fangen wir mal vorne an. Ober besser, oben. Im Starthaus.

Anders als bei manchem Ski-Rennen ist das Starthaus eine feste Holzhütte und liegt auf 2’315 Meter über Meer. Es geht eher gemächlich los. So rein aus Rennsicht gesehen, für uns Hobbyskifahrer ist es schon sehr spannend. Aber als Zuschauer vor dem Fernseher ist der Start mit dem Russisprung und dem langgezogenen Traversenschuss bis vor den Hundschopf eher langweilig. Vor dem Hundschopf (auf 2’140 Meter über Meer) ist der Start zur Kombi-Abfahrt am Freitag und manchmal auch wetterbedingt bei der Spezialabfahrt. Ja, und dann folgt das erste wirkliche Highlight der Strecke. Der Hundschopf.

Zwischen zwei Felsen springen die Fahrer bis zu 50 Meter weit. Hätten sie Zeit, geradeaus zu schauen, so würden sie auf eine beeindruckende Zuschauerkulisse blicken. Es folgen Minschkante, Canadian Corner, das berüchtigte Kernen-S und die Wasserstation, wo es durch den kleinen Tunnel unter der Bahn geht.
Wir fahren weiter auf dem lang gezogenen Langentrejen. Ich sag euch jetzt einfach mal folgendes. Wenn der Russi im TV mal wieder von einem Flachstück redet, so glaubt ihm kein Wort. Echt nicht. Ich weiss wirklich nicht, wo genau auf dieser Abfahrt es flach sein soll. In meinen Worten ist es vielmehr sowas zwischen steil, sehr steil und noch etwas steiler. Aber es ist eine tolle Abfahrt, das muss hier auch gesagt sein. Wenn ihr mal in der Jungfrauregion zwischen Grindelwald und Wengen am Skifahren seid, so fahrt unbedingt die Abfahrtsstrecke ab.

Langsam aber sicher werden nun auch die Beine der durchtrainierten Skicracks müde. Spätestens nach dem Hanneggschuss, wo die Fahrer mit absoluten Höchstgeschwindigkeiten hinunter düsen. Im Januar 2013 erreichte Johan Clarey mit 161,9 Kilometer pro Stunde die höchste je gemessene Geschwindigkeit im alpinen Ski-Weltcup. Unglaublich.
Im Fernseher erscheint nun immer wieder das Silberhorn, ein komplett schneebedeckter Berggipfel. Die Kameras schwenken über den Silberhornsprung auf den Gipfel. Weiter geht es über Seilerboden und Wegscheide durch das Österreicherloch.
Nun brennen die Beine endgültig. Bereits sind die Fahrer rund zwei Minuten unterwegs. Konstant am Limit. Mit den letzten Kräften geht es ins Ziel-S. Schon manches mal wurde das Rennen auf diesen letzten Metern entschieden. Mit Bestzeit unterwegs, aber zu wenig Kraft für das Ziel-S. Und weg ist das Top-Resultat. Ganz am Ende noch der Zielschuss, wo bis 2008 noch in Richtung Ziel gesprungen wurde. Unvergessen ist der Sieg von Bode Miller, welcher 2007 beim Zielsprung stürzte und die Ziellinie schlitternd überquerte – als Sieger.
Als Sieger fühlt sich in der Zielarena jeder, der heil unten angekommen ist. Nach 4’480 Meter am Limit fahrend, wird jeder Fahrer frenetisch vom Publikum empfangen. Egal, welcher Rang resultiert, am Lauberhorn zeigt jeder Athlet eine Top-Leistung. Respekt.
Höhepunkte im Januar
Im Januar geht der Weltcup der Alpinen noch einmal so richtig los. Bei den Damen ist der Nacht-Salom in Flachau ein besonderes Highlight. Im Kalender der Herren jedoch stehen gleich mehrere sehr traditionelle Stationen. Der grosse Beginn macht die Schweiz mit Adelboden (Riesenslalom und Slalom) und Wengen (Abfahrt, Slalom und Kombi). Weiter geht es gleich eine Woche darauf in Kitzbühel mit einem Super-G, Slalom sowie der saustarken Hahnenkammabfahrt. Das Lauberhorn hat die Länge, die Streif dafür mehr tückische Stellen. Kaum im Ziel folgt nur wenige Tage später der Start für den Nacht-Slalom von Schladming.
Natürlich bin ich auch auf die weiteren Rennen sehr gespannt. Beispielsweise auf die Kandahar-Abfahrt in Garmisch. Und einfach alle Rennen, wo unsere Schweizer Cracks wieder um Punkte kämpfen. Das tun sie ja mittlerweile wieder in den meisten Disziplinen sehr erfolgreich. Für die Weltcupneulinge ist es wieder möglich, von den Erfolgen der konstant gut Fahrenden wie Lara Gut oder Wendy Holdener zu profitieren. Das erfreut den Schweizer Skifan.
Feuz oder Janka? Ich traue es ihnen zu!
Aber wie werden sich die Schweizer Abfahrer dieses Wochenende am Lauberhorn schlagen? Insgeheim hoffen wir alle ja immer auf einen Heimsieg. Oder zumindest einen Podestplatz. Ganz egal, wie der aktuelle Formstand der Athleten gerade ist. Wir wurden in den vergangenen Jahren aber auch stark verwöhnt. Zehn Podestplätze in den letzten zehn Jahren, davon vier Siege. Das lässt uns doch durchaus berechtigt hoffen.
In den Trainings konnten sie bisher jedenfalls überzeugen. So trumpften insbesondere Beat Feuz und Carlo Janka mit schnellen Fahrten auf. Da war sogar der Vorjahressieger Aksel Lund Svindal beeindruckt. „Feuz und Janka fahren hier brutal stark.“ Was können sie am Samstag im Rennen auf die Piste zaubern? Wir hoffen natürlich auf schnell(st)e Zeiten.

