Vorzüge der heimischen medizinischen Versorgung
Unsere diesjährigen Herbstferien in Italien verliefen deutlich anders als geplant. Geplant waren zwei Wochen in der Toskana und bis Florenz haben wir es auch noch ohne Zwischenfälle geschafft. Doch dann stolperte ich über eine Zeltschnur und brach mir den linken Mittelfussknochen. In der Folge waren wir froh um gute medizinische Versorgung.
Es folgte eine Visite eines ersten Arztes auf dem Camping, ein Besuch im Spital von Cecina sowie die frühzeitige Heimreise, weil einfach alles viel zu anstrengend wurde. Wieder daheim war ich froh darum, denn so einiges wurde nach dem Besuch beim Hausarzt komfortabler.
Der Plan: Zwei Wochen Toskana
Die Vorfreude war gross bei uns allen und endlich ging es los. Mit dem Start der Herbstferien – unser Kleiner ist ja jetzt im Kindergarten – fahren wir mit unserem VW-Bus T4 los gen Süden. Mit einer Übernachtung in Bellinzona fahren wir nach Florenz, wo wir drei Nächte bleiben. Es ist eine absolut sehenswerte Stadt mit vielen alten Bauten, viel zu vielen Touristen und einem angenehmen Camping direkt am Fluss Arno gelegen (Camping Firenze in Town).
Doch so wirklich richtig freuen wir uns auf die Tage am Meer, irgendwo an der Küste der Toskana. Und auch auf die vielen kleinen Orte und Städte wie Siena, San Gimignano oder Bolgheri freuen wir uns sehr. Nicht zu vergessen die Köstlichkeiten inmitten der Olivenbäume und Weinreben des Chianti-Gebietes. Da steht also noch einiges an und somit packen wir in Florenz zusammen und fahren weiter. Oder besser gesagt, wollen los fahren.
Der Stolperer: Hinkebein lässt grüssen
Unsere Abfahrt wird unsanft verzögert, da ich höchst persönlich saudumm über eine Zeltschnur stolpere und mit dem linken Fuss knallhart aufschlage. Der Schmerz ist sofort gross, genauso der Schwindel und die schwarzen Schwaden vor meinen Augen. Ups, da ist wohl was nicht mehr ganz so gut. Von meinem Schrei angeklockt kommt eine super nette Schweizerin und hilft uns – also meiner Frau und unserem Sohn – bei der Erstversorgung mit Kühlen und Lagern.
Der von meiner Frau via Reception gerufene Arzt erscheint ebenfalls zeitnah und betrachtet den Fuss mal kurz. Er kommt zum Schluss, dass er wahrscheinlich nicht gebrochen sei. Ich könne wohl schon bald wieder normal laufen. Im Nachhinein entlockt mir das ein mildes Lächeln. Er verschreibt mir Schmerzmittel und einen Stützsocken und fragt so nebenbei am Schluss noch, ob ich jetzt schon was gegen die Schmerzen möchte. JA KLAR! Es tut nämlich verdammt weh und da ist nun das Jammern echt noch nicht dabei.
Der Optimismus: wie könnte es in den Ferien anders sein
Also gut, Käptn Hinkebein und Familie sind ferienmässig total optimistisch unterwegs und glauben dem Arzt, dass der Fuss grundsätzlich noch ganz ist. So hinke ich in der Gegend rum, kann meiner Frau aber trotzdem nur wenig beim Ab- und späteren Aufbauen des Vorzeltes und allem drumherum helfen. Eine Situation, die sich völlig bequem anhört, mich aber total angurkt. Am Abend wird der Optimismus bei Wein und Pizza noch grösser und so hinke ich später guten Mutes ins Bett.
Zu diesem Zeitpunkt sind wir bereits eine Station weiter in Marina di Castagneto Carducci, auf einem super tollen Camping direkt am Meer, dem International Camping Village Etruria. Dies bei weiterhin traumhaft sommerlichem Wetter. Sonnenschein bei knapp 25 Grad mit teilweise starkem Wind für optimales Drachensteigen. Aber naja, solche Aktivitäten und alles andere, wozu man optimalerweise zwei Füsse benötigt, waren gerade nichts für mich.
Das Spital: langes Warten nach schnellem Starten
Ein Tag nach dem Stolperer war mein Fuss sowie Teile des unteren Beines um einiges grösser. Sprich stark angeschwollen und die Blutergüsse wurden überall auf dem Fuss immer stärker und zahlreicher. Meine Frau wollte sofort mit mir ins Spital, ich wollte ihnen erst einmal mindestens einen Strandtag gönnen. Also einigten wir uns darauf, an diesem Tag an den Strand zu gehen und am folgenden Tag frühmorgens nach Cecina ins Spital zu fahren.
Das war eine weise Entscheidung. Nicht unbedingt das Warten, vielmehr das Aufsuchen des Spitals. Dank der frühen Morgenstunde gind erst alles recht flott. Eins zwei, war ich angemeldet, habe kurz wenige Sekunden eine Ärztin zu Gesicht bekommen und die Röntgenbilder meines linken Fusses waren im Kasten. Die Atmosphäre im Spital war im übrigen ziemlich angenehm, die Verständigung jedoch nicht immer ganz so einfach. Ich wurde im Rollstuhl immer mal wieder hin und her geschoben und wartete schlussendlich knappe drei Stunden vor dem Ärztezimmer der Gipserabteilung.
