Luzern und Zürich – Vergleich meiner Heimatstädte
Zürich und Luzern. Das eine meine Heimat. Das andere irgendwie auch. Doch was bedeutet Heimat überhaupt? Und wie stehen sich die beiden Städte und Regionen gegenüber? Ist Zürich wirklich so hässlich, wie das viele Luzerner meinen? Und sind die Innerschweizer tatsächlich so konservativ, wie das desöftern den Anschein macht?
Lest weiter und erfahrt, was Heimat heissen kann. Und noch besser: entdeckt meine persönlichen Heimatregionen mit einem kleinen, aber feinen Vergleich. Ihr werdet sehen, blau-weiss ist doppelt toll.
Was ist Heimat?
Klären wir doch erst einmal, was Heimat bedeutet. Werfen wir einen Blick auf Wikipedia. Dort beginnt der Abschnitt der Definition mit folgenden Worten:
Eine einheitliche Definition existiert nicht.
Ja, das ist doch mal eine Aussage. Einleitend stehen jedoch auch folgende Worte:
Der Begriff Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen.
Und das entspricht nun doch mehrheitlich meiner Auffassung. Und somit ist meine Heimat klar definiert. Luzern. Noch etwas genauer Eschenbach im oberen Seetal. Neun Kilometer Luftlinie entfernt von der Stadt Luzern, wo ich später – als ich schon gross war – ebenfalls mehrere Jahre wohnte. In den letzten Jahren wurde nun auch Zürich immer mehr zu meiner (zweiten) Heimat. Genauer Pfaffhausen (Fällanden). Rund sechs Kilometer entfernt vom Stadtzentrum. Die Stadtgrenze selbst – die grüne Grenze – verläuft jedoch lediglich rund 400 Meter von unserem Haus entfernt mitten durch den Wald. Bezieht man sich auf die Beziehung von Mensch und Raum, sind für mich sowohl Luzern wie auch Zürich meine Heimat. Zudem ist Zürich die Heimat meiner Frau sowie unseres Sohnes.
Luzern und Zürich im Vergleich
Aber eines bleibt somit klar und unverändert. Mein Herz schlägt für blau-weiss. Und somit starten wir zu einem kleinen Vergleichswettkampf der blau-weissen Städte. Luzern gegen Zürich. Zürich mit Luzern. Ein Vergleich mit zwei Siegern. Auch wenn dies viele meiner Freunde und Bekannten wohl nie wirklich wahrhaben wollen.
blau-weiss – gerade und schräg
Wenn ich aktuell mit unserem Sohnemann durch den Wald spaziere, so kommen immer wieder die bekannten Schweizer Wanderschilder. Jene gelben Rauten mit dem jeweiligen Kantonswappen drin. Und dann geht sie los. Die Diskussion, was nun gerade und was schräg ist. Mal ganz korrekt ist es so: im Luzerner Wappen teilen sich die Farben senkrecht, also gerade. Im Zürcher Wappen tun sie dies diagonal, also schräg. Die Luzerner Fahne hingegen wird so aufgehängt, dass sich die Farben horizontal teilen. Mehr dazu könnt ihr in meinem Beitrag Wieso steht die Luzerner Fahne quer? nachlesen.
Luzern
Zürich
Fussball – mit und ohne Stadion
Nun, tendenziell und langfristig sind die beiden Zürcher Fussballvereine FC Zürich (FCZ) und Grasshopper Club (GC) wohl erfolgreicher. Zumindest in sportlicher Hinsicht. Während in Zürich wohl noch einige Jahre um ein neues reines Fussballstadion diskutiert werden dürfte, darf der FC Luzern (FCL) bereits seit 2011 in der neuen Swissporarena auf der Allmend kicken. Mitsamt zwei Hochhäusern nebenan.
