Lachen und Staunen im Sektor 1 – die Natur-Oase der Zukunft
Es war an einem Freitagabend. Meine liebe Frau entführt mich in die Natur-Oase der Zukunft. Grund dafür war mein Geburtstag, der irgendwann zwischen Silvester und ebendiesem Freitagabend stattgefunden hatte. Dank artigem Benehmen und beherztem Einsatz meiner Frau, waren wir in Besitz von Tickets für einen „verführerischen Verwöhn-Aufenthalt“ im Sektor 1.
Steigen Sie zu. Es kann Ihnen fast nichts passieren.
Ich selber wusste nicht recht, was mich erwarten wird. Ich war total unvorbereitet. Aber eines war mir klar. Die Gefahr bestand durchaus. Es könnte ein überaus schöner und sehr lustiger Abend werden. Oh la la! Ich nehme es mal gleich vorab. Daraus wurde leider nichts. Es wurde noch viel besser. Sehr viel besser. Dafür reichen mir nun die Worte schlichtweg nicht mehr.
Bitte halten Sie sich an die Regeln.
Auch dann, wenn Sie nicht genau wissen, an welche.
Aber eines muss klar sein. Es gibt Regeln im Sektor 1. Regeln, an die man sich halten muss. Oder auch nicht. Verstösse können jedoch mit Putzdienst oder Starre bestraft werden. Eine Regel, an die sich erstmal alle halten ist die freie Platzwahl. Es gibt keine vergebenen Sitzplätze. Oder nur wenige. Denn einige finden ihr Glück und somit ihre Sitzplatznummer beim Glücksrad vor dem Eingang. Andere finden ihr Glück ganz spontan und erwischen zwei Superplätze mittig in der zweiten Reihe. So wie wir.
Reichhaltiges Verpflegungsangebot vor und nach der Show
Aber halt. Hinsetzen bitte nur mit gestärktem Magen. Das ist jetzt meine ganz persönliche Regel. Aber auch die zählt. So stärkten wir uns vorab im „Culinarium“. An der Bar gibt es zahlreiche Getränke, am Selbstbedienungsbuffet leckere Speisen. Wir entschieden uns beide für den Hackbraten und ein Haubeli Rotwein. Zur Nachspeise noch ein Tiramisu mit Meringues und gefrorenen Waldbeeren.
§ 491: Öffentliches Niesen ist strengstens verboten.
Bitte auch Heuschnupfen und jede andere Form von Allergien für die Dauer Ihres Aufenthaltes im Sektor 1 abstellen.
Es hat genügend Sitzplätze im Innen- wie auch im Aussenbereich und die Stimmung ist total relaxed. Man merkt. Es freuen sich alle auf die folgende Show. Auf den Aufenthalt im Sektor 1. Bis es soweit ist, dauert es jedoch noch ein wenig. Da steht noch der Besuch auf dem WC an. Wie immer geht es bei den Stehplätzen etwas schneller als bei den Sitzplätzen. Ich konnte noch stehen. Zum Glück.
Zuschauer sitzen im Trockenen
Gestanden sind wir dann auch in der Schlange. In einer grossen Schlange sogar. Mit den vielen Besuchern des Sektor 1. Von den 1’400 Sitzplätzen sind 32 nummeriert. Jene, die man vorgängig am Glücksrad gewinnen kann. Reservieren kann man nicht. Dafür sind alle Tickets gleich teuer und das Verkaufssystem bleibt einfach und simpel. Es ist auch alles halb so schlimm. Man hat von allen Plätzen eine super Sicht und es sind sämtliche Plätze überdacht.
§ 321: Fröhlich in die Welt schauen ist Pflicht.
Alles andere sieht auf den versteckten Überwachungskameras doof aus.
Was durchaus sehr wichtig sein kann. So wie an unserem Freitagabend. Wir standen noch in der Schlange, da setzte der Regen ein. Nach zehn Minuten nasser Erfrischung sassen wir dann aber im Trockenen. Auf super Plätzen. Und konnten zuschauen, wie das Grün des Sektor 1 verregnet wird. Unser Mitleid hielt sich in Grenzen. Wir hatten schlichtweg keine Zeit dafür. Zu spektakulär war die Show im Sektor 1. Unterhaltsam, lustig, actionreich, mit Sound, Gesang und Stunts bestückt. Kurz gesagt. Einfach fulminant.
Wer an dieser Stelle gerne Fotos sehen möchte, muss ich leider enttäuschen. Dafür fehlte mir ebenfalls die Zeit. Und auch die Lust. Ich war einfach nur noch hingerissen von der Show. Die hatte mich so richtig gepackt. Was mich immer mehr erstaunte, war die Bühnentechnik. Ob man beim Sektor 1 jedoch noch von „Bühne“ sprechen kann? Da bin ich mir nicht sicher. Gespannt bin ich jedoch auf das Making Of, welches nun als DVD bei uns zu Hause liegt.
