Wort zum Samstag: Weshalb wir den Muttertag der Blumenindustrie verdanken
Liebe Töchter, Söhne und Väter. Bitte denkt daran, am nächsten Sonntag ist Muttertag. Kauft fleissig Blumen und unterstützt den Industriezweig der grünen und bunten Natur. Macht damit eurem Mami oder eurer Frau eine Freude. Muttertag ist nur einmal im Jahr. Danach braucht ihr 364 Tage lang keine Sträusse mehr nach Hause bringen. Ausgenommen Geburtstag, Hochzeitstag und Valentinstag.
Aber weshalb feiern wir den Muttertag überhaupt? Aus Mütterliebe oder aus Umsatzgier der Blumenverkäufer? Naja, beides. In ersterem findet der Muttertag seinen Ursprung in den USA. Den Durchbruch in der Schweiz und in Deutschland hat der Muttertag aber tatsächlich den Floristen zu verdanken. Aber lest selbst, wie das kam.
Ist der Muttertag noch zeitgemäss?
Ich habs doch gewusst, bin ich nun gewillt zu sagen. Aber ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich finde es gut, dass wir den Muttertag feiern. Auch heute noch. In einer Zeit, in welcher das spezifische Feiern der Mutter eigentlich nicht mehr zeitgemäss sein sollte. Realistisch gesehen aber noch immer sehr zeitgemäss ist.
Ich bin der Meinung, die Gewaltentrennung von Frau und Mann, von Mami und Papi, dürfte heute nicht mehr so gross sein, dass man die eine Seite noch speziell feiern müsste. 364 Tage für die Familie krampfen. Kochen. Putzen. Windeln wechseln. An einem Tag darf sich die Mutter dann mal zurücklehnen. Der Vater kocht Beutelsuppe mit Spiegeleiern. Die Kinder putzen das dreckige Wegwerfgeschirr weg. Und … ach nein. Die Windeln wechselt auch am Muttertag das Mami.
Das alles sollte eigentlich über das ganze Jahr – also volle 365 Tage – viel gleichberechtigter verteilt sein. Mami und Papi sollten zu gleichen Teilen an der Erziehung teilhaben. Aber auch zu gleichen Teilen für den Haushalt sorgen. Und ja. Auch die feinen Geschmäcker aus der Windel sollen beide Elternteile zu gleichen Teilen riechen dürfen.
Wieso feiern wir den Muttertag überhaupt noch? Gute Frage. Antworten gibt es verschiedene. Da wäre die Blumenindustrie und eine Gesellschaft, welche halt eben in der Praxis noch immer nicht gleichberechtigt ist. Das wichtigste allerdings ist: die Mütter haben es verdient! Ganz einfach.
Mütterbewegung in den USA
Schauen wir doch mal, wie überhaupt alles angefangen hat. Noch bevor es offiziell angefangen hat. Zu aller Anfang stand die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis, welche 1865 eine Mütterbewegung namens Mothers Friendships Day zu gründen versuchte. Ihre Tochter, Anna Marie Jarvis gilt heute als die Begründerin des uns bekannten Muttertages. Sie veranstaltete am 12. Mai 1907, dem Sonntag nach dem zweiten Todestag ihrer Mutter, ein Memorial Mothers Day Meeting.
In der Folge setzte sie sich hauptberuflich für einen offiziellen Muttertag ein. Bereits 1909 wurde der Muttertag in 45 Staaten der USA gefeiert. 1914, nur gerade sieben Jahre nach der ersten Feier, wurde der Muttertag erstmals als nationaler Feiertag begangen. Die Begründerin des Feiertages wandte sich jedoch mit steigender Kommerzialisierung immer mehr von der Bewegung ab und kämpfte schlussendlich gar erfolglos für die Abschaffung des Muttertages.
Floristen wollen Muttertag feiern
In der Schweiz wurde erstmals 1914 durch eine Gruppierung in der Romandie versucht, den Muttertag einzuführen. In der Deutschweiz rief 1917 die Heilsarmee zu einem Ehrentag für die Mutter auf, betont auf die religiösen Werte. Beide Initiativen blieben jedoch auf kleine Kreise beschränkt.
In den Zwanziger Jahren dann begann die Blütezeit des Muttertages. Im wahrsten Sinne des Wortes. In Deutschland wurde der Muttertag 1923 vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber mit Plakaten etabliert und betont unpolitisch als Tag der Blumenwünsche gefeiert. Angeregt durch die deutschen Kollegen begannen nun auch in der Schweiz die Verbände der Floristen, Gärtnermeister und Konditormeister den Muttertag zu zelebrieren. Dank ihrem Engagement gelang dem Muttertag um 1930 der Durchbruch.
Es müssen nicht immer Blumen sein
Die Frage, ob wir nun wirkilch die Mütter feiern oder es nur darum geht, möglichst viele Blumen zu kaufen, ist also durchaus berechtigt. Ich persönlich kaufe nicht gerne irgendwelche Dinge an ganz bestimmten Tagen, nur weil es alle anderen auch tun. Lieber bringe ich über das ganze Jahr hinweg immer mal wieder was blumiges nach Hause.