FCL
FCZ
GC
Verkehrsader – Seebrücke und Quaibrücke
Sowohl in Luzern wie auch in Zürich führt über den Ausfluss aus dem See eine wichtige Verkehrsader. In Luzern ist dies die Seebrücke, in Zürich die Quaibrücke. Von beiden Brücken hat man auf der einen Seite einen wunderschönen Blick Richtung Stadt, in die andere auf den See.
Weihnachten – Lulu und Lucy
Die Seebrücke in Luzern wird in der Vorweihnachtszeit in einen wahren Lichtertunnel verwandelt. Lulu nennt sich diese seit 2010 erstrahlende Weihnachtsbeleuchtung. Die neue Beleuchtung ging nicht ganz ohne Diskussionen an. Weshalb nur? Ja, klar. In Zürich erzeugen die exakt gleichen Lämpchen ebenfalls seit 2010 in der prächtigen Bahnhofstrasse einen reinen Sternenhimmel. Nur, es sind wohl die gleichen Leuchten, nur sieht das ganze komplett anders aus.
Essen – Schnitzel und Bratwurst
Wo gibt es das beste Schnitzelbrot? Klarer Fall. Bei der Twiny Station in der Rössligasse in Luzern. Und wo gibt es die beste Bratwurst mit einem Bürli? Schon wieder klarer Fall. Beim Sternen Grill am Bellevue in Zürich. Verhungern muss man also nirgendwo.
Hausberg – Pilatus und Uetliberg
Nun, jetzt ist der Fall klar. Der Luzerner Hausberg Pilatus ist und bleibt einer der schönsten Berge. Wie er über der Stadt thront, ist einfach nur wunderbar. Und erst der Blick von oben auf die vielen Seen und Berge der Zentralschweiz. Ein Traum, ich sags euch. Nichtsdestotrotz lohnt sich auch ein Ausflug auf den Uetliberg mitsamt einer kleinen Wanderung zur Felsenegg, wo man mit Seilbahn und Zug wieder bequem zurück in die Stadt fahren kann.
Ladenöffnungszeiten – geschlossen und offen
Nun hat Luzern das klare Nachsehen. Über eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten dürfte in Luzern wohl noch mindestens so lange diskutiert werden, wie die Zürcher über ihr Fussballstadion diskutieren. Wochentags ist um halb sieben, samstags und vor Feiertagen gar schon um 16 Uhr Ladenschluss. Kein Wunder florieren die Läden im Bahnhof und die Tankstellenshops ungemein, welche einem anderen Gesetz unterstehen. Ich begreife es nicht. Muss es aber auch nicht begreifen, denn schliesslich lebe ich in Zürich, wo die Läden noch offen haben nach Feierabend.
Bahnausbau – Tiefbahnhof und Durchmesserlinie
Ja, die einen träumen davon, die anderen haben schon mehrere davon. Die Luzerner möchten irgendwann mal einen Tiefbahnhof, um das Nadelöhr der Bahnhofszufahrt los zu werden. Die Zürcher haben dank der Durchmesserlinie seit 2015 bereits ihren dritten Tiefbahnhof nebst den vielen oberirdischen Geleisen. Man muss aber auch erwähnen, dass der Bahnverkehr in und um Zürich durchaus um einiges komplexer ist und ein vielfaches an Passagieren befördert.
ÖV-Ticket – heute und in 24 Stunden
Wenn wir schon beim Thema des öffentlichen Verkehrs sind, so war es für mich äusserst positiv überraschend in meinen Zürcher Anfängen, dass im Züricher Verkehrsverbund (ZVV) die Tagestickets volle 24 Stunden gültig sind. Im zentralschweizer Tarifverbund passepartout endet die Gültigkeit jeweils mit Betriebsschluss. Was ist wohl attraktiver? Für den Kunden, meine ich natürlich.