Vom Strassenkünstler zum Millionenpublikum
Wer kommt überhaupt auf die Idee, ein solches Spektakel aus dem Boden zu stampfen? Aus der Industriebrache von Oberwinterthur? Es ist niemand anders als Karl’s kühne Gassenschau. Mit Apostroph, bitteschön. Ganz unabhängig der Regeln. Diesem einen Apostroph ist denn auch eine halbe Seite des Programmheftes gewidmet. Scheint also durchaus wichtig zu sein.
Der Apostroph übrigens hatte von Anfang an nur die Aufgabe, die Deutschlehrer zu ärgern.
Karl’s kühne Gassenschau haben sich 1984 als Strassentheatergruppe gegründet. Ihre Produktionen wurden in den 32 Jahren immer grösser und aufwändiger. Weit über eine Million Zuschauer haben sie bereits unterhalten. Allein das letzte Programm Fabrikk (2011-2015) zog über 580’000 Besucher an. Im Juni 2016 starteten sie nun mit ihrem neusten Spektakel. Sektor 1. Erneut in Oberwinterthur. Ihre Vorstellungen sind chronisch ausverkauft. Bereits vor der ersten Vorführung von Sektor 1 waren über 100’000 Tickets verkauft. Der Vorverkauf für die nächste Spielsaison 2017 hat bereits gestartet. Sichert euch eure Tickets noch heute auf sektor1.ch. Und denkt an eure Liebsten. Weihnachten kommt schon bald. So der Tipp vom Profi.
Karl’s kühne Gassenschau von 1984 bis 2016
Eine Übersicht aller Programme und weitere Details dazu gibt es auf der Homepage von Karl’s kühne Gassenschau.
- Strassenvariété (1984)
- Gauklerjahre (1985-1986)
- MS Matterhorn (1987-1988)
- Baustelle (1989-1990)
- Uniform (1992)
- Citypassage (1993)
- S.T.E.I.N.B.R.U.C.H. (1994/1997)
- r.u.p.t.u.r.e. (1995)
- Grand Paradis (1997)
- STAU (1998/2000)
- Circus Knie (1999)
- t.r.a.f.i.c. (2001)
- AKUA (2002-2005)
- Silo 8 (2006-2010)
- Fabrikk (2011-2015)
- Sektor 1 (seit Juni 2016)
Unterhaltung mit zeitkritischen Themen
Mit ihrem neuen Programm Sektor 1 wollen uns die Leute von Karl’s kühne Gassenschau aber nicht nur unterhalten. In erster Linie schon. Aber es geht durchaus um ein zeitkritisches Thema. Wohin mit all unserem Müll? Klar, wir stellen ihn an die Strasse und die Müllabfuhr sammelt unseren Kehricht ein. Bringt ihn zur Verbrennungsanlage und weg ist er. Der Müll. Aber geht das für immer gut? In Süditalien liegt der Müll auch mal wochenlang auf der Strasse rum. Kann das uns auch passieren? Wissen wir das überhaupt?
§ 138: Es ist verboten, von 00 bis 24 Uhr Abfall zu machen.
Es werden keine Ausnahmebewilligungen erteilt.
Zur Zeit von Sektor 1 sind all diese Probleme gelöst. Der Müll wurde ins Weltall geschossen und die Erde total davon befreit. Die Welt wurde in Sektoren aufgeteilt und die Menschen müssen sich konsequent an alle Regeln halten. Wer sich vorbildlich verhält, wird belohnt mit einem Aufenthalt im schönsten aller Sektoren. Der Natur-Oase der Zukunft. Dem Sektor 1. Aber ist das wirklich die Lösung? Die Antwort findet ihr nur an einem Ort. Ihr müsst den Schritt wagen und den Sektor 1 aufsuchen.
§ 517: Abfallsack-Kontingent pro Familie: 1 pro Jahr.
Anträge auf Kontingents-Erhöhungen werden jeweils am 29. Februar bearbeitet.

Ich kann euch nur eines raten. Geht hin! Hält euch an die Regeln oder nicht. Aber geht hin. Besucht die Karl’s kühne Gassenschau und besucht den Sektor 1. Die Natur-Oase der Zukunft.
Weiter informieren?
Weitere Informationen zum Sektor 1 und Karl’s kühne Gassenschau gibt es in folgenen Sektoren des weltweiten Webs.
- Karl’s kühne Gassenschau
- Sektor 1
- Karl’s kühne Gassenschau fliegt und feuerwerkt wieder (Tagesanzeiger, 15. März 2016)
- Monumentales Freiluftspektakel – Im Sektor 1 fällt Müll vom Himmel (Neue Zürcher Zeitung, 15. März 2016)
- Video: Karl’s kühne Gassenschau feiert Premiere (Tele Züri, 17. Juni 2016)
- Verkaufssystem bleibt einfach und simpel (züriost, 28. Juni 2016)
§ 627: Licht darf nur bei Leermond angezündet werden.
Helle Köpfe wissen sich abends und nachts auch anders zu helfen.
Die verwendeten Zitate und teilweise Textausdrücke (in Anführungszeichen) habe ich aus dem Programmheft von Sektor 1 sowie von der Homepage von Karl’s kühne Gassenschau.