Wort zum Samstag: Notaufnahme anstelle von Ballermannparty
Drei Tage Malle. Einfach mal wieder abschalten und Spass haben mit guten Freunden. Pünktlich um 09:12 Uhr hebt der Airbus A321 von Germania auf Piste 28 des Flughafen Zürich ab. Mit an Board des Fluges GM2548 sieben meiner besten Kumpels sowie (m)ein leerer Sitz. Ich hatte kurzfristig umgebucht zur Notaufnahme.
Zur gleichen Zeit werde ich selbst keine zwölf Kilometer Luftlinie entfernt im Spital Zollikerberg in den Operationssaal geschoben. Tief schlafend und dankbar, die Schmerzen im Bauch nicht mehr spüren zu müssen. Mein ungeplantes Abenteuer startete wenige Stunden zuvor. Mit der Gewissheit, dass mein Sitz im Flugzeug nach Palma de Mallorca wohl leer bleiben würde.
Da freut man sich monatelang auf drei aussergewöhnliche Tage. Freudig vorausblickend meldete ich mich auf meinem Blog mit Ich bin dann mal Malle. Ja, es war mir ernst. Der Koffer mit dem allernötigsten war gepackt und stand bereit. Der Wecker war ebenfalls gestellt und sollte uns alle frühzeitig aus dem Bett jagen
So steige ich in keinen Flieger ein
Der Wecker meldete sich zur geplanten Stunde dann auch lautstark. Er brachte jedoch nur meine Frau zur Weissglut. Sie liebt meinen Würfelwecker nun überhaupt nicht mehr. Da muss doch nach einer weitgehend schlaflosen Nacht dieser sch… Wecker frühmorgens einfach loströten. Ich kann sie verstehen.
Nur, zu diesem Zeitpunkt war mir mein Wecker so ziemlich sch… egal. Meine Bauchschmerzen brachten mich und in der Folge auch meine Frau um den Schlaf. Ich ahnte es bereits und auch meine Frau vermutete es. Als ich dann auch noch erwähnte, dass ich mit diesen Bauchschmerzen in keinen Flieger einsteigen werde, klingelten bei meiner Frau endgültig die Alarmglocken. Dies noch lange vor dem Wecker.
Diagnose Appendicitis acuta phlegmonosa
Ich klingelte somit nach einer kurzen telefonischen Nachfrage um 3:45 Uhr die Nachtglocke der Notaufnahme im Spital Zollikerberg. Es kam, was kommen musste. Blutentnahme, Infusion, Schmerzmittel, CT und viele viele Fragen. Immer wieder die gleichen. Soviel bekam ich noch mit. Ansonsten war ich immer mehr belämmert und mit meinen Schmerzen und der Übelkeit beschäftigt.

Fünf Stunden nach Ankunft im Spital sah ich das letzte mal auf die Uhr im Zimmer der Notaufnahme. Mein Hab und Gut war schon weg in Richtung Station und auch mit mir ging es nun weg – in Richtung Operationssaal. Es ist schon lustig. Entweder man wartet unzählige Stunden und verflucht die Uhr mit Sekundenzeiger. Oder aber, es geht plötzlich ganz schnell und sämtliche Ärzte und sonstiges Spitalpersonal steht praktisch gleichzeitig bei einem am Bett.
Wann werde ich denn operiert?
Jetzt, so bald wie möglich.
Als mir die Ärztin der Notaufnahme die Diagnose des entzündeten Blinddarmes offenbarte und die Operation als einzige Möglichkeit aufzeigte, frage ich noch blöd, wann ich denn operiert würde. Ich sah mich schon jammern, ob es nicht früher ginge. Aber nein, viel schneller wäre auch gar nicht möglich gewesen. Dann ging es auch schon los. Mensch, war ich froh.

Also los geht es. Ab in den OP und raus mit dem Blinddarm. Oder, wie es korrekt heisst, raus mit dem Wurmfortsatz. So heisst laut dem operierenden Oberarzt das uns Laien als Blinddarm bekannte unnütze Anhängsel.
Ich hatte einen Langen!
Nun klinke ich mich rein gedächtnistechnisch für wenige Stunden vollkommen aus. Die Laparoskopische Appendektomie wurde in völligem Tiefschlaf meinerseits an mir vorgenommen. Die Freude des Chirurgen war aber gross, als er mir tags darauf von meinem grossen und gekrüngelten Wurmfortsatz erzählte. Sowas sieht man halt nicht alle Tage.
Ich mag ihm den Spass mit meinem Blinddarm gönnen. Selbst bin ich nur einfach froh, dass er raus ist. So lang der auch war. Entscheidend war, dass dieser sich entzündet hatte und für sagenhafte Schmerzen sorgten.
Malle leider ohne mich
So folgte anstelle von drei Tagen Ballermann ein ebenso langer Aufenthalt im Spital Zollikerberg. Saublöd und jammerschade. Echt. Aber trotzdem erholte ich mich relativ schnell ziemlich gut von der Operation und wurde zudem sehr gut von den Schwestern auf der Chirurgie umsorgt. Diesen Luxus hatten meine Freunde auf Malle ganz bestimmt nicht.

Anstatt in den Megapark auf ein Bier zog es mich in die Cafeteria zu einem Kaffee. Auch trank ich keinen Drink mit einem Schlauch. Nein, meine Infusion war direkt an der Vene angeschlossen. Und weiter waren meine Shotbecher nicht mit Schnaps, sondern mit Tabletten gefüllt.
Ohne Blinddarm, dafür mit drei neuen Löchern im Bauch
Dank meiner guten Genesung durfte ich das Spital nach zwei Nächten wieder verlassen. Pünktlich vor der Heimkehr der Malle-Truppe. Mein Blinddarm wird mir in Zukunft keine Schmerzen mehr bereiten. Dieser liegt nun irgendwo in einem Labor für die routinemässigen Untersuchungen. Dafür laufe ich zurzeit mit drei zugenähten Löchern im Bauch herum. Aber auch diese werden schon bald wieder Geschichte sein.

Löcher in den Bauch gefragt werden aber nun mit Sicherheit meinen sieben Malle-Freunden. Es wird interessant werden, wieviele unterschiedliche Geschichten sich zeitgleich an identischen Orten abgespielt haben werden. Nach zwei Befragten werden es bestimmt bereits mindestens drei Versionen sein. Aber psst – ich sag ganz bestimmt nichts weiter.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Der Sommer ist noch lang. Wir sind noch jung. Mein Blinddarm, der ist jetzt weg. Das gleiche Malheur wird mir ganz bestimmt kein zweites Mal passieren. Also, was spricht dagegen, nicht doch noch einmal nach Malle zu fliegen? Die wahren Könige von Mallorca werden bestimmt nichts dagegen haben.
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