Lozärner Fasnacht – noch eine Woche bis zum Urknall
Die fünfte Jahreszeit. Frühling, Sommer, Herbst, Winter – und Fasnacht! Gibt es etwas schöneres? Genau. Nein, gibt es nicht. Die Lozärner Fasnacht ist die mit Abstand rüüdig verreckteste Zeit des Jahres. Sie fängt bereits Anfang Januar mit den Maskenbällen der Vorfasnacht an, startet dann aber so richtig am Schmutzigen Donnerstag, morgens um fünf Uhr mit dem Urknall.
Also, vom Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrages bis zum Start der eigentlichen Fasnachts-Haupsaison in Luzern dauert es noch exakt eine Woche. Sieben Tage. 168 Stunden. 10’080 Minuten. 604’800 Sekunden.
Also, nicht mehr lange. Als in der Region Zürich wohnhafter Heimweh-Luzerner bin ich zwar nicht mehr ganz so aktiv im Geschehen drin. Ich darf jedoch auf einige – nein, viele – sehr intensive und wunderschöne Fasnachtsjahre zurückblicken. Deshalb schauen wir nun gemeinsam auf das Fasnachtsjahr 2017 voraus. Was geht wo ab? Es folgen die Highlight entlang meiner üblichen Fasnachtsroute.
Verkleidet zur Welt gekommen
Eines ist für mich klar. Man muss für die Fasnacht geboren sein. Für seine Fasnacht. Und wenn ich hier von Fasnacht schreibe, dann meine ich immer und überall ausnahmslos die Lozärner Fasnacht in der Stadt und Agglomeration Luzern. Auch da gibt es bereits leichte Unterschiede, aber das passt und ist an dieser Stelle vernachlässigbar.
Und ja, der Titel ist wahrlich nicht übertrieben. Es würde mich nicht wundern, wenn ich im Fasnachtskostüm zur Welt gekommen wäre. Aber im Mai ist diese dann halt doch schon vorbei. Trotzdem, sie liegt mir im Blut, die rüüdige Jahreszeit. In Luzern und Umgebung ist es denn auch unmöglich, dem bunten Treiben auszuweichen. Wollte ich auch nie. Bereits als Kind waren wir die ganze Zeit verkleidet. Egal, wohin es ging – auch zum Einkaufen.
Fasnacht im Blut
Dieses Fieber habe ich nie verloren. Als Schuljung trompetete ich fünf Jahre lang in der Eschenbacher Jung-Guuggemusik HuRoBla-Güügeler. Der Name HuRoBla steht für die Eschenbacher Quartiere Hubenfeld, Rothli und Blattenhalde. Da in dieser Zeit die „Grossen“ nicht ganz so gut spielten, waren überall herzlich willkommen und sehr beliebt. Wir waren eine kleine Truppe mit etwa zwölf Mitgliedern und übten im Wohnzimmer der Gründerin. Diese Zeit bleibt unvergessen.
Als wir dann alt genug waren, spielten auch die „Grossen“ – die Escheschränzer – wieder gut. Natürlich dank uns ging es immer weiter bergauf und die Escheschränzer sind heute eine überall gerne gesehene und gehörte Guuggemusik mit stolzen 49 Mitgliedern (2016).
Intensiv – aber rüüdig schön
Meine Zeit in der Guuggemusik war nach zwei tollen Jahren wieder Geschichte. Ich konzentrierte mich anschliessend auf meine Solo-Karriere, wie man so schön sagt. Es folgten schlichtweg sensationelle Jahre, an welchen ich teils von Mittwoch bis Mittwoch – und alles dazwischen – unterwegs war.
Unvergessen sind die Jahre als Affengraf und dem Affen Charly, als Ampel, Feuerwehrmann und M&Ms. Oder als Hippie, gemeinsam mit meiner damaligen Freundin. Als Zürcherin hat sie die Lozärner Fasnacht sehr lieb gewonnen, denn sie hat mich wenige Jahre später geheiratet. Dann war ich auch als Bähnler Pauli unterwegs als urplötzlich morgens um halb acht auf der Heimfahrt von Rüüdigen Samschtig in Hochdorf die (echten) Kontrolleure durch den Zug tratschen. Gehts noch? Alles war recht ist, aber das war mir wirklich zuviel des guten. Nun, einer Kontrolleure sah es nicht ganz so streng und ich übernahm für den Rest des Zuges. Was denkt ihr, habe ich noch einen Schwarzfahrer erwischt? Wohl kaum… oder doch? Aber pssst!
