Ver(w)irrungen mit Verkehrslotsen
Sie kommen zum Zuge bei (zu) grossem Verkehrsaufkommen. Wenn die Kreuzung verstopft ist oder man die Autofahrer auf dem Parkplatz möglichst schnell und effizient zum nächsten freien Parkplatz weisen muss. Die Verkehrslotsen. Oder Verkehrskadetten. Oder wie sie immer heissen. Halt einfach die – häufig jungen – Leute in oranger Montur und mit den weissen Handschuhen.
Manchmal funktioniert das auch. Dann nämlich, wenn die Lotsen mit klaren Handzeichen den Autofahrern genauso klare Anweisungen geben. Es funktioniert zum Beispiel am Central inmitten der Stadt Zürich. Wenn sich dort der Verkehr in sämtliche Himmelsrichtungen staut und die Fussgänger machen, was sie wollen, dann kommen dort Verkehrslotsen zum Einsatz.
Die sind dann aber nicht jung. Die sind ausgebildet und erfahren. Und die wissen ganz genau, wie sie den Verkehr zu lenken haben. Und sie tun dies selbstbewusst und mit klaren Zeichen. Kurz gesagt: die sind der Chef auf der Kreuzung!
Für mich persönlich ist diese Kreuzung der ziemliche Horror. Genau so wie für mich bis vor einigen Jahren die gesamte Zürcher Innenstadt ein Graus war. So rein verkehrstechnisch wohlverstanden. Also zumindest überall dort, wo es kein Rotlicht hat. Da kommst du mit deinem ganz persönlichen Personenwagen dahergefahren auf die Kreuzung. Auf die überdimensional grosse Kreuzung. Denn die Trams der Verkehrsbetriebe von Zürich beanspruchen nicht wenig Platz. Es herrscht Rechtsverkehr. Aber die Trams haben immer Vortritt! Und die Velofahrer, die denken sich selber, sie hätten immer Vortritt und fahren überall. Einziger Trost gegenüber Luzern: es hat weniger fernöstliche Touristen, die überall ohne Vorwarnung einfach so über die Strasse schlendern. Aber dennoch genügend Fussvolk, die mal einfach so auf die Strasse gelaufen kommen.
Mittlerweile habe ich mich aber an die Trams gewöhnt. Und ich erinnere mich immer wieder an die Worte meiner Frau: „Das Tram kannst du beruhigt überholen, denn die kommen nicht auf deine Spur.“ Wie wahr! Bleiben doch die Schienen normalerweise dort, wo sie liegen.
Naja, jetzt bin ich aber ein klein wenig abgeschweift. Letzten Samstag erlebte ich nämlich einmal mehr, wie es funktioniert (oder eben NICHT funktioniert), wenn die Verkehrslotsen nicht so gut ausgebildet sind. Und nicht so selbstbewusst genau so unklare Handzeichen geben. Oder wenn sie schlichtweg keine Lust haben und lieber miteinander einen Schwatz halten.
Aber trotzdem stehen sie überall auf dem Parkplatz herum. Die einen Winken irgendwas, was der nächste entweder gar nicht interessiert oder mit einem weiteren Wink wieder abändert. Und ungefähr genau so halten es dann auch die Autofahrer. Ich konnte für mich drei Typen von parkplatzsuchenden Fahrzeuglenkern ausmachen.
- Der pflichbewusste auf alles achtende und alles befolgende Typ
- Der ver(w)irrte „was soll ich jetzt tun?“ Typ
- Der „ist mir doch scheissegal ich mach was ich will“ Typ
Meiner Beobachtung zufolge ist der erste Typ ganz stark in der Minderheit. Denn ein solch schlechter Verkehrsdienst wie von mir erlebt, erkennt man auf den ersten Blick. Da muss man sich eigentlich gar nicht so stark bemühen. So landet man relativ schnell beim Verhalten des dritten Typs. Auch ich hake die Sichtung des „Achtung Verkehrsdienst“ Dreieckes bei der Einfahrt des Parkplatzes sehr schnell ab. Dann heisst es, Augen auf, die Unsicherheit von Typ Nummer Zwei eiskalt ausnutzen und den erstbesten Parkplatz für sich beanspruchen.
Nur schade eigentlich, dass sich jemand den glorreichen und grundsätzlich guten Gedanken gemacht hat, ein Verkehrs- und Parkplatzsuchchaos zu verhindern mithilfe eines tollen Verkehrsdienstes. Gratis wird das ja wohl auch nicht sein.
Abschliessend möchte ich jedoch trotz allem erwähnen, dass ich desöftern auch schon gute Verkehrsdienste erlebt habe. Es sind nicht alle schlecht! Da die Mehrheit der Autofahrer aber ganz gerne zu Typ Nummer Drei tendiert, ist es bestimmt auch nicht einfach, den Verkehr zur Zufriedenheit aller zu lotsen. Und genau deshalb macht es für mich keinen Sinn, irgendwelche jungen unerfahrenen Freiwilligen einzusetzen, die sich dann nicht durchsetzen können, sollte plötzlich ein Auto daher gefahren kommen. Blöd nur, dass man sie erst braucht, wenn die Autos in Massen kommen.