Wenn Männer geniessen. Und kochen!
Ein schöner Sommerabend. Zwei Fässli Bier zum Apero. Drei Gänge für den Gaumen. Vier Platten auf dem Kochherd. Fünf Hände zum Begrüssen. Und sechs Männer am Tisch!
Was will man (oder frau) eigentlich noch mehr? Ok, die Frauen gehen an diesen Abenden jeweils ihren eigenen Beschäftigungen nach. Für einmal gehört der ganze Bereich zwischen Küche und Esstisch alleine den Männern. Vielmehr exakt die beiden Endpunkte. Küche und Esstisch.
Heute kochen die Männer! Denn es ist mal wieder Männerplauschkochen angesagt. Vor knapp zwei Jahren haben wir unsere Kochabende ins Leben gerufen. Alle zwei Monate sind wir bei einem der Herren zu Gast. Ergibt praktischerweise genau ein Jahr. Wäre da nicht das siebte Dinner. Dazu gehen wir jeweils auswärts und lassen uns bekochen.
Das Prinzip ist einfach. Der Gastgeber stellt ein Menu zusammen und kauft ein. Die Gäste erfahren dann beim Apero, was es zu kochen gibt. Ja, und dann gehts los. Jeder schnappt sich irgendein Rezept und legt los. Der Gastgeber wirkt meistens mehr als Troubleshooter. „Wo hast du Pfeffer?“ „Ich brauche eine Schüssel!“ „Wie funktioniert denn dieser Backofen?“ Fragen und Ausrufe, die immer mal wieder kommen. Aber mit der Zeit kennen wir unsere Küchen auch gegenseitig bestens.
So. Ich schreibe hier nicht ohne Grund von unseren Männerkochabenden. Natürlich sind wir vor kurzem wieder mal zusammen gekommen und haben ein feines Nachtessen genossen. Also zumindest die Vorspeise und der Hauptgang waren sehr lecker. Auch Bier, Wein und Kaffee waren gut. Der Schnaps schon fast zu gut. Und die Flasche plötzlich aus uns nicht erklärbaren Gründen leer. Nur beim Dessert, da hatte sich aus ebenso unerklärlichen Gründen ein Ei zuviel eingemischt. Völlig unnötig zu erwähnen, dass ich derjenige war, der da seine Hände mit in der Schüssel hatte.
Aber egal, kommen wir zu den kulinarisch hochwertigen Gängen. Zur Vorspeise gab es Bruschetta mit Mozzarella. Einfach, aber sehr fein. Die Baguette-Scheiben kross auf dem Grill angebraten und dann mit dem Tomaten-Zwiebel-Knoblauch-Gemisch belegen. So die Zubereitung ganz extrem abgekürzt. Gewürze und Olivenöl gehören natürlich auch dazu.
Der Hauptgang war für mich mal wieder ein neues Erlebnis. Etwas, das ich bestimmt auch mal selber kochen werde. Es wurden Filetstücke in Speck eingewickelt und die Tomatensauce in der Pfanne vorgekocht. Anschliessend kam alles in einem Topf rund 45 Minuten in den Backofen. Und dann war er fertig. Der Toskanische Filettopf. Dazu gab es Spiralen. Also Nudeln.
Wer mag, kann noch Gemüse dazu geben. So rein farblich käme der Teller bestimmt noch etwas besser daher. Aber wir mochten nicht und dem Geschmack von Fleisch, Sauce und Nudeln tat das fehlende Gemüse keinen Abbruch.
Dieses Gericht ist sehr gut geeignet, um eine grosse Menge Gäste zu verköstigen, da es einfach vorzubereiten ist und immer besser wird, je später die Gäste kommen.
Dieses Gericht ist sehr praktisch für Besuch. Vorbereiten kann man alles in Ruhe und wenn der Besuch da ist, schmort einfach alles im Ofen. Keine Hektik. Kein Stress. Zu gegebener Zeit nur noch den Topf aus dem Ofen holen und servieren. Mit oder ohne Gemüse.
Ja, und nun zum Dessert. Es sah aus wie Panna cotta, schmeckte aber leider wie ein dickes Ei. Der Titel des Rezeptes verwies auf ersteres. Logisch. Wer isst schon dicke Eier zum Nachtisch? Ich nicht und das soll was heissen. Nun. Unser Rezept war eine Variante von Panna cotta ohne Gelatine. Dafür mit Eiweiss als Binder. Alles noch kein Problem.
Nur bekamen wir die klare Anweisung, noch ein Schälchen mehr zu machen. Also nicht nur sechs, sondern sieben. Für die liebe Freundin des Gastgebers. Machen wir doch gerne. Wirklich! Also gaben wir einfach von allem ein bisschen mehr dazu. Ohne gross zu rechnen. Da kamen halt anstatt drei, nun vier Eier in die Schüssel.
Wer jetzt nur ganz wenig mit Rechnen anfängt, merkt vielleicht, dass das Verhältnis so ganz eventuell nicht mehr stimmen kann. Gemäss dem eierigen Resultat ist hier völlig unnötig zu erwähnen, dass wir NICHT gerechnet haben. Wir habens einfach gemacht. Mit viel Liebe. Und viel mehr Ei. Schade eigentlich, denn ansonsten gelang das Panna cotta wunderbar.
Aber alles klein Problem. Der eher üble Dessertgeschmack konnte unmittelbar mit Grappa neutralisiert werden. Von dieser Möglichkeit wurde denn auch ausgiebig Gebrauch gemacht. Auch die Kaffeemaschine zügelte spontan auf den Tisch. Gut, hat der Gastgeber so eine praktische Nespresso-Maschine. Nur blöderweise kann man da zwischen zwei Grössen wählen. Zwischen Espresso und normaler Kaffeelänge. Dass man dazu auch die entsprechende Tasse unterstellen sollte, vergassen wir zwischendurch auch mal. Nur war die Tasse nie zu gross.
Also Männer! Geniesst nicht nur das Essen auf dem Tisch. Geht ran an den Herd und bekocht auch mal eure Frauen. Sie werden es lieben.
Das nächste mal dann den Panna Cotta doch lieber mit Gelatine oder Agar-Agar…?