Wie weit darf Fotobearbeitung gehen?
Dürfen wir den Bildern in Zeitschriften und Zeitungen noch trauen? Sowohl auf Papier wie auch online? Auch auf Blogs wie diesem. Meiner Meinung nach: Ja. Dürfen wir. Oder sollten wir. Genau so, wie wir (meistens) auch glauben, was wir lesen. Aber wie weit darf und soll den Fotobearbeitung gehen?
Keiner weiss es wirklich genau. Ich denke jedoch, Fotos sind heute so gut wie immer nachbearbeitet. Vor dem Druck. Auf irgend eine Art und Weise. Selbst beim Erstellen vom eigenen Fotobuch entfernen wir die roten Augen, begradigen den Horizont und wählen den besten Ausschnitt des Bildes.
Diese drei Möglichkeiten der Bildbearbeitung verwende ich auch auf meinem Blog – wenn notwendig. Ist das nun aber bereits zu viel der Bearbeitung? Denn eines ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist nicht mehr das Original! Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Während das Entfernen der roten Augen an der Aussage des Bildes nichts ändert, so kann das Zuschneiden auf einen bestimmten Ausschnitt durchaus ein ganz anderes Bild hervorbringen.
Die Meinungen gehen auseinander
Was ist aber nun erlaubt? Was wird vom Betrachter noch akzeptiert? Ist nur das absolut unbearbeitete Bild das richtige? Darf man gewisse Nachbearbeitungen vornehmen für einen besseren Effekt? Beispielsweise die Lichtverhältnisse verbessern? Zusätzlich zu den oben genannten drei Möglichkeiten. Oder sind gar keine Grenzen gesetzt? Darf man ein Bild eines potentiellen zukünftigen amerikanischen Präsidenten dermassen retuschieren, bis man auf einen sympathischen Kerl schaut? Nun, ok, soweit darf man sicher nicht gehen. Auch der Technik sind Grenzen gesetzt.
Der Frage Wie weit darf Fotobearbeitung gehen? gehen Melanie und Thomas von reise-fotografie.de mit ihrer Blogparade auf den Grund. Aufmerksam darauf wurde ich vor einigen Tagen mit dem Artikel dazu von Lutz Prauser auf Zwetschgenmann. Eindrücklich fand ich sein Beispiel mit einem Frosch. Aufgenommen unter Wasser. Die grundlegenden Bearbeitungsschritte bestanden darin, das trübe Wasser „aufzuklaren“ sowie den Ausschnitt des Bildes anzupassen. Ein tolles Beispiel. Es wird nichts verfälscht. Es wird im Grunde nur nutzloses und nichtssagendes weggelassen. Schaut euch das Beispiel in seinem Beitrag an.
Bilder bearbeiten und nicht verfälschen
Damit habe ich gerade was wichtiges erwähnt. Wenn nicht das wichtigste. Mit einer möglichen Nachbearbeitung eines Bildes darf nichts verfälscht werden. Fotomontagen, in denen man sich selber neben die deutsche Bundeskanzlerin setzt (du darfst an dieser Stelle an deine ganz persönliche Traumfrau denken), und dies dann als echtes Foto präsentiert, geht gar nicht. Das vermittelt eine völlig falsche Botschaft.
An der eigenen Hochzeit jedoch den Schweiss aus dem Gesicht retuschieren, ist für mich total ok. Schliesslich trägt man zuvor auch schon Puder auf, was man sonst nie macht. Den Models der Modeindustrie wird ja mitunter auch im Nachhinein noch Speck weggemacht. Auch wenn ich der Meinung bin, dass den heutigen Modeladies von Germany’s Next Topmodel eher wieder etwas Speck rangemacht werden müsste.
Das Wichtige für den Betrachter hervorheben
Egal. Es gibt tolle Bearbeitungsmöglichkeiten, ein bestimmtes Objekt auf dem Bild hervorzuheben. Den Ausschnitt anpassen ist nur eine davon. Und die wohl einfachste noch dazu. Weiter kann man mit Farben arbeiten. Beispielsweise indem man das hervorzuhebende Element in eine passende Farbe taucht und den Rest in schwarz-weiss belässt. Diese Form der Hervorhebung hat auch schon Steven Spielberg im Film Schindlers Liste angewendet. Der Film ist ja bekanntlich in schwarz-weiss. Ein ganz bestimmtes Mädchen erscheint jedoch jeweils mit einem roten Mantel. Ein Effekt, der mir in Erinnerung blieb. Wie so einiges anderes aus dem Film auch.
