Mnozil Brass: Wiener Blechmusik vom feinsten
Was kann man eigentlich so alles mit einer Trompete anstellen? Oder mit einer Posaune? Oder einer Tuba? Ich hab in jungen Jahren ja mal Trompete gespielt. Das ist nun aber schon sehr lange her. Und so bin ich immer wieder beeindruckt, wie trompetenspielende Freunde von mir mit diesem tollen Instrument umgehen.
Am ersten Junisonntag war alles noch ein wenig anders. Da war ich nicht mehr nur beeindruckt. Da war nur noch ganz grosses Staunen. Nicht nur bei mir. Meine mitstaunenden Trompetenfachfreunde fragten sich zwischendurch auch mal, ob es denn überhaupt noch Sinn macht, selber weiter zu spielen. Aber sie zweifeln nur ganz kurz. Natürlich spielen sie weiter. Und sie tun dies auch gut.
Was man aus den Blechblasinstrumenten alles rausholen kann und wie man das noch dazu auf überaus unterhaltsame Art und Weise präsentiert, das zeigten uns die sieben Wiener von Mnozil Brass. Live im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL).
Es war der Hammer! Wer Musik mag, dem gefällts. Wer Blechmusik mag, dem gefällts noch viel besser. Und wer … nun, ich weiss gar nicht genau, wie ich all die Zusätze, die Mnozil Brass noch zeigen, überhaupt beschreiben soll. Ihre Bühnenshow ist schlichtweg genial. Auf die eine Art so einfach und simpel. Nebst ihren sieben Stühlen und den Instrumenten brauchen sie kaum mehr. Mal zwischendurch eine kleine Verkleidung. Oder ein Trottinett. Aber sonst?
Ihre Musik. Und die sieben Charaktere. Damit haben sie im Grunde das Publikum bereits in der Hand. Und so steht der Saal wenige Minuten nach Konzertbeginn bereits zum ersten Mal. Und alle machen blind nach, was die Musiker auf der Bühne vormachen. Nüchtern betrachtet müsste man sich fragen, was das eigentlich soll? Aber das ist nicht nötig. Es macht einfach Spass.
Die Mnozil’s
Die Ausstrahlungskraft der Mnozil’s, wie sie sich selber auf ihrer Homepage nennen, ist eindrücklich. Sie schleichen auf der Bühne umher und spielen gekonnt mit ihrer Mimik. Und ziehen so das Publikum in ihren Bann. Auch haben sie alle ihren Stammplatz. Sieben Stühle stehen vor Konzertbeginn auf der ansonsten leeren Bühne bereit. Abgesehen der Instrumente natürlich. Die liegen neben den Stühlen.
Wir spielen angewandte Blechmusik, und zwar für alle Lebenslagen.
Und dann kommen sie herein. Die Tuba ganz rechts aussen. Betrachtet von meinem Sitz in Saal. Hinter der Tuba versteckt und ganz in blau gekleidet, Albert Wieder. Daneben mit der Posaune, der seriös wirkende Gerhard Füssl sowie der südländisch anmutende Zoltan Kiss. In der Mitte, ebenfalls mit Posaune, der manchmal etwas verloren und ulkig wirkende Leonhard Paul. Aber das ist genau das tolle. Jeder von den sieben hat seine Rolle. Und die verkörpern sie mit einem sensationellen Perfektionismus. Auf der linken Seite die Trompeten. Der Latino Lover Roman Rindberger und Robert Rother. Dieser bewegt sich von allen am wenigsten. Aber kein anderer spielt dermassen mit seiner Mimik wie er. Unglaublich. Ganz links aussen noch Thomas Gansch. Das Sprachrohr der Gruppe. So hält er im aktuellen Programm seine Ansprachen (ich sag dem jetzt mal so) sämtlich auf spanisch. Oder so ähnlich. Oder zumindest der spanisch anmutende Output von Google Translate. So genau muss ich das auch gar nicht wissen. Unterhaltsam war es allemal.
Das Blech
Die sieben Herren aus Wien spielen auf ihren Instrumenten in einer Art und Weise, dass es schon gar nicht mehr normal scheint. Hätte ich es nicht selbst gehört, so würde ich ganz einfach behaupten, solche Töne sind nicht real. Gibts schlichtweg gar nicht. Können nicht gespielt werden. Aber sie werden gespielt. Wir alle haben sie gehört. Sämtliche Zuhörer im ausverkauften Konzertsaal des KKL sind Zeugen. Ich zeige grösste Hochachtung vor dem Spiel mit Trompete, Posaune und Tuba. Die spezialisierten Abhandlungen der genannten Blechinstrumente lasse ich nun der Einfachheit halber weg.
Mein persönlicher Favorit ist seit meiner Kindheit die Trompete. Auch heute würde ich mich wieder für die Trompete entscheiden. Es ist einfach ein unsagbar schönes Instrument. Nicht nur das Aussehen und die Handlichkeit. Vielmehr die musikalischen Mögilchkeiten einer Trompete. Nun ok, Mnozil Brass zeigt vorallem, was nach dem Möglichen noch zusätzlich möglich sein könnte. Sie machen quasi das Unmögliche Möglich. So ist auf ihrer Homepage folgendes zu lesen:
Wir stellen uns jeder Herausforderung, kein Ton ist uns zu hoch, keine Lippe zu heiss und keine Musik zu minder.
Gespannt bin ich, was unser Sohn mal spielen wird. Wenn er denn überhaupt ein Musikinstrument erlernt. Aktuell steht es bei uns daheim 1:1 unentschieden zwischen Blech (ich mit Trompete) und Holz (meine Frau mit Klarinette). Aber ich darf auch sagen, dass dies nur im Spass so ist. Wir beide mögen die Blasmusik und werden mit unserem Sohn sicher nicht einen solchen Wettkampf bestreiten.
Ach ja. Gesang wäre da auch noch eine Möglichkeit. Denn auch das machen Mnozil Brass. Aber auch das gepaart mit einer darartigen Komik. Während man erstaunt zuhört, krümmt man sich vor Lachen. Als ich vor zwei Jahren bereits an einem Konzert von Mnozil Brass war, haben sie noch Blockflöte gespielt. Ok, das ist jetzt kein Blech. Aber sie haben ja auch nicht mit dem Mund gespielt. Sondern mit der Nase.
Weltweit unterwegs
Die Band gibt es bereits seit 1992. Also bald 25 Jahre. Gegründet im Gasthaus Mnozil im 1. Wiener Bezirk. Und nach wie vor sind vier der sieben Gründungsmitglieder mit dabei. Heute sind sie weltweit auf kleinen und grossen Bühnen unterwegs. Ich habe sie nun zwei mal im grossen Konzertsaal des KKL in Luzern gehört und gesehen. Vielleicht werde ich sie einmal auch in einem kleineren Saal erleben. Denn ihre Show passt aus meiner Sicht gerade so gut in ein etwas kleineres Ambiente.
Ihre Konzertdaten finden sich auf der Homepage von Mnozil Brass. Das nächste mal in der Schweiz sind sie am 11. Novemer 2016 in Olten (Stadttheater) sowie im nächsten Jahr am 27. Mai 2017 in Zürich (Tonhalle). Sichert euch rechtzeitig ein Ticket und geht hin. Es lohnt sich!
An dieser ach so musikalischen Stelle wünsche ich der Musikgesellschaft Fällanden und der Feldmusik Eschenbach (Luzern) viel Erfolg und noch viel mehr Spass am Eidgenössischen Musikfest Mitte Juni 2016 in Montreux.