Warum ist lesen für mich wichtig?
Welch gute Frage. Warum ist lesen für mich wichtig? Nun, ganz spontan kommen mir drei Stichworte in den Sinn. Entspannen. Abschalten. In Geschichte eintauchen. Diese Gedanken beziehen sich jedoch in erster Linie auf Romane. Geschichten. Weniger auf Fachbücher, Zeitschriften und Tageszeitungen. Aber trotzdem habe ich damit im Wesentlichen die Antwort gegeben.
Beruflich lese ich ab und zu Zeitschriften-Artikel oder auch Fachbücher. Oder einfach Teile davon. Um ein wenig über das aktuelle Weltgeschehen Bescheid zu wissen, verfolge ich natürlich die Nachrichten. Da überfliege ich jedoch zumeist einfach die Schlagzeilen und lese dann ausgewählte Artikel. Aber nur bei Interesse. Dies dann jeweils online. Ausnahme bildet die Sonntagszeitung. Wenn es die Zeit erlaubt oder ich mir die Zeit nehme, dann blättere ich ganz gerne die NZZ am Sonntag durch. Und lese in aller Regel so einiges.
Und ich lese immer mal wieder Blogs. Nicht meinen. Diesen. Sondern andere. Es gibt viele Interessante zu unterschiedlichen Themen. So habe ich auf Mehr als nur Geschichten den Beitrag Literarische Angelegenheiten – Warum ist lesen für mich wichtig? gelesen. Zum gleichen Thema hat auch zu ende gelesen seine Gedanken hier niedergeschrieben. Diese beiden Beiträge haben mich inspiriert, mir selber diese Frage zu stellen. Warum ist lesen für mich wichtig?
Eines ist für mich klar. Um mich wirklich zu entspannen sind Fachbücher und Tageszeitungen die falsche Lektüre. Dazu benötige ich Geschichten, in die ich eintauchen kann. Romane, in welchen meine Gedanken mitleben und mitfühlen können. Heute bevorzuge ich in erster Linie Kriminalromane und Thriller. Seien es amüsante Alpenkrimis aus dem Allgäu oder auch die eher härtere Variante aus Frankfurt oder dem Norden Europas. Die einen sind unterhaltsam, die anderen desöftern auch mal gruselig und schaudernd.
Ebenfalls ein Muss waren für mich die historischen Romane von Ken Follet mit seinen beiden Trilogien. Aber auch seine Agenten-Thriller waren bei mir beliebt, genauso wie die Bücher von Steve Berry. Wichtig für mich ist, dass ich mich mit einer Person identifizieren kann. Dass die Person mir einigermassen sympathisch ist. Wenn ich mich in einer Person wiedersehen kann, fühle ich so richtig mit. Dann löse ich die Fälle beinahe alleine. Oder bin am Ende einfach froh, wenn die Bösen hinter Gitter sind. Oder tot.
Aber wie war es früher? Ich habe nicht immer viel gelesen. Ich hatte auch meine lesefreien Lebensabschnitte. Aber die Begeisterung für das Lesen war mit Sicherheit als Kind schon vorhanden. Und das ist bestimmt einer der Hauptgründe, weshalb ich auch heute so gerne lese. Auch als Kind habe ich mit den Hauptpersonen gelebt. Habe mit ihnen gelacht. Geweint. Habe mich den bösen Übeltätern gestellt. War mutig. Mutiger als in Wirklichkeit.
In meinen ersten Büchern waren die Bösewichte noch nicht so böse. Da gab es noch keine Toten. Das waren Bücher, die auch heute wieder aktuell sind in meinem Alltag. Als Papi eines bald zweijährigen Buben. Globi. Papa Moll. Und Barry. An die Geschichte vom Bernhardiner Barry, dem Retter auf vier Pfoten, kann ich mich noch gut erinnern. Auch immer lustig waren natürlich Mickey Mouse und die lustigen Taschenbücher. Oder Kinderzeitschriften wie der Spick oder das Junior Club Heft.
Später wurde TKKG aktuell. Von denen hatte ich die ganze Reihe. Glaube ich zumindest. Es waren auf jeden Fall viele. In den spannenden Geschichten von Tim, Karl, Klösschen und Gaby sowie deren Hund Oskar identifizierte ich mich natürlich am meisten mit dem starken Tim. Dem Anführer der Bande. Dieser hatte zu Anfang übrigens noch den Spitznamen Tarzan, welcher jedoch aus lizenzrechtlichen Gründen aufgegeben werden musste. Auch Pippi Langstrumpf wurde von mir verschlungen. Nicht nur als Buch. Auch im Fernsehen natürlich. Zuerst im TV sah ich die Serie von Nonni und Manni. Das Buch der beiden Isländer Brüder sowie deren Fortsetzung Nonni habe ich mit viel Spannung gelesen. Daher stammt auch heute noch meine Begeisterung für Island. Für die Landschaft und die Vulkane der nordeuropäischen Insel.
