Sommer, Sonne, Regenschirm?
Es ist Juni. Ein Sommermonat. Die Hälfte ist schon um. Vom Monat. Nicht vom Sommer. Denn der Sommer hat sich ja bisher noch gar nicht gezeigt. Es regnet auch jetzt mal wieder. Unser frischer Rasen freut sich. Aber einmal ist doch genug der Freude. Es dürfte langsam aber sicher mal über eine längere Zeit schön und warm werden. Nur die unmittelbaren Wetteraussichten bevorzugen nachwievor Wolken und Tropfen.
Fortdauernd mit nassem Flotsch, man versinkt fast in die Knie. Um Mitte gibt’s wieder eine unerhörte Hitzewelle. Bei den Badeanstalten stinkt das Wasser richtig wegen dem Fussschweiss. Nach dem 20. wieder leides Sudelwetter. (Prognose für den Juni von Martin Horat, Wetterschmöcker)
Dabei dürften wir jetzt gar nicht so überrascht sein. Der Böögg vom Zürcher Sechseläuten sowie der Wettermissionar Martin Horat aus Rothenthurm haben es nicht anders vorausgesagt. Aber wird es wieder besser? Laut den Muotathaler Wetterschmöckern soll es zumindest einen schönen Herbst geben.
In diesem Sommer wird viel diskutiert wegen dem ewigen Regen. […] Dafür wird ein schöner Herbst auf uns zukommen. (Zusammenfassung von Martin Horat, Wetterschmöcker)
Nun, seit dem 18. April 2016 wissen wir also Bescheid. Seit diesem Montag abends um viertel vor sieben war es klar. Der Sommer wir versch… also verregnet. Das SCH-Wort bin ich mir gerade ein wenig am abgewöhnen. Bei uns zu Hause herrscht aktuell akute Nachahmungsgefahr. Und da die externe Abgewöhnung reichlich schwieriger zu bewerkstelligen ist, verzichte ich lieber gleich selber auf die Verwendung von sch….
Aber ist ja im Grunde nun auch egal. Das hat ja mit dem Wetter rein gar nichts am Hut. Und einen Hut trägt er auch. Der Böögg. Oder vielmehr eine Kappe. Über dem Kopf natürlich. Und der Kopf seinerseits ist gefüllt mit den Böllern. Und einem ganz speziell grossen Böller. Wenn es diesen verjagt, dann knallt es so richtig. Dann explodiert der Böögg.
Das alles läuft ab am Zürcher Sechseläuten. Dem Frühlingsfest der Zünfte von Zürich, welches jeweils Mitte April stattfindet. Die Verbrennung des Böögg ist der Höhepunkt des mehrtägigen Festes. Die Zeit vom Anzünden des Scheiterhaufens bis zum grossen Knall und der Explosion des Bööggs sagt uns, wie schön der Sommer wird. Je kürzer, desto besser. So einfach ist das.
Die erste Hälfte eher kühl und rauhlüftig. Die Alpauffahrtstage sind für Mensch und Tier anstrengend, die Viehauftreiber sollten genügend Brand mitbringen. Danach kommt zur Freude aller Heu- und Badewetter. Siebenschläfertag (27.) heiss. (Prognose für den Juni von Kari Hediger, Wetterschmöcker)
Und weil das so einfach ist, regnet es nun in diesem Jahr zumeist im Juni. Ist ja klar. Denn der Böögg hielt dem Feuer rekordmässige 43 Minuten und 34 Sekunden stand. Dann kam der Knall. Der Böögg fiel sogar zuerst zu Boden, bevor er explodierte. Was nicht gerade ungefährlich war.
Durchschnittlich hält der Böögg rund 16 Minuten stand bis zum grossen Knall. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) hat auf ihrer Homepage einen tollen Zeitraffer über sämtliche Böögg-Verbrennungen seit 1970.