Aber da sind ja auch noch andere. Allen voran die Norweger mit Svindal, Jansrud oder Kilde. Und auch wenn sie nicht gerade in der allerstärksten Saison stecken, so ist mit den Österreichern immer zu rechnen. Am Lauberhorn sowieso.
Ich traue den Schweizern durchaus Topresultate am Lauberhorn zu. Auch Podestplätze und Siege. Drei der letzten vier Schweizer Gewinner stehen auch 2017 wieder am Start. Beat Feuz, Carlo Janka und Patrick Küng. Also – lasst es krachen!
Erlebnis Lauberhorn – LIVE in Wengen
Normalerweise erlebe ich das Lauberhorn vor dem Fernseher. Mit den spektakulären Kamerafahrten, den Hintergrundberichten und den fachkundigen Kommentaren von Matthias Hüppi und Bernhard Russi auf SRF zwei. Weniger Details, dafür umso mehr vom Spektakel rund um das Weltcup-Rennen erlebten wir jedoch 2012 in Wengen selbst.

Zu zweit reisten wir am Vortag nach Interlaken, damit die Anreise nach Wengen nicht mehr allzu lange dauerte. Selbst so dauerte sie noch einiges länger als an einem ganz gewöhnlichen Wochenende. Es gibt zwei Möglichkeiten von Lauterbrunnen nach Wengen zu kommen. Mit der Bahn oder zu Fuss. In unserem Fall hätte beides so ungefähr gleich lange gedauert. Rund anderthalb Stunden warteten wir in Lauterbrunnen, bis auch wir in die Zahnradbahn einsteigen konnten. Ob all die Leute hinter uns noch pünktlich bis zum Rennstart oben waren?
Eigentlich egal. Bis zur grossen Feier am Abend waren sie bestimmt in Wengen. Es gab 2012 nämlich vieles zu feiern. Erst einmal das top Wetter. Blauer Himmel, Sonnenschein und alles frisch verschneit. Traumhaft. Es kam aber noch einiges besser. Beat Feuz legte eine Fahrzeit hin vom Lauberhorn runter, welche an diesem Tag keiner mehr schlagen würde. Auch Didier Cuche nicht, welcher seine letzte Lauberhorn-Abfahrt bestritt.

Dem Feiern waren keine Grenzen mehr gesetzt. Was mich aber auch beeindruckte, war die faire und super tolle Atmosphäre in der Zielarena. Es wurden alle Fahrer bejubelt – egal welche Nation. Na ja, fast zumindest. Natürlich war der Jubel bei den Schweizer Fahrern ein klein wenig lauter. Verständlich, oder?
Ab auf die Ski
Egal ob vor Ort in der Jungfrauregion zwischen Lauberhorn und Wengen oder daheim vor dem Fernseher. Es macht ganz einfach Lust auf mehr. Lust darauf, selbst auf den Skiern den Hang hinunter zu düsen. Die winterliche Stimmung im Flachland trägt das seinige dazu bei. Mal schauen, ob es noch den ein oder anderen spontanen Skitag gibt. Die Skiferien sind auf jeden Fall bereits gebucht. Ich freue mich auf tolle Pisten und rasante Abfahrten.

Auch euch wünsche ich viel Spass im Schnee!
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