Kommunikation der Generationen
Kürzlich war mal wieder mein Göttibub bei uns zu Besuch. Zum alljährlichen Göttiweekend. Wie immer erhielten wir dabei die aktuellsten Infos, wie man heute so unter Schulfreunden kommuniziert. WhatsApp war dabei unser gemeinsamer Nenner. Aber verwendet ihr Twitch oder Snapchat? Ich zumindest nicht. Mein Bericht zur Kommunikation der Generationen.
Ohne Handy geht sowieso nichts mehr. Ich hatte mein erstes Handy mit 21 Jahren. In der Schule musste ich den Schulfreund noch mit dem Festnetz(!)-Telefon anrufen, um für den schulfreien Mittwochnachmittag abzumachen. Heute können die Schüler direkt unzählige Nachrichten hin und her senden. Ganze Sätze sind da vollkommen überflüssig. Packten wir vor Jahren noch möglichst viel Aussage in die 160 Zeichen langen SMS, so werden heute möglichst wenige Zeichen in eine Nachricht verpackt. Dafür vermehrt Fotos.
So wird mit Snapchat irgendein Foto – muss überhaupt nichts aussagen – mit der eigentlichen Nachricht gesendet. Auch wenn diese nur ein „Hi“ beinhaltet. In der Schule haben heute sowieso alle ein Handy. Im Unterricht darf dieses jedoch nicht verwendet werden. Leuchtet mir durchaus ein. Klingelt während dem Unterricht ein Handy, so muss der Besitzer dessen einen Kuchen mitbringen. So läuft das in der Schule meines Göttibuben. Ja, und mit dem Kuchen haben schlussendlich alle was davon.
Weil ich selbst manchmal etwas erschrecke über die Schnelllebigkeit der Nachrichtendienste und sozialen Netzwerke, habe ich euch nachfolgend die mir bekannten aufgelistet. Und noch einige dazu. Diese Dienste betreffen natürlich die moderne Zeit des Online-Seins. So ganz normales Telefonieren über Kupferkabel oder das Pagertragen im Ausgang ist – also: war – eine ganz andere Welt.
Fangen wir an mit den Diensten, die heutige 13-jährige offenbar in regem Gebrauch haben.

Twitch
Twitch ist ein Live-Streaming-Videoportal und wird hauptsächlich zur Übertragung von Videospielen genutzt. Mein Verständnis war gemäss der Erklärung meines Göttibuben, dass es sich hier um ein Live-YouTube handelt. Man kann auch Freunde haben und einander schreiben. Twitch gibt es seit 2011.

Snapchat
Wird zum chatten mit Freunden verwendet. Typischerweise immer mit einem Foto. So machte mein Göttibub auf der Autofahrt ein Foto seiner Hand, versah dieses mit der Anzeige der Fahrgeschwindigkeit und sendete es dann mit der Nachricht „Hi“ an eine Freundin. Cool, oder? Die versendeten Fotos verschwinden nach einer gewissen Zeit von selbst wieder. Snapchat gibt es seit 2011.

Endlich ein Dienst, den ich auch kenne. Nachrichten, Fotos und Videos können mit den Kontakten oder Gruppen ausgetauscht werden. Auch Telefonieren kann man mittlerweile mit WhatsApp. Entgegen weit verbreiteter Meinung ist dies jedoch nicht gratis. Nicht wirklich, zumindest. Denn anstelle der Rufkosten verbraucht man mobile Daten. Bei den heute üblichen Abos mit inbegriffenem Datenvolumen ist dies jedoch meist kein Problem. WhatsApp gibt es bereits seit 2009.

Facetime
Dies ist ein reiner Appledienst für Videotelefonie. Da ich Äpfel lieber esse und sie nicht zum kommunizieren brauche, kann ich darüber nicht viel mehr sagen, als dass es 2010 erstmals vorgestellt wurde.

Mit diesem Dienst werden Fotos und Videos geteilt, was auch bei den Jugendlichen rege Verwendung findet. Instagram gibt es seit 2010.

YouTube
Das Online-Video-Portal schlechthin. Videoclips ansehen, bewerten, kommentieren und natürlich selbst hochladen – dies ist das Grundrezept von YouTube von Anfang an. YouTube gibt es seit 2005 und seit 2006 gehört das Videoportal zum Googlekonzern.
Die folgenden Dienste kennen wir beide, werden jedoch im Freundeskreis der Schüler meist nicht verwendet.

Skype
Kennen wir doch alle, oder? Auch ich habe Skype schon öfters zum Telefonieren verwendet und dies bereits vor sechs Jahren. Skype gehört seit 2011 zu Microsoft und ist mittlerweile sehr umfangreich. Nebst Videotelefonie gehören auch Instant-Messaging, Dateiübertragung und Screen-Sharing zum Funktionsumfang. Erschienen ist Skype 2003.

Der Kurznachrichtendienst schlechthin. Mit den sogenannten Tweets berichtet man über aktuelle Neuigkeiten kurz und bündig. Twitter steht im englischen für Gezwitscher und so zwitschert man seine Follower mehr oder weniger voll. Twitter gibt es seit 2006.