Fluglärm – Militär-Jets und Passagier-Flugzeuge
Früher waren es Kampfjets wie Hunter, Tiger und F/A-18 Hornet, welche von Emmen her startend über mich hinwegdonnerten. Heute sind es die im Vergleich dazu sanfteren Passagier-Flugzeuge, welche im Südanflug den Flughafen Zürich ansteuern und nur wenige hundert Meter über unser Haus hinweg fliegen. Heute wie früher überragt jedoch die Begeisterung über diese Flieger den eigentlichen Lärm. Ist nämlich durchaus eindrücklich, wenn ein A380 mit ausgefahrenem Fahrwerk direkt über einen drüber fliegt.
See – Vierwaldstädtersee und Zürichsee
Eine Stadt am See ist einfach wunderbar und lädt ein zum Flanieren entlang den Ufern. Das ist in Zürich ganz genau so wie in Luzern. Beide Gewässer sind blau und können mit Schiffen oder Pedalos befahren werden.
Flüsse – Reuss und Limmat
Wo ein See endet, da fliesst auch mal ein Fluss heraus. Wie bereits erwähnt geschieht das in beiden Städten unter viel befahrenen Brücken. So fliesst in Luzern die Reuss ab der Seebrücke in Richtung Aargau. In Zürich fliesst die Limmat ab der Quaibrücke ebenfalls in Richtung Aargau. Bei Brugg im Kanton Aargau fliessen die beiden Flüsse dann gemeinsam in die Aare, welche dann wenig später bei Koblenz in den Rhein fliesst.
Laufen am See – Rotsee und Greifensee
Nebst den beiden grossen Seen in der Stadt gibt es in beiden Regionen etwas kleinere und fürs Laufen bestens geeignete Seen. In der Stadt Luzern wohnte ich mehrere Jahre in unmittelbarer nähe zum Rotsee und war dort regelmässig zum Laufen unterwegs – mal schnell, mal langsam, aber immer mit viel Freude an der Natur. Heute ist das pendant dazu der Greifensee, welcher zwar etwas grösser, aber nicht weniger schön ist. So gehören die Läufe um die Seen zu meinen fixen Wettkämpfen. Im Frühjahr jeweils der Rotseelauf in Ebikon/Luzern, im September dann der Greifenseelauf in Uster/Zürich.
Türme – Jesuitenkirche und Grossmünster
In beiden Städten prägen diverse Kirchtürme das Stadtbild. In Zürich stechen das Grossmünster mit seinen zwei markanten Türmen, die Frauenkirche sowie der St. Peter mit dem grössten Turmzifferblatt Europas hervor. In Luzern sind die Jesuitenkirche mit ihren Zwiebeltürmen direkt an der Reuss sowie die Hofkirche beim Löwenplatz prägender Teil des Stadtbildes.
Fähre – gemütlich und schnell
In der Schweiz sind Fähren zwar nicht ganz so verbreitet wie etwa in Skandinavien. Und doch gibt es sie. Sowohl über den Vierwaldstättersee (Beckenried – Gersau) wie auch über den Zürichsee (Meilen – Horgen) kann man sich mitsamt Fahrzeug befördern lassen. Wer es lieber gemütlich mag, der sollte jedoch mal die Rotseefähre nutzen. Von Ende März bis Ende Oktober kann man sich über den See im Naturschutzgebiet von Luzern und Ebikon schiffen lassen. Selbstverständlich ganz ohne motorisierte Fahrzeuge.
Bäckerei – pink und pink
Farblich musste ich mich nicht gross umgewöhnen. Die Bäckerei Hotz mit Hauptsitz in Dübendorf (Zürich) ist genauso pink wie die stadtluzerner Bäckerei Bachmann. Meine Lieblingsbäckerei zu meinen Luzerner Zeiten war jedoch die Bäckerei Heini mit dem gemütlichen Café am Löwenplatz. Später ertappte ich mich öfters, dass ich im Hotz in Dübendorf ein Heini-Brötli bestellte, obwohl ich ja logischerweise ein Hirten-Brötli wollte. Naja, die Bedienung war jeweils total verwirrt und ich selbst merkte es meist längere Zeit nicht.