Mit dem Pyjama vom Grosi meiner Frau zog ich als Nachttischlämpchen durch die Gassen und als Wandersleute waren wir gleich mehrmals unterwegs mit unserer rüüdigen Fasnachtstruppe der seeligen Priester. Amen.
Vorfasnacht in der Agglomeration
Man spricht ja immer vom Fasnachtsanfang am 11.11. um 11ab11i. So wie es auch Polo Hofer in seinem gleichnamigen Song besingt. Begleitet von den Eibeler Sträggele, eine der beiden Guuggemusiken aus Eschenbachs Nachbargemeinde Inwil. Nur, das zählt wenig bei uns. Es gibt zwar entsprechende Partys im November, aber so richtig in Fasnachtsstimmung kommt ein jeder erst im Januar.
Mit dem Horrorball in Root geht es üblicherweise los. Dieser findet stets anfangs Januar statt und gehört zu den allerersten Maskenbälle der Region. Anschliessend folgen mehr oder weniger dicht gedrängt die weiteren Maskenbälle der vielen Guuggemusiken des ländlichen Luzerns. Da der Schmutzige Donnerstag vor dem Aschermittwoch liegt und dieser wiederum 40 Tage vor Ostern und diese ist am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings.
Also. Wegen diesem Vollmond ist die Fasnacht nun jeweils früher oder später und alle Fasnachtsverrückten können entsprechend an mehr oder weniger Maskenbälle pilgern. Wieder fix gemäss dem Vollmond umd diverse Ecken ist jedoch das Datum des Escheschränzer-Maskenballes. Dieser findet jeweils am Samstag vor dem Schmutzigen Donnerstag (SchmuDo) statt, in diesem Jahr am 18. Januar 2017. Um 18:30 steigt das Open Air Monsterkonzert und anschliessend geht es los mit der grossen Fasnachtsparty. Ihr diesjähriges Motto: „Mer lönd de Töff a“.
Hauptsaison in Stadt und Land
Hat man in der Vorfasnachtszeit jeweils eine Woche Schonfrist zwischen den Bällen, starten wir nun so richtig durch – und lassen bis Aschermittwoch einfach nicht mehr nach. Aber halt! Erst gibt es noch ein (oder besser einige) „Kafi Huerenaff“ (sorry, schlichtweg unübersetzbar) unter der Egg in Luzern. An der Usgüüglete am Dienstag vor dem SchmuDo wird die Fasnacht angekündigt. Früher hatte ein Ausrufer am Dienstag vor dem SchmuDo die Fasnacht ausgerufen, begleitet von einem Trommler und einem Trompeter – deshalb der Begriff Usgüüglete.
So, nun geht es aber definitiv los. Mit ersten Maskenbällen am Mittwochabend kann man sich in die Fasnachts-Hauptsaison feiern. Mit dem Extrabus geht es dann mitten in der Nacht in die Stadt, wo um Punkt fünf Uhr der Urknall ertönt. Mit der Naue kommt die Familie Fritschi auf den Kapellplatz, brüelet die Fasnacht heraus und lässt den Fötzeliregen herab fallen. Die Fasnacht hat begonnen!
Mit dem Urknall beginnt die erste der zwei Tagwachen in der Stadt Luzern. Die zweite folgt am zweiten grossen Fasnachtstag der Stadt – dem Güdismontag. An beiden Tagen führt nachmittags ein grosser Umzug durch die Stadt. Als Bähnler Pauli hatte ich das grosse Vergnügen auf dem Wagen der Borggeischter-Musig Roteborg – eine riesige Lokomotive – mitzufahren. Das war ein Spass.
Unterwegs in den Gassen der Altstadt
Im Gegensatz zu den Guuggemusiken des Luzerner Landes enthüllen die Stadtluzerner – jene der Vereinigten Guuggemusiken Luzern – ihr Sujet erst mit dem Urknall am Schmutzigen Donnerstag. In der Stadt geht es mal rein, mal raus. Mal heiss, mal kalt. Je nach Wetter mehr oder weniger. Zu meiner Zeit war beispielsweise das Altstädtli (heute das Shamrock Pub) einer der angesagtesten Partybars der Stadt. Oder das Movie, heute Terazza. Wollt ihr mal den Teebeutel vom Holdrio (Hagebuttentee mit Zwetschgenschnapps) an die Decke werfen? Dann geht ins Nix in der Laterne, direkt beim Nadelwehr an der Reuss.