Ja, wer kennt es nicht? Man denkt, das hat jeder. Nur offensichtlich die heutigen Schüler nicht. Oder noch nicht. Diese Aussage ist mit Sicherheit auch nicht ganz allgemeingültig. Aber in meiner Umfrage unter einem 13-jährigen ist Facebook nicht in Verwendung. Für mich ist es dagegen das soziale Netzwerk mit dem grössten Aktivitätsgrad. Facebook gibt es seit 2004.
Mit dem dritten Teil konnte ich nun endlich brillieren und meinem Göttibuben Dienste vorstellen, die er auch noch nicht gekannt hat.

In diesem sozialen Netzwerk „pint“ man Bilder an die nach „Interessen“ aufgeteilten Pinwände und versieht diese mit entsprechenden Beschreibungen. Wie in anderen Netzwerken kann man Benutzern folgen sowie die Bilder kommentieren und teilen. Pinterest gibt es seit 2010.

Google+
Seit 2011 hat auch Google ein soziales Netzwerk. Nach Facebook ist Google+ das zweitgrösste Netzwerk und funktioniert in etwa so ähnlich – einfach anders. Erstaunlicherweise hat mein 13-jähriger Gesprächspartner keine Kenntnis davon.

Kik
Kik Messenger ist ein weiterer kostenloser Instant-Messaging-Dienst, welcher seit 2010 verfügbar ist.

Threema
Threema ist ein relativ neuer kostenloser Instant-Messaging-Dienst aus Schweizer Entwicklung. Den Dienst gibt es seit 2012.

Tumblr
Dies ist eine Blogging-Plattform, in welcher Texte, Bilder, Zitate, Chatlogs, Links, Video- und Audiodateien veröffentlicht werden können. Man kann Beiträge „rebloggen“ und anderen Nutzern folgen oder diese als Favoriten kennzeichnen. Tumblr gibt es seit 2007.

Medium
Dies ist ein Nachrichten-Netzwerk, in welchem man Artikel schreiben und lesen kann. „Medium ist ein neuer Ort zum Lesen und Schreiben im Internet“. So steht es auf der Webseite. Medium gibt es seit 2012.

Path
Path ist ein soziales Netzwerk für mobile Geräte, in dem man Fotos und Nachrichten austauschen kann. Den Dienst gibt es seit 2010.
Freizeit und Beruf trennen wir ja ganz gerne, auch wenn dies nicht immer gleich einfach ist. Aber doch sind folgende Netzwerke in erster Linie der beruflichen Seite gewidmet.

LinkedIn ist ein soziales Netzwerk, mit dem Ziel die geschäftlichen Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen. Auch ist es sehr interessant für eine allfällige Suche nach einer neuen Stelle. LinkedIn gibt es seit 2003.

Auch Xing ist ein soziales Netzwerk, wo bevorzugt die beruflichen Kontakte gepflegt werden. Auch Unternehmen können ein eigenes Profil anlegen, wie auch bei LinkedIn. Xing gibt es ebenfalls seit 2003.
Nun habe ich gemeinsam mit Google noch ein wenig nach weiteren Nachrichtendiensten und sozialen Netzwerken gesucht. Und bin fündig geworden. Nachfolgend eine kleine Auswahl.
Zuerst einmal die Nachrichtendienste:

Blackberry Messenger
Ja, jetzt wird es bunt. Wer ausser den Amis benutzt überhaupt noch Blackberry? Aus irgendwelchen Gründen sind diese Blackberries nach wie vor weit verbreitet. Den Messenger gibt es inzwischen auch für Android, iOS sowie Windows Phone.

Chiffry
Dieser Nachrichtendienst wurde 2014 erstmals vorgestellt.

Conversations
Dies ist ein Instant-Messaging-Dienst für Androidgeräte, welchen es seit 2014 gibt.

Hike
Dieser Dienst ist für die meisten mobilen Betriebssysteme verfügbar und gibt es seit 2012.

Hoccer
Ein Nachrichtendienst für Android und iOS. Hoccer gibt es seit 2009.
ICQ
ICQ steht für I seek you, was nichts anderes heisst als Ich suche dich. Entwickelt wurde ICQ von vier israelischen Studenten, welche den Dienst 1996 (!) veröffentlichten. 1998 kaufte das US-Unternehmen AOL den Messenger und seit 2010 gehört ICQ einer russischen Investment-Firma.

KakaoTalk
Mit diesem Dienst kann man nicht nur Nachrichten, Fotos, Videos und Sprachnachrichten austauschen. Auch Telefonieren und Konferenzen sind möglich. KakaoTalk aus Südkorea gibt es seit 2010.

Kontalk
Dies ist ein Instant-Messaging-Dienst für Android. Kontalk ist auch als plattformunabhängiger Java-Desktop-Client verfügbar. Erschienen ist Kontalk 2011.