Kultur – KKL und Opernhaus
Konzerthäuser und Theater gibt es in beiden Städten. In Zürich einfach einige mehr. Aber ja, die Stadt ist ja auch grösser. Ist in Luzern das Kultur- und Kongresshaus (KKL) mit seinem riesigen überhängenden Dach von weither zu sehen, so thront in Zürich das Opernhaus am Ende (oder Anfang?) des Sechseläutenplatzes.
Plätze – Europaplatz und Sechseläutenplatz
Und schon stehen wir automatisch auf zwei bekannten Plätzen der beiden Städte. Der grösste davon ist der Sechseläutenplatz in Zürich, wo in der Adventszeit jeweils das Zürcher Wienachtsdorf steht und im Sommer der Nationalzirkus Knie gastiert. Ist er frei von Anlässen, so lädt er zum gemütlichen pausieren und geniessen. In Luzern wird ein Teil des Europaplatzes bedeckt vom Dach des KKL. Er ist kleiner, erfreut aber durch seine schöne Lage. Neben dem Bahnhof, direkt vor dem KKL und vor allen Dingen am See. Wahrzeichen auf dem Platz ist der Wagenbachbrunnen aus dem Jahre 1934.
Panorama – die Alpen von nah und fern
Nun ja, man sieht die Alpen von Zürich und das sieht wahrlich wunderschön aus. Aber klar, in Luzern ist man rein alpentechnisch näher dran und somit ist das Alpenpanorama, welches man von der Leuchtenstadt her hat, einfach um ein vielfaches schöner. Links die Rigi. Rechts der Pilatus. Dazwischen Stanserhorn, Bürgenstock, Titlis und noch viele mehr.
Laufen – Stadtlauf und Silvesterlauf
Beide Städte haben ihre grossen Läufe. So findet in Luzern jeweils im Frühjahr der Luzerner Stadtlauf stadt, welcher vom kleinen Knirps mit Mami und Papi, über eine Vielzahl begeisterter Hobbysportler bis hin zu einem starken Elitefeld alle an den Start lockt. Genauso sieht es in Zürich im Dezember am Silvesterlauf aus. Und wer sich für die etwas längeren Läufe interessiert, ist am Swiss City Marathon in Luzern sowie am Zürich Marathon herzlichst willkommen.
Bräuche – Fasnacht und Sechseläuten
Ok. Diese beiden Bräuche darf man so nicht vergleichen. Aber erwähnen möchte ich sie trotzdem. Die Stadt Luzern steht gut 40 Tage vor Ostern kopf und funktioniert an den rüüdigen Tagen einfach mal ganz anders. Aussenstehende müssen dies nicht verstehen. In Zürich sieht die Lage ähnlich aus am Sechseläuten. Wie der Böögg verbrennt, haben wir als Kinder auch im luzernischen im Fernsehen angeschaut. Den wahren Brauch dahinter mit den Zünften ist mir jedoch auch heute noch nicht vollends klar. Ich weiss nur, dass diese Tage des Sechseläutens der Höhepunkt schlechtin ist für alle Zunftmitglieder.
Flanieren – Reussquai und Limmatquai
Wer flaniert nicht gerne bei Sonnenschein und blauem Himmel dem See oder Fluss entlang? Sehen und gesehen werden ist in beiden Städten hoch im Kurs. In Zürich am Limmatquai und entlang der Seepromenade. In Luzern dasselbe am Reussquai und dem Schweizerhofquai.
Dialekt – ned und nöd
Jetzt wird es heikel und so beenden wir unseren Vergleichswettkampf meiner beiden Heimatregionen Luzern und Zürich doch mal lieber. Besucht die beiden Städte und deren umliegenden Ausflugsziele doch einfach mal selbst. Überzeugt euch von all dem positiven, was beide Städte zu bieten haben.
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