Die 43 Minuten in diesem Frühjahr waren übrigens tatsächlich Rekord. Wir dürfen uns also auf einen rekordverdächtig schlechten Sommer freuen. Dem gegenüber stehen auf der anderen Rekordseite knappe vier Minuten aus dem Jahre 1956. Da müsste dann der Sommer einsame spitzenklasse gewesen sein. War er aber nicht. 1956 gab es lediglich 26 Sommertage (Tage mit Temperaturen über 25 Grad Celsius.). Dagegen gehört der Sommer 1970 zu den schönsten mit über 50 Sommertagen. Aber trotzdem brannte der Böögg in eben diesem Jahre 1970 rund 40 Minuten. Solange dauerte es auch 1988. Und war vor 2016 der Rekord.
Wir sehen: es besteht noch Hoffnung! Aber sehen das auch die Muotathaler Wetterschmöcker so? Die Wetter-Propheten, wie sie sich nennen? Das schöne an den Prognosen der derzeit sechs Wetter-Propheten ist ja, dass irgendeiner dann schon recht haben wird. Mit dem Juni-Wetter vollkommen richtig gelegen ist meines Erachtens Martin Horat, der Wettermissionar. Sollte er auch weiterhin recht behalten, so wird es zwar noch heisse Tage geben, aber wohl nicht überaus viele. Aber dafür dürfen wir uns auf einen schönen Herbst freuen.
Aber auch hier: Die Wetterschmöcker sind sich einfach nie wirklich einig. Ist ja eigentlich ganz gut so. Dann kann sich jeder seine eigene Wunschprognose zusammenstellen und sagen: „die Wetterschmöcker haben es doch gesagt“.
1. bis 10. schleichen die nicht Fleischessenden um die Häuser weil es so gut schmeckt vom Grillieren, schön und heiss, fast zu trocken. Die Tage vom 11. bis 22. zum Vergessen genug gefressen, Abkühlung und Regen, Schnee in den obersten Alpen. […] (Prognose für den August von Alois Holdener, Wetterschmöcker)
Ihre Prognosen verkünden die Wetter-Propheten jeweils zwei mal pro Jahr. An ihren Jahresversammlungen der Innerschwyzer Meteorologen. Vor diesem Termin sind die Vorhersagen der wohl bekanntesten Meteorologen der Schweiz streng geheim. Bucheli kommt zwar immer wieder im Fernsehen. Kachelmann machte dann auch sonst noch etwas Schlagzeilen. Aber die Muotathaler? Die sind einfach kult.
Die Prognosen der Wetter-Propheten liest sich einmalig. Stellt euch mal vor, wir würden so täglich das Wetter präsentiert bekommen in Radio und Fernsehen? Das gäbe Einschaltquoten! Die aktuellen Prognosen für den Sommer und Herbst 2016 findet ihr in folgendem PDF: Mitteilungen der Innerschwyzer Meteorologen No. 68. Reinlesen lohnt sich! Weitere Informationen zu den Wetterschmöckern findet ihr auf wetterschmoecker.ch oder wetterpropheten.ch. Sämtliche Zitate stammen aus den Prognosen der Wetterschmöcker.
[…] Den Jägern wird es die Gewehrläufe füllen mit Regenwasser. […] (Prognose für den September von Martin Holdener, Wetterschmöcker)
Aber was wird jetzt aus unserem Sommer? Nun, ich weiss es auch nicht. Die Wetterschmöcker sind sich uneinig. Und der Böögg hat hoffentlich nicht recht. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns überraschen zu lassen. Aber am wichtigsten ist wohl, einfach das Beste aus dem Sommer machen. Egal wie das Wetter wird. Ob es nun regnet, schneit oder Katzen hagelt – den Sommer 2016 lassen wir uns nicht so einfach vermiessen!
Schöner Sommer mit schnellen Wetterwechseln. Der Herbst mit schönem Wanderwetter, die Obst- und Beerensammler kriegen kalte Hände. Auch das Wetter kann es nicht allen recht machen. (Zusammenfassung von Peter Suter, Wetterschmöcker)