Von Rabenmütter und Superpapis
Fortschritt kann so gemein sein. Während früher die Frau für Kind und Haushalt schaute, brachte der Mann das Geld nach Hause. Heute teilen sich immer mehr Eltern sowohl die Erziehung wie auch das finanzielle Besorgen des Lebensunterhaltes. Aber während die Männer mit reduziertem Arbeitspensum lobend als Superpapi bestaunt werden, ernten die Mütter oftmals nur böse Blicke. Welch eine Rabenmutter. Wie kann sie nur ihre Familie dermassen im Stich lassen und arbeiten gehen?
Leider ist dieser Vergleich ernst gemeint und real. Aber, ich würde es wieder tun. Nur, ich bin ja eben der Superpapi.
Superpapi
Was für ein Superpapi! Reduziert sein Arbeitspensum auf 80 Prozent und nimmt sich einen ganzen Tag pro Woche Zeit für sein Kind. Und dazu auch noch am Wochenende. Ich möchte diese 20 Prozent meines Papitages nicht mehr hergeben und empfehle sie jedem werdenden Vater. Auch bin ich überzeugt, dass sich dies mit den allermeisten Arbeitgebern irgendwie einrichten lässt. Als allererstes muss man es einfach wollen und nicht von vornherein behaupten, es gehe einfach nicht.
Wenn man es hat, ist man der Superheld auf ganzer Linie. Auch wenn unsere Gesellschaft bei weitem nicht ganz so weit ist, wie man es hoffen dürfte. Als Mann mit Kind an einem Werktag unterwegs? Auf dem Spielplatz? Beim Einkaufen? Im Café? Entweder ist man der arme Arbeitslose oder ganz einfach der Superpapi, der sich ach so viel Zeit nimmt für seine Familie. Damit sich das Mami mal einen Tag ausruhen kann. Daheim auf dem Sofa.
Das gab es ja früher schon nicht. Natürlich nicht. Da war die Welt noch in Ordnung und die Mütter sorgten für die Kinder, hielten den Haushalt in Schuss und servierten dem vom Arbeitstag erschöpften Ehemann und Vater abends das Bier bis vor den Fernseher. Mensch, das wär mal was. Ok, ganz so war es selbstverständlich nicht. Ich bin ja irgendwie auch etwas abgeschweift.
Was fakt ist, sind die vielen tollen Feedbacks bezogen auf meinen Papitag. Viel wichtiger ist mir aber der Tag selbst. Die Zeit mit meinem Sohnemann, die wir nicht nur spielend und auf Ausflügen verbringen. An diesem Tag stehen auch immer Dinge im Haushalt an wie Wäsche waschen oder Einkaufen. Und vieles mehr. Wir machen es eben gemeinsam, meine Frau und ich. Wir nutzen unsere Stärken zusammen und für die Schwächen gibt es ja Outsourcing.
Rabenmutter
Was für eine Rabenmutter! Geht doch tatsächlich wieder zu 80 Prozent arbeiten und ist nur an einem einzigen Tag pro Woche für ihr eigenes Kind da. Plus das Wochenende. Meine Frau möchte ihre 80 Prozent des Arbeitens genauso wenig wieder hergeben, wie ich meinen Papitag. Weniger ist mit guter Ausbildung heute schlicht schwierig, aber 80 Prozent genauso machbar wie bei Männern.
Was für den Mann gilt, gilt auch für die Frau. Dank der Arbeit kommt man unter Leute, verhindert einen zu langen Unterbruch des beruflichen Lebenslaufes und muss zudem nicht nur den lieben langen Tag über volle Windeln, Trotzanfälle und die vielen Jööös reden. Aber leider sind die arbeitenden Mütter in unserer Gesellschaft vielmehr Rabenmütter als etwas anderes.
Während sich der tolle Vater aufopfert und auf einen Tag seiner wertvollen und unersetzbaren Arbeitszeit verzichtet, lässt die Mutter den Haushalt schleifen, sorgt sich kaum noch um die Kinder – was ist schon ein Tag? – und lässt am Ende sogar noch den Mann für sie einkaufen. So weit sind wir schon mit unserer Gesellschaft. Das hätte es nun früher wirklich nicht gegeben.
Fakt ist, dass Mütter mit erhöhtem Arbeitspensum immer erstmal auf ein Stutzen oder Zögern ihres Gegenübers treffen. Wohingegen der Papi mit seinem reduzierten Arbeitspensum sofort mit einem lobenden Wort rechnen darf. Aber eines ist genauso sicher. Wir würden es wieder so machen und wir sind überzeugt, dass es auch unser Sohnemann so für gut befindet. Trotz – oder dank? – seiner Super-Raben-Eltern.
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Ich habe diese Diskussionen schon vor 30 jahren mitbekommen und wundere mich gerade, dass sich das immernoch nicht geändert hat!
Aber ich bin der Meinung, dass eine gute Mutter immer auch eine Rabenmutter sein muss. Und Superpapis sind einfach toll! Und haben viele schöne Erlebnisse, wie mir mein Mann einmal berichtet hatte, als er an einem Vormittag mit unseren Jungs im Freibad aufgetaucht ist. 😉
LG
Sabienes
Hallo Sabienes,
danke dir. Ja, es ist wohl heute weiter verbreitet, aber wird wohl nochmal 30 Jahre brauche, bis es auch wirklich von allen so als „normal“ angeschaut wird.
Liebe Grüsse, Stefan