Leben ohne Haare – wie meine Frau mit Glatze durchs Leben geht
Eine Glatze ist nichts aussergewöhnliches und zieht keine komischen Blicke auf sich – solange Mann sie trägt. Doch es gibt Frauen, die ebenso haarlos durch das Leben gehen (müssen) und für die das ganz genau so normal ist. Frauen mit Alopecia Areata. Zu gut deutsch kreisrunder Haarausfall. Im Extremfall verliert man bei dieser Autoimmerkrankung sämtliche Körperbehaarung. Nebst denjenigen auf dem Kopf also auch Wimpern, Augenbrauen und wo man sonst noch so Haare hat.
Welche Haare und wie stark sie einem ausfallen, kann man nicht sagen. Auch ist der Umgang damit sehr unterschiedlich. Viele Frauen tragen Perücken, um den Haarverlust zu verdecken. Ganz stark finde ich jene Frauen, die ihre Glatze offen herzeigen. Ich weiss, es ist nicht einfach und ein langer Weg dahin. Aber es sieht doch echt einfach hübsch aus.
Gespannt? Dann findet mit mir heraus, was Alopecia Areata ist, wo man tolle Kopfbedeckungen und sonstige Accessoires findet und wie meine geliebte Frau ganz offen „oben ohne“ durchs Leben geht – und dies jetzt in einem eigenen Blogbeitrag auf Kopfrausch vorstellt.
Alopecia Areata
Bei Alopecia Areata, zu deutsch kreisrunder Haarausfall, handelt es sich um eine Haarausfallerkrankung, bei welcher das Immunsystem die eigenen Haare als fremd erkennt und abstösst. Typischerweise treten zuerst runde, kahle Stellen auf, welche auch wieder selbst zuwachsen können. Es gibt Behandlungsmöglichkeiten, die jedoch meist stark auf das Immunsystem einwirken. Es muss daher gemeimsam mit dem Arzt gut abgewogen werden, ob eine Behandlung sinnvoll ist oder nicht. Woher die Krankheit kommt, weiss man nicht und daher ist eine Heilung ebenso wenig garantiert.
Der kreisrunde Haarausfall kann in jedem Lebensalter auftreten, kommt aber gehäuft im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt vor. Möglich sind Kombinationen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen oder eine erhöhte Allergiebereitschaft wie etwa Heuschnupfen oder Asthma. Auch psychische Ausnahmesituationen und positiver wie negativer Stress, können im Zusammenhang mit Alopecia Areata stehen. Aber eben, wirklich erforscht ist all dies (noch) nicht. Und ja, man darf sich jetzt fragen, weshalb meine Frau sämtliche Haare verlor, kurz nachdem sie mich kennenlernte.

(Fotos: Stromboli 2017, New York City 2010, Grand Canyon 2011, San Francisco 2011)
Es gibt unterschiedliche Abstufungen des kreisrunden Haarausfalles. Von Alopecia Areata Totalis spricht man, wenn alle Haare auf dem Kopf ausfallen. Verliert man gar alle Haare des Körpers, so handelt es sich um die Alopecia Areata Universalis. Es kann jedoch durchaus sein, dass bestimmte Haare wieder nachwachsen. So wuchsen bei meiner Frau glücklicherweise die Wimpern wieder nach. Unsere Haare haben nämlich durchaus einen praktischen Nutzen. So verhindern die Wimpern, dass einem zu viele Partikel in die Augen kommen und die Augenbrauen stoppen die Schweisstropfen noch vor dem Auge. Dies nur als kleiner Denkanstoss.
Übrigens sind nicht nur Frauen von Alopecia Areata betroffen. Auch Männer können den kreisrunden Haarausfall kriegen, nur fällt es häufig weniger auf, da Männer mit Glatze ganz einfach als normal betrachtet werden in unserem Alltag. Bei einer „normalen“ Glatze handelt es sich jedoch nicht auch gleich um Alopecia Areata. Und im gleichen Zug hat eine Frau ohne Haare nicht zwingend Krebs. Dies ist nämlich eine häufig gestellte Frage an meine Frau, besonders wenn sie noch dazu mit unserem Sohn unterwegs ist. Für den Kleinen ist das „Glätzi“ von Mami übrigens überhaupt kein Problem und ganz einfach normal. So wie für mich auch.
Kopfrausch
Nun gibt es viele betroffene Frauen, aber nur die wenigsten zeigen es offen. Eine grosse Hilfe für Betroffene ist jedoch der Austausch mit Gleichgesinnten. Wie geht man damit um? Wie funktioniert das Tragen einer Perücke im Alltag? Wer trägt selbstbewusst „oben ohne“ in der Öffentlichkeit? Und wo gibt es tolle und chicke Kopfbedeckungen als Alternative zu den Haaren? Es gibt Webseiten mit wissenswerten Informationen und Facebookgruppen zum austauschen von Erfahrungen. Und dann gibt es noch Kopfrausch – einen Laden in Herisau im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Switzerland Downtown. Es muss nicht immer die Bahnhofstrasse in Zürich sein.

Kopfrausch wird geführt von zwei sympathischen jungen Frauen, welche selbst ganz bewusst ohne Haare durchs Leben gehen. In ihrem Laden in Herisau führen sie Kopftücher, Beanis und noch viel mehr von fair produzierten Labels. Sämtliche mit ihrer eigenen Geschichte. Mit RRby haben sie gar ihr eigenes Label – selbst entworfen und lokal produziert. Wir unternahmen Mitte Jahr einen Ausflug ins Appenzellische, um dem Laden einen Besuch abzustatten. Es stand ausser Frage, dass wir fündig werden, nur die Wahl wurde nicht einfach. Meine Frau probierte bis weit in die Mittagspause hinein und unser Sohnemann und meine Wenigkeit standen als beratende Experten zur Seite.
Schaut einfach mal selbst vorbei in Herisau oder im Online-Shop von Kopfrausch. Ganz unbedingt vorbeischauen müsst ihr jedoch gleich im Anschluss auf dem Blog von Kopfrausch. Dort erzählt meine liebe Frau Andrea ihre ganz eigene Geschichte mit dem Wandel von „mit Haar“ bis hin zu „ganz ohne Haar“. Lest ihren persönlichen und eindrücklichen Beitrag aus dem Leben eines Alopecianers.
Ich habe seit November 2019 keine Haare am ganzen Körper, mehr aufgrund der Krankheit Alepsia Areata.
Ich trage Echthaarperücken, bin mittlerweile bei 5 Perücken. Ich habe damit kein Problem und sehe auch sehr gut damit aus. Meine Augenbrauen sind sehr gut tätowiert und meine Wimpern klebe ich . Eigentlich ist alles super. Aber wenn ich abends die Perücke abnehme, dann kann ich es einfach nicht verstehen. Es macht mich fertig. Ich wurde am 01. Januar 60 Jahre alt und hatte bis 2017 sehr schöne Haare. Was soll ich tun?