Draussen spielen nonstop Guuggemusiken. Teils schon fast gleichzeitig auf den selben Plätzen. So kommt es einem manchmal vor. Zu angesagtesten Plätzen gehört auch heute noch die Rathaustreppe sowie am Fuss der Treppe Unter de Egg an der Reuss. Abends unbedingt vorbeischauen müsst ihr auf dem Weinmarkt, wo die Kult-Ur-Fasnächtler mit ihren Wagen Halt machen. Bestimmt gibt es irgendwo ein Tee, Kafi oder auch mal etwas Landjäger.
Aber denkt daran. Solche Gruppen und Wagen dürfen nichts verkaufen. Also bezahlt nicht, aber spendet den Leuten unbedingt etwas! Sie haben es mehr als verdient. Die Arbeit, die in den liebevoll hergerichteten Wagen und Kleidern steckt, ist immens. Ich bewundere all die Leute, die einen solchen Aufwand auf sich nehmen und damit der Lozärner Fasnacht zu dieser absolut genialen Vielfalt verhelfen.
Das darfst du nicht verpassen!
Es wird viel geboten an der Lozärner Fasnacht. Sehr viel. Man muss sich bewusst sein, dass man nicht überall sein kann. Aber dort wo man ist, sollte man dafür so richtig sein. Mittendrin, statt nur dabei. Das sollte das Motto an jeder Fasnacht sein. Mitmachen, nicht nur zuschauen. So macht das rüüdige Treiben so richtig Spass.
Es folgen nun einige Tipps an Maskenbällen, Anlässen, Umzügen und sostigem. Angelehnt an meine jeweils selbst zurückgelegte Fasnachtstour.
Vorfasnacht – vormerken für nächstes Jahr!
- Horrorball, Root, Sa 7. Januar 2017, Rontal Guugger
- Fasnachtsparty Eibu, Inwil, Sa 21. Januar 2017, Säulischränzer Eibu
- Häxe Chessu Eibu, Inwil, Sa 4. Februar 2017, Eibeler Sträggele
Vorfasnacht – verkleiden und los gehts!
- Escheschränzer Monsterkonzert und Maskenball, Mer lönd de Töff a
Sa 18. Februar 2017, Escheschränzer Eschenbach - Usgüüglete, Unter de Egg, Stadt Luzern, Di 21. Februar 2017
Hauptsaison – vom Urknall bis zum Monstercorso
- Urknall, Fötzeliräge, Fritschi-Tagwache, Strassenfasnacht,
Grosser Fasnachtsumzug, Stadt Luzern, SchmuDo 23. Februar 2017 - Gugiläum, Ballwil, Fr 24. Februar 2017, GUGUBA Ballwil
- Matinée der Rontal Guugger, Root, Sa 25. Februar 2017, Rontal Guugger
Mit anschliessendem Fasnachtsumzug. Perfekt für die Familie! - Rüüdige Samschtig, Unter de Egg, Stadt Luzern, Sa 25. Februar 2017
- Rüüdige Samschtig Hofdere, Hochdorf, Sa 25. Februar 2017
- Eibeler Dörflifasnacht, Inwil, So 26. Februar 2017
Perfekt für die Familie! - Raguball, Rain, So 26. Februar 2017, Bierbrommer Rain
Mit Extrabus nach Luzern an die Tagwache - Tagwache der Wey-Zunft, Strassenfasnacht, Grosser Fasnachtsumzug,
Stadt Luzern, Mo 27. Februar 2017 - Fasnachtsumzug Hofdere, Hochdorf, Di 28. Februar 2017
- Monstercorso, Stadt Luzern, Di 28. Februar 2017
Das ist selbstverständlich nur ein kleiner Auszug aus dem kompletten Lozärner Fasnachtsangebot. Zu meinen strübsten Zeiten war das – und noch ein paar Dinge dazu – so ungefähr mein Programm. Aus diesem Grund kann ich euch diese Anlässe aus erster Hand sehr empfehlen.
Habt ihr Kinder? Dann geht doch lieber nach Root, Inwil oder Hochdorf an den Fasnachtsumzug. Diese sind kleiner als jene in Luzern, aber genau das ist der ganz grosse Vorteil mit Kindern.
Mehr rüüdige und lustige Eindrücke meiner besten Fasnachtsjahre findet ihr hier. Vorallem als Affegraf an der Fasnacht 2006 konnte ich mit meiner nicht funktionstüchtig geglaubten und überraschenderweise doch funktionierenden Kamera unerwartet spontane Eindrücke sammeln.
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