Das Bild bleibt im Grunde das gleiche. Es kommt nichts dazu. Es fehlt auch nichts. Aber die Wahrnehmung mit der farblichen Hervorhebung ist eine ganz andere.
Zugegeben. Wir haben auch schon mal etwas mehr getan. So haben wir bei (eigenen) Fotos aus dem Arches Nationalpark in den USA, einfach mal fremde Leute wegretuschiert. Was blieb, ist ein tolles Foto meiner Frau unter einem der Steinbögen. Ist das nun zuviel des guten? Präsentieren wir doch ein Foto so ganz ohne Touristen an einem Ort, wo es in aller Regel nur so wimmelt davon. Wir können hier wohl dafür und dagegen argumentieren.
Die vorhandenen Möglichkeiten nutzen
Zurück zur Grundfrage im Titel. Wie weit darf Fotobearbeitung gehen? So ganz klar lässt sich das aus meiner Sicht nicht beantworten. Eine gewisse Bearbeitung finde ich durchaus sinnvoll. Auch ich wende einige Möglichkeiten der Nachbearbeitung an. Schliesslich will man aus seinen Bildern das Beste herausholen. Das fängt bei der Kamera und dem Objektiv an. Geht weiter mit der Wahl eines schönen Motivs. Sehr wichtig sind die Lichtverhältnisse und somit das Wetter. Ein Ende nimmt das ganze bei der Nachbearbeitung am PC. Nutzen wir doch die Möglichkeiten der digitalen Fotografie!
Abschliessend eine kleine Liste von Bearbeitungsmöglichkeiten von Bildern. Gewertet nach meiner persönlichen Einschätzung. Darf man? Soll man? Oder eben nicht?
- Farben und Schärfe aufbessern (ja, klar)
- Horizont gerade machen (ja, klar)
- Rote Augen entfernen (ja, klar; sieht ja sonst scheusslich aus)
- Bestimmte Elemente auf dem Bild hervorheben
- Ausschnitt verändern, Bild zuschneiden (ja, klar)
- Farblich hervorheben (ja, klar; gibt tolle Bilder)
- Fremde Personen wegretuschieren (kommt auf die Verwendung an, wohl eher ja)
- Sich selber irgenwo hin zaubern, auf ein Bild eines sonst unerreichbaren Ortes (nein, kann höchstens als Gag mal lustig sein)
- Fotomontagen, bei denen die Aussage oder der Zusammenhang des Bildes zu stark verändert wird (nein, bitte nicht)
Trotzdem. Nutzt nicht nur die Möglichkeiten eurer Kamera. Gebraucht auch die umfangreichen Bearbeitungsoptionen der Fotoprogramme. Egal, ob Photoshop, das freie Gimp oder sonst irgendein Tool. Selbst mit dem einfachen Paint von Windows kann man schon sehr praktisch Bilder zuschneiden.
Und dann beeindruckt eure Liebsten mit sensationellen Schnappschüssen aus euren Ferien.
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Hallo Stefan,
vielen Dank für Deinen Beitrag zu unserer Blogparade.
Ich stimme Deiner Einstellung zum Thema Bildbearbeitung vollkommen zu. Deine Bearbeitungen zeigen schon, dass wir da sehr ähnlich ticken – die vorher/nachher Vergleiche sehen bei mir ähnlich aus.
Auch Deine Liste, was ist erlaubt und was nicht, kann ich so unterschreiben. Wobei ich finde, auch Fotomontagen sind erlaubt, wenn die a) gut gemacht sind und b) darauf hingewiesen wird, dass es eine Montage ist (wenn es nicht ohne Hinweis erkennbar ist).
