Von Null auf Marathon
Laufveranstaltungen erfreuen sich grosser Beliebtheit und motivieren immer wieder neue Leute zum Laufen. Das ist schön, wie ich finde. Denn schliesslich tut das Laufen der Seele gut und macht ganz viel Spass. Nicht allen, aber vielen. Was ich jedoch nicht immer ganz verstehe, ist, wenn sogenannte Laufänger innert kürzester Zeit einen Marathon laufen wollen. Ist das gesund und macht so das Laufen auf längere Zeit auch wirklich Spass? Ein paar Gedanken eines Läufers, der den Spass in den Vordergrund stellt.
Gesunder Ehrgeiz
Für Spitzensportler ist ein gewisser Ehrgeiz zwingend, wenn man Spitzenplätze erreichen möchte. Egal, in welcher Sportart. Um national oder gar international vorne mitzumischen, muss man dem Sport häufig alles unterordnen. Ohne Fleiss, kein Preis. Dies gilt in der Welt des Spitzensports ganz besonders. Etwas anders sieht die Lage meines Erachtens in unserer Welt der Hobbysportler aus. Der Ehrgeiz relativiert sich und andere Faktoren wie der Sport alleine treten stärker in den Vordergrund.
Ich selbst laufe meist zwei bis drei mal pro Woche, wobei ein Lauf meist so zwischen 10 und 15 Kilometern liegt und gut und gerne mal anderthalb Stunden beansprucht. Daneben arbeite ich und bin noch Ehemann meiner geliebten Frau und Vater unseres aufgeweckten und ebenfalls bewegungsfreudigen fünfjährigen Jungen. Desweitern lese und schreibe ich gerne und mache zudem immer mal wieder ein bisschen Blasmusik. Aber eben, bekanntlich hat der Tag 24 Stunden und die Woche sieben Tage. Was bringt man nun hier alles unter?
Sinnvolle (Zwischen-)Ziele
Laufen hat in meinem Leben eine hohe, aber nicht die höchste Priorität. So plane ich meine Läufe um Familie, Arbeit und weitere Hobbys ein und das funktioniert für mich wunderbar. Dank Möglichkeiten des Laufens über Mittag und flexiblen Arbeitszeiten klappt das mit dem regelmässigen Laufen meist sehr gut. Nur kann und will ich aufgrund der oben erwähnten Gründen nicht unendlich oft die Laufschuhe schnüren. So bringt es für mich nichts, einem Trainingsplan nachzueifern, welcher auf eine neue (für mich) fabelhafte Bestzeit am nächsten Halbmarathon abzielt.
Ich habe einen Plan mit drei wöchentlichen Läufen, egal ob am Ende ein Wettkampf über 10 oder 21.1 Kilometer steht. Der Plan hilft mir, ein abwchslungsreiches Training zu geniessen und spornt mich immer mal wieder an, denn auch ich will natürlich die Trainingsläufe absolvieren, so gut es eben geht. Hauptziel all meiner Läufe ist und bleibt es, Spass dabei zu haben. Und ja, natürlich kommt auch bei mir der Ehrgeiz, wenn ich an einem Laufevent am Start stehe, nur einfach alles in meinen gesunden Grenzen.
Sanft steigern
Ist es nun sinnvoll, als Laufanfänger möglichst schnell einen Marathon zu laufen? Weshalb eigentlich immer gleich einen Marathon? Sag niemals nie, aber zurzeit ist der Marathon überhaupt kein Ziel von mir. Die Hälfte davon reicht mir vollständig und fordert mich genügend. Für einen Marathon müsste ich wohl noch mehr investieren und dazu habe ich weder Zeit noch Lust. Deshalb frage ich mich, ob es wirklich gesund und sinnvoll ist, innerhalb von wenigen Monaten die Laufkilometer von 0 auf 42 Kilometer zu steigern.
Grundsätzlich sollte man es doch eher sanft angehen. Erst einmal in angenehmem Tempo die Distanz steigern, später nach und nach mit dem Tempo nachziehen. Zusätzlich die Läufe nach Möglichkeit variieren und auch Rückschläge oder Stillstände des Fortschritts in Kauf nehmen. Und trotzdem ist das allerwichtigste, dass man die Freude beim Laufen behält. Wenn das Laufen zu einem Müssen wird, dann hört man früher oder später wieder auf damit und hat rein gar nichts gewonnen.
Schritt für Schritt
Also, fangt mit dem Laufen an. Dagegen spricht rein gar nichts. Setzt euch auch Ziele, denn diese spornen an und lassen einen auf etwas hinarbeiten. Aber setzt sie sinnvoll und eurem Gewissen entsprechend. Lasst die Gedanken an Marathon und Halbmarathon doch erst einmal weg, wenn ihr mit dem Laufen anfängt und startet für den Anfang mal an einem Lauf über 5 bis 10 Kilometer. So könnt ihr vom Wettkampffeeling profitieren und aufgrund dieser Erfahrungen weiter laufen und planen.
Ein Marathon kann durchaus ein Ziel sein, doch kann man sich dafür auch noch anmelden, wenn man weiss, dass man schon mal einen Halbmarathon gefinisht hat. Wenn man im Training nach 60 Minuten und 10 Kilometern total ausgepowert ist, macht es wohl keinen Sinn, weitere 32 Kilometer in Angriff zu nehmen. Denn auch diese sollten noch möglichst viel Spass machen.
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Die meiste Zeit meines Lebens habe ich so trainiert wie Du. Für mich war es normal 2 – 3 Mal die Woche etwa 10 bis 11 Kilometer unter die Laufschuhe zu nehmen. Ich habe 2 Marathons gelaufen: den San Diego und den New York Marathon. Es sind Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Aber diese Erfahrung hat für mich gereicht. Jetzt möchte ich keinen Marathon mehr laufen. Der Verschleiss des Körpers ist für mich zu gross. Man muss sich nur mal an das Ziel eines Marathons stellen und schauen, wer nach erreichen der Ziellinie noch gut aussieht. Es sind sehr wenige.
Aber die Menschen sind verschieden. Einige brauchen als Motivation das Ziel eines Halb- oder Ganzmarathons. Motivierend ist das Ziel etwas zu erreichen, der Plan und das regelmässige Training und schlussendlich das Ereignis an dem man sich bestätigen kann, etwas erreichen zu können, was man sich vorgenommen hat. Ich selber habe nur ab und zu an Wettläufen teilgenommen. Das Gefühl, Ausdauer zu haben und nicht schnell ausser Atem zu kommen und mich ganz einfach besser in meinem Körper zu fühlen hat mir stets gereicht als Motivation. Jeder muss das für sich selber rausfinden, was ihn motiviert.
Letztes Jahr hab ich mir eine Meniskusverletzung zugezogen. Deshalb habe ich fast ein ganzes Jahr nicht mehr Joggen können. Nun habe ich wieder damit angefangen und steigere mich langsam wieder auf das gewohnte Pensum.
Hi Torsten,
vielen Dank für deinen Kommentar und Beitrag. Ich wünsche dir, dass du wieder verletzungs- und beschwerdefrei laufen kannst, so wie es dir Spass macht.
Sportliche Grüsse,
Stefan.