Der Buchstabe N: irgendwo zwischen 4 und 17
Dass ich hier einen Gips erhalten werde, ahnte ich jedoch erst nach und nach. Ich wusste ja erst nicht so ganz, was mich hinter dieser Türe erwartet. Doch irgendwann hörte ich mal eine laute Säge aus dem Zimmer und ich merkte, dass hier Leute mit Gips rein gehen und ohne raus oder das ganze umgekehrt. Wann ich an der Reihe sein werde, war etwas weniger klar.
Grundsätzlich erhielten alle Patienten der Visite eine Nummer, nur ich und wenige andere hatten einen Buchstaben – meiner war N. Die genaue Taktik ist mir heute noch unerklärlich, doch ich wurde vor der Türe abgestellt, als die Nummer 4 an der Reihe war und wurde durch die Türe geschoben nach der Nummer 16. Vor mir waren übrigens ganze zwei Buchstaben dran.
Der Gips: Italienisch günstig und Schweizerisch komfortabel
Nun denn, schlussendlich ging alles schnell und ich hatte einen Gips am Fuss bis unters Knie. Nach der abschliessenden nur wenige Augenblicke dauernden Visite bei der zuständigen Ärztin des Notfalles hiess es dann: „You can go“. Äh, ok. Soll ich denn hier jetzt einfach so mit Gips aus dem Rollstuhl raus und aus dem Spital humpeln? Also fragte ich erstmal nach Krücken und dann auch noch nach den Röntgenbilder. Zweiteres erhielt ich nach weiterem Hin- und Her-Geschiebe und ersteres mussten wir im Anschluss in der Nähe des Spitals selbst kaufen gehen. Es nimmt halt ein jeder sein persönliches Souvenir aus den Ferien mit nach Hause.
Zusätzlich mussten wir in einer Apotheke noch Blutverdünner-Spritzen holen, was für sich selbst wieder ein tolles Gaudi war. Blütverdünner war mir ja seit meiner Lungenembolie vor nicht allzu langer Zeit durchaus ein Begriff. Da die Apotheke jedoch nur noch ein Sechser-Pack Spritzen vorrätig hatte und ich diese mindestens vier Wochen täglich spritzen muss, wollte die liebe Dame unbedingt sicher gehen, dass ich verstehe, dass dies nicht reicht für diese vier Wochen. Also telefonierten wir mit ihrer Freundin, sie auf italienisch, ich auf englisch. Nach zwei Anrufen war sie dann sicher genug, dass ich verstanden habe.
Die Heimfahrt: einfach weil es gescheiter war
Soviel kann ich heute sagen: ich brauchte gerade mal vier Spritzen von diesem Sechser-Pack. Wenige Tage später und gerade mal nach der Hälfte unserer zwei Wochen reisten wir nach Hause. Es war schlussendlich zu anstrengend und unsere Nerven lagen zeitweise blank. So konnte ich eine knappe Woche nach dem Stolperer meinen Hausarzt in der Schweiz aufsuchen und Schluss war mit diesen Blutverdünner-Spritzen. Nicht, dass die nicht wichtig wären. Es war so ziemlich die erste Frage, die mein Hausarzt mir stellte. Nur kann dasselbe heute auch mit Tabletten erreicht werden und ich muss mir nun also nicht rund 30-mal in den Bauch stechen.
Dasselbe mit dem Gips. „Kann man so machen, in der Schweiz würden wir das heute anders machen.“ Das war der Kommentar meines Hausarztes zum italienischen Gips. Damit durfte ich auf keinen Fall abstehen und auch Duschen und Waschen war überaus mühsam. Noch am selben Tag erhielt ich einen orthopädischen Gips-Schuh, welchen ich bequem an und ausziehen kann und mit welchem ich mit der notwendigen Vorischt auf der Ferse sogar auftreten darf. Der Fuss ist immer noch gebrochen, ich bin immer noch stark eingeschränkt in der Mobilität, aber dennoch ist alles schon viel komfortabler.
Der Plan 2020: Zurück in die Toskana
Eines ist klar, wir kehren zurück in die Toskana. Nächstes Jahr werden wir einfach alles nachholen, was wir dieses Jahr verpasst haben. Es war trotz allem wunderschön und wir freuen uns bereits auf die Herbstferien 2020. Zuvor werden wir im Sommer in unsere schönen Schweizer Berge fahren. All dies mit einem gesunden Fuss, da bin ich nun wieder ferienmässig optimistisch.
Erst einmal hinke ich mit meinen Krücken in der Gegend rum und schone meinen Fuss so gut es geht für die Erholung. Damit er wieder richtig gesund wird und ich auch bald mal wieder Laufen gehen kann. Ich liebe Bewegung und deshalb fehlt mir diese aktuell ganz enorm. Aber ich will nicht jammern, es könnte definitiv schlimmer sein und somit habe ich jetzt einfach meinen ersten Knochenbruch überhaupt.
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Schade dass dein Urlaub so geendet ist (oder eher begonnen hat). Ich fühle auch mit dir den Bruch betreffend, ich habe mir den Unterarm gebrochen (beim Sport). Sieh es mal so, du hast jetzt noch etwas Zeit daheim und kannst dich hoffentlich von deiner Familie etwas verwöhnen lassen. Und der nächste Urlaub wird dafür um so schöner!
Hallo Tnaja und vielen herzlichen Dank 🙂
Ja, wir konnten diese Woche zu Hause nun doch noch recht gut geniessen. Es ist wie es ist und wir machen das Beste draus.
Liebe Grüsse, Stefan