Als ich langsam erwachsen wurde, änderte sich mit der Zeit auch mein Bücherregal. Der Inhalt natürlich. Das Regal selber steht auch heute noch in unserem Keller. Nun ohne Bücher, dafür mit Werkzeug. Völlig egal an dieser Stelle. Schliesslich liegt der Grösste Teil meiner heutigen privaten Bibliothek auf dem E-Book-Reader. Aber zurück in die Zeit als junger Erwachsener. Es begann die Zeit der Klassiker. Teils „musste“ ich welche lesen für Lehre und Studium, teils wollte ich sie lesen. Aber fast immer las ich sie gerne. Die Werke von Friedrich Dürrenmatt (Der Besuch der alten Dame und andere), Eveline Hasler (Anna Göldin – Letzte Hexe und andere) oder Friedrich Glauser (Wachtmeister Studer und andere) stehen auch heute noch als „richtige“ Papierbücher im Regal. In einem anderen. Ohne Werkzeug.
Es folgte die Zeit der Kriminalromane. Eine Zeit, die bis heute anhält. Die Wallander-Romane vom Schweden Henning Mankell habe ich allesamt gelesen. Ebenso die Krimi-Reihen um Julia Durant oder Peter Brandt von Andreas Franz. Heute führt Daniel Holbe die Romane vom verstorbenen Andreas Franz weiter. Ebenfalls sehr gut finde ich die Bücher von Michael Theurillat mit dem Zürcher Kommissar Eschenbach. Nicht wegen Zürich. Und auch nicht weil ich aus Eschenbach stamme. Nein. Ganz einfach weil es gute Krimis sind. Etwas brutaler geht es in den Thrillern von Jo Nesbo, Hakan Nesser, Stieg Larsson oder Joy Fielding zu und her. Aber auch in solch brutalere Geschichten tauche ich gerne mal ein.
Vor einiger Zeit wurden meine Frau und ich aufmerksam auf erste Alpen-Krimis. Angefangen hat es mit dem Allgäu. Das weitete sich immer mehr aus, sodass wir heute gleich mehrere Favoriten an solchen sehr amüsanten und unterhaltsamen Krimis haben. Alle handeln sie zwischen München und der österreichischen Grenze. Manchmal auch darüber hinaus.
Der spassigste ist der Eberhofer aus Niederkaltenkirchen. Geschrieben von Rita Falk. Von und mit Eberhofer gibt es sogar erstaunlich gute Verfilmungen. Genauso ulkig, einfach ganz anders geschrieben, sind die Romane mit Kommissar Kluftinger vom Autoren-Duo Volker Klüpfel und Michael Kobr. Die Bücher sind Top. Dies trifft hier leider nicht für die gemachten Verfilmungen zu. Die sind für mich ein ganz klarer Flop.
Ebenfalls im süddeutschen Raum ermittelt der Kriminalhauptkommissar Jennerwein mit seinem Team. Erschaffer ist da der Autor Jörg Maurer. Nicht zu vergessen die Irmi Mangold in den Büchern von Nicola Förg sowie die Reihe „Laura Gottberg ermittelt“ von Felicitas Mayall.
Ihr seht. Oder lest. Ich lese sehr gerne. Und viel. Aber wichtig ist mir trotz all den vielen Büchern, die es noch zu lesen gäbe, dass ich mich auch in der realen Welt bewege. Und das nach wie vor zur Hauptsache. Lesen sollte nicht allzu fest überhand nehmen. Es gibt so vieles zu entdecken und erleben ausserhalb der literarischen Welt. Und das wichtigste: es gibt so viele liebe Menschen um einen.
Lesen ist eine eher egoistische Beschäftigung. Man sollte also auch die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht darunter leiden lassen. Aber man kann über Bücher diskutieren und lachen, die man gemeinsam am Lesen ist. Aber nie was wichtiges verraten! Übrigens ein grosser Vorteil von einem E-Book. Das braucht man nur einmal zu kaufen und trotzdem können beide nebeneinander im gleichen Buch lesen.
Bücher gemeinsam zu lesen birgt auch Gefahren. Nämlich die, dass man die Frage gestellt bekommt: „Bist Du schon an der Stelle, wo…?“ Das ist mir schon so häufig passiert (und ich war NIE schon „an der Stelle, wo“), dass ich mittlerweile hysterisch mit den Händen fuchtele, wenn jemand mit dieser Frage anfängt. 😉
Und trotzdem: Ein E-Book-Reader kommt mir nicht ins Haus! 😉
Stimmt schon. Eine Situation, die es zu vermeiden gilt. Wenn immer möglich. Vor allem auch, da ich der langsamere Leser bin und dann eben sicher auch noch nicht an der Stelle bin, wo…, eben.