Übrigens, schöner Blog mit sehr schönen Reisezielen. 😉
LG Thomas
Vielen Dank 🙂
Und ja, Fotomontagen sind unter gewissen Umständen sicher auch ok. Leute wegretuschieren ist ja im Grunde auch nichts anderes.
Hallo
Das mit den farblichen Hervorhebungen bei Schwarz Weiß Bildern hab ich auch schon gemacht – ich finde da kommen viele Bilder erst richtig zur Geltung. Ich habe auch schon oft Leute weggestempelt oder z.B Lichtmasten.
Tolle Fotos 🙂
Grüße Sandra
Dankeschön 🙂
Vielen Dank für die Erwähnung und Verlinkung.
Ein interessanter Aspekt ist die „Entvölkerung“ von Bildern – sprich: Störende Menschen einfach rauszunehmen. Machbar und legitim, so lange man mit dem Bild nicht behauptet oder den Anschein erwecken will, man sei völlig allein in Pisa vor dem Schiefen Turm, dem Brandenburger Tor oder dem Colosseum gestanden.
Danke auch. Es gibt auch Orte, da gehören „frende“ Leute halt einfach mit auf das Bild. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es ja heute nur im Kombi-Paket mit vielen anderen Touristen.
„Was ist aber nun erlaubt? Was wird vom Betrachter noch akzeptiert?“
Für wen machst Du DEINE Bilder? Ich mache meine in erster Linie für MICH. Für mich ist Fotografie Hobby, Kreativität, Zeit zum Abschalten. Wenn das, was ich mache anderen gefällt, dann freue ich mich, aber ich muss mich nicht verbiegen um anderen zu gefallen. Damit würde mein Hobby zu einer Art Prostitution. Man muss im Leben auch damit klar kommen, dass es immer welche gibt, denen es nicht gefällt.
Mit ein Auslöser für meine Einstellung zur Entwicklung war, dass es Leute gab, die Mehrfachbelichtungen in der Kamera machten. Ja, das haben die „alten Römer“ auch schon analog gemacht, indem der Film einfach nicht transportiert wurde 😉 – Nun können das neuere digitale Kameras – älter halt nicht. Was macht aber die Kamera intern? Sie macht das gleiche, was ich auch in Photoshop machen kann. Warum ist das eine dann Bearbeitung und wird verteufelt – das andere kommt aus der Kamera und ist natürlich völlig „biologisch“ und frei von jedweder Bearbeitung. *Hüstel* – viele der heutigen Kameras sind intern fitter als die meisten von uns an Photoshop & Co. …
Die, die früher ein Labor ihr eigen nennen konnten und mit den chemischen Substanzen ihre Negative zu Papierbildern haben werden lassen haben auch schon gepanscht und probiert und sich nicht immer an die Vorschriften der Hersteller gehalten. Gerade daraus sind viele besonderen Entwicklungsprozesse entstanden – so wie z.B. die Crossentwicklung, wo ein Diafilm wie ein Negativfilm behandelt wurde oder umkehrt. Zum Glück hat sich nicht jeder an die „Vorschriften“ gehalten 🙂
Da DRAUSSEN sitzt keine Kommission, die sagt dieses darf nicht, jenes darf nicht – da sitzen nur Neider und Leute mit wenig Akzeptanz. Wenn wir immer nur Regeln befolgen müssen und auch in Bereichen, wo wir mit Regelbrüchen niemandem wirklich schaden (also im Straßenverkehr z.B. machen Regeln schon Sinn 🙂 ), dann ist es doch keine innere Befriedigung mehr. Dann lebst Du an dem vorbei, was für Dich Leben wäre, und das müssen wir schon in so vielen Bereichen akzeptieren, dass wir da, wo wir kreativ und frei sein könnten das doch auch bitte für uns nutzen!
Warum also immer rechtfertigen für etwas, was DEINS ist!
Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich stimme mit dir überein. Grundsätzlich darf jeder mit seinen Bildern machen, was er will. Was er für richtig hält.
Ich schreibe in meinem Beitrag nur einfach meine Meinung dazu. Das ist absolut kein Regelwerk. Das ist auch die Idee der Blogparade, dass jeder schreibt, was er dazu denkt.
Besten Grüsse,
Stefan