Stellt euch mal unsere kleine grosse Familie vor, wo ich noch Kind und Jugendlicher war. Fünf liebe Geschwester habe ich. Aus Mutters Sicht sind das sechs wohlerzogene Kinder und ihren Mann. Unseren Vater. Ginge es nach der Blumenindustrie, so darf sie am Muttertag und einige Tage darüber hinaus sieben bunte Sträusse bestaunen. Und danach? Ja, wohl lange nichts mehr. Muttertag ist ja schliesslich nur einmal im Jahr.
Also, zum einen bringt doch einfach immer mal wieder Blumen nach Hause. Denn sie machen wirklich Freude. Und zum anderen? Am Muttertag müssen es nicht zwingend Blumen sein. Verwöhnt euer Mami oder eure Frau doch einfach mal mit was anderem. Mit kleinen Dingen, die den Tag zu etwas speziellem machen. Ausschlafen lassen? Zeit schenken? Auf ihre Wünsche eingehen? Aber bitte, auch diese Dinge sollten im Rest des Jahres genauso immer wiederkehren.
Alles Gute zum Muttertag
Abschliessend wünsche ich allen Müttern einen tollen, wunderschönen und erholsamen Muttertag. Geniesst die Zeit mit eurer Familie und lasst euch ein wenig vewöhnen. Ihr habt es verdient.
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Hallo Stefan
Tolle Zusammenfassung. Ich sehe es grösstenteils ähnlich wie du. Es nur an einem Tag zu zelebrieren finde ich schade. Hingegen an diesem Tag speziell ans Mami zu denken nicht völlig verkehrt. Wenns denn auch unterm Jahr so ist, wie du auch schreibst. Genau das selbe gilt für mich auch für den Vatertag, der wohl immer grössere Bedeutung bekommt und das in der Regel zu Recht. Auch denke ich, ist es manchmal eine Generationenfrage. Für mich als Mutter ist der Tag sekundär, nicht wirklich wichtig. Hingegen denke ich, für meine Mutter hat er mehr Bedeutung. Aber das kann natürlich meine subjektive Auffassung sein.
Was ich nicht verstehe, für mich sogar gegenteilige Signale sendet: warum soll eine Ehemann/Partner seiner Frau am Muttertag Blumen schenken?
Lg
Anita
Hallo Anita,
herzlichen Dank. Ja, es ist bestimmt eine Frage der Zeit und Generation. Bei meinen Eltern ist der Muttertag auch wichter als bei uns. Da ist die Aufgabenteilung aber auch noch ganz anders und der Muttertag hatte so auch seine grosse Berechtigung.
Aber eben – verdient haben es die Mütter trotzdem. Alles Gute!
Lg, Stefan
Hallo Stefan,
schön, wenn ein Mann sich über dieses Thema Gedanken macht. Klar gibt es immer noch Mütter, die sich über Blumen und selbstgebasteltes freuen. Und trotzdem würde ich mir wünschen, dass dieser Tag endlich Geschichte ist.
Meine Mutter, Gott hab sie selig, hat sechs Kinder großgezogen und bestand auf den Muttertag.
Sie hat die selbstgebastelten Dinge spätestens am 2. Tag dem Mülleimer übergeben und die
Pralinen zum essen auf den Tisch gestellt. Sie hat uns gebeten, an diesem Tag kein Essen zu kochen, weil sie dann bis Mitternacht die Küche aufräumen musste. Trotzdem war sie bleidigt, wenn wir den Tag nicht gebührend feierten obwohl wir alle gemerkt haben, wie sie das nervt.
So wollte ich nicht sein. Meiner Tochter habe ich, kaum dass sie es verstehen konnte erklärt, dass sie den Tag vergessen soll. Und heute noch ignorieren wir erfolgreich diesen Tag.
Trotzdem liebt sie mich. Dankbar muss sie mir nicht sein.
Wie sind wir Mütter von heute. Karrierebewusst, jung for ever, modern, gefärbt und schönheitsoperiert. Wir kämpfen um Anerkennung und Gleichberechtigung im Beruf und dann bestehen wir auf einen Tag, den Hitler besonders hervorgehoben hat, weil Deutsche Mütter viele deutsche Kinder kriegen sollen? Die drei Ks.(Kinder Kirche Küche)
Das alles passt in die heutige Zeit nicht mehr. Ebenso wie der Valentinstag.
Also lasst ihn uns endlich abschaffen. Meine Tochter ist meine beste Freundin.
Auch ohne Muttertag. Und sie ist stolz auf mich, nicht weil ich gut kochen kann, sondern weil ich so modern denke.
Hallo Angelika,
herzlichen Dank für deinen tollen Kommentar. Ich sehe es genau so, nur nich ganz so extrem, den Tag total zu ignorieren. Ich gratuliere meiner Frau sehr gerne zum Muttertag. Nur, eine Freude irgendwelcher Art (Blumen, Geschenke oder sonsitges) mache ich ihr lieber einfach mal durchs Jahr und nicht an diesem fixen Tag.
Liebe Grüsse, Stefan
Lieber Stefan,
das ist natürlich wahr. Wir haben unsere Mutter auch immer bedacht, aber auch das ganze Jahr über. Und wir waren bis zu ihrem Tod immer für sie da. Ich glaube, das hat sie auch sehr zu schätzen gewußt.Von meinem Mann nehme ich auch gerne Blumen an, aber nicht an diesen beiden Tagen(Valentin und Muttertag)