Hallo Stefan,
vielen Dank, dass du deine ganz persönlichen Leseeindrücke in diesem Beitrag geteilt hast. Vielleicht möchtest du bei der nächsten Frage wieder deine Gedanken mit uns teilen.
Interessant finde, dass du lesen als egoistisch bezeichnest und möchte diesen Gedankengang kurz aufgreifen. Das klingt natürlich beim ersten Lesen härter, als es gemeint ist. Und ich verstehe den Hintergrund dieser Aussage, denn natürlich gebe ich dir Recht, dass man sich nicht nur in Bücherwelten flüchten sollte.
Für mich ist das Lesen allerdings etwas, was ich mit anderen teile. Durch gelesene Bücher entstehen Kommunikationen mit Freunden oder Menschen, die genauso gerne lesen wie ich. Auch über Bücher, die ein Gesprächspartner nicht gelesen hat, lässt sich, ohne näher auf den Inhalt einzugehen, sehr gut sprechen. Jede Geschichte hinterlässt ein Gefühl oder einen Eindruck, den man an andere Menschen weitergeben kann. Ich höre auch gerne jemandem zu, der von einem Buch erzählt, das ich nicht kenne. Man kann aus diesen Gesprächen trotzdem sehr viel für sich selbst mitnehmen. Somit kann Lesen ebenfalls eine Art Verbindung zur realen Welt sein. Man muss nicht zwangsläufig mit sich alleine sein.
Viele Grüße,
Lauretta
Hallo Lauretta
stimmt natürlich, „egoistisch“ klingt sehr hart und damit habe ich auch nur das eigentliche Lesen gemeint. Aber das hast du, glaube ich, auch so verstanden.
Ansonsten gebe ich dir vollkommen recht. Wir reden zum Beispiel daheim viel über unsere Bücher. Insbesondere jene, die wir beide lesen.
LG, Stefan
Hallo Stefan!
Was für ein toller Beitrag von dir! 🙂 Da hast du dir ja ordenltich Gedanken dazu gemacht, weshalb das Lesen für dich wichtig ist!
Ich denke auch, dass es wichtig ist, zu unterscheiden, ob man liest, weil es einem Unterhaltung bietet oder ob man liest und darin mehr findet. Ich z.B. habe mit der Zeit gemerkt, dass Lesen nichts ist, was ich „mal nebenbei“ machen kann und mir dafür mittlerweile sehr viel Zeit nehme. Auch Besprechungen nehmen eine gewisse Zeit in Anspruch. Ich habe mich von dem Gedanken gelöst, jemals alles lesen zu wollen, weil das gar nicht erst klappt. Aber das, was man liest, kann und sollte einem schon zusagen.
Lesen habe ich bisher noch gar nicht als egoistische Tätigkeit betrachtet, weil ich in irgend einer Form immer darüber im Ausstausch stehe. Und ich denke nicht, dass man für ein Buch gleich die ganze Familie vernachlässigt. Allerdings ist das ein interessanter Ansatz, den du hier aufführst und den ich keinesfalls verneinen will. Weil man kennt es ja: „Nur noch ein Kapitel!“ – zack sitzt man in der beschrieben Situation und drängt das Lesen in den Vordergrund.
Herzlichen Dank an dich, fürs Erwähnen und vielleicht magst du ja bei der nächsten Angelegenheit gerne wieder deine Gedanken äußern!
Liebe Grüße
Henrik
Seit ich blogge, lese ich weniger. Zumindest weniger „Richtiges“, wenn man ein Buch mal so bezeichnen darf. Denn natürlich gibt es auch in den vielen Blogs, die ich mitlese, gute Inhalte, die zum Denken anregen, unterhaltsam sind, die Fantasie beflügeln und einem – um dein Thema aufzugreifen – voller Egoismus immer wieder an den PC zurück locken, um zu sehen, wer was geschrieben hat.
PS: Liest du auch Petra Ivanov? Meine derzeitige Lieblings-Autorin, obschon ich eigentlich nicht so gerne Krimis lese, aber mit ihren super recherchierten Texten und den sympathischen Protagonisten ist Ivanov für mich Pflicht-Lektüre.
Vielen Dank für den Tipp! Habe noch nie von Petra Ivanov gehört, aber die Beschreibungen sprechen mich schon mal an. Und lebt sie ja sogar noch ganz in der Nähe.
Du musst dir unbedingt die Flint/Cavalli Serie reinziehen. Wenn möglich der Reihe nach. Ich arbeite noch dran…