Line
Line ist für viele Betriebssysteme verfügbar und vor allem in Asien verbreitet. Den Dienst gibt es seit 2011, seit 2013 auch in Deutschland.

Schmoose
Ein weiterer mir unbekannter Nachrichtendienst, welcher seit 2013 verfügbar ist.

Signal
Dieser Dienst kann zur verschlüsselten Kommunikation verwendet werden, aber auch für das Versenden herkömmlicher SMS und MMS sowie für das Telefonieren. Signal gibt es seit 2010.

SIMSme
Dieser plattformübergreifende Instant-Messaging-Dienst wird von der Deutschen Post bereitgestellt und ermöglicht einen Austausch von Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton-Dateien sowie Standortinformationen zwischen Benutzern von Smartphones. Den Dienst gibt es seit 2014.

Surespot
Mit Surespot können verschlüsselte Textnachrichten, Emojis und Bilder verschickt werden. Begrenzte Audionachrichten können nur mit In-App-Käufen erstellt werden. Surespot gibt es seit 2012.

Telegram
Telegram gibt es seit 2013 und ist ein weiterer kostenloser Instant-Messaging-Dienst.

Viber
Viber ist ein kostenloser Chat-Dienst für Smartphones und Desktop-Computer und ermöglicht nebst dem Versenden von Nachrichten auch IP-Telefonie. Auch ausgehende Anrufe ins Festnetz oder auf Mobiltelefone sind möglich.

Wire
Dieser kostenlose Instant-Messenger wurde 2014 veröffentlicht. Mit dem Dienst „Wire for Web“ und der Schnittstelle WebRTC sind Anrufe zu und von bestimmten Browsern (Chrome, Firefox, Opera) möglich. Wire selbst hat seinen Sitz in der Schweiz, die technische Entwicklung erfolgt in Berlin und das dahinterstehende Unternehmen ist in Luxemburg.

Xabber
Und hier noch eine weitere Alternative zu WhatsApp für Android-Geräte.

ChatSecure
Dieser Nachrichtendienst ist für Android und iOS verfügbar.

Beam
Der letzte dieser Vorstellungsrunde. Beam ist für Android und iOS verfügbar. Aber Achtung. Beam überträgt die Nachricht in Echtzeit und nicht erst beim Senden.
Ausserdem gibt es noch weitere soziale Netzwerke. Nachfolgend also die noch nicht genannten Netzwerke, welche in der Schweiz am verbreitesten sind.

Flickr
Flickr kommt vom englischen und heisst soviel wie „etwas durchblättern“. Es ist ein kommerzielles Dienstleistungsportal, wo man Bilder sowie kurze Videos veröffentlichen kann. Flickr gibt es seit 2004.

StayFriends
Auf StrayFriends kann man seine alten Schulfreunde wieder finden und verwalten. Den Dienst gibt es seit 2002.

MySpace
Auf MySpace (vom englischen „Mein Platz“) kann der Benutzer konstenlose Benutzerprofile mit Fotos, Videos, Blogs, Gruppen und mehr einrichten. MySpace gibt es seit 2003.

Vimeo
Vimeo ist ein 2004 gegründetes Videoportal.

SoundCloud
Was es für Video gibt, gibt es auch für Musik. SoundCloud ist ein Online-Musikdienst und gilt als Werbeplattform für Musiker. Der Dienst wurde 2007 gegründet.
Ihr seht, es gibt viele – nein, sehr viele – unterschiedliche Nachrichtendienste sowie soziale Netzwerke. Und es gibt mit Sicherheit noch viele mehr, als die oben aufgelisteten. Mich hat ehrlich gesagt erstaunt, wie wenige mir bekannt waren.
Welche Dienste, Apps und Netzwerke benutzt ihr in eurem Alltag? Ich bin gespannt auf noch mehr Kommunikationsarten der Gegenwart in den Kommentaren.

Hat dir dieser Beitrag gefallen und du möchtest mehr davon? Dann melde dich jetzt an für meine E-Mail-Benachrichtigung. Einfach Name und E-Mail eintragen und auf Anmelden klicken. Und schon erhälst du ein Mail, wenn hier was neues bereit steht. Herzlichen Dank – ich freue mich.
Wow, also da sind wirklich viele mir unbekannte Dienste dabei.
Ich bin Anfang 20 (falls du das mit in deine „Statistik“ einfließen lassen willst 😀 ) und benutze hauptsächlich WhatsApp, Facebook, Skype, Instagram, Snapchat, Pinterest, Twitter, YouTube und Linked In.
Ich hätte nicht gedacht, dass ICQ und MySpace noch genutzt werden. Als das „in“ war, war ich gerade mal 12 😀
Interessante Zusammenfassung!
Liebe Grüße, Dorie
http://www.thedorie.com
Hallo Dorie,
ich war auch erstaunt, wie viele Dienste es gibt – und es sind bestimmt noch nicht alle. Wie weit verbreitet die im einzelnen sind, weiss ich jedoch auch nicht. Das ist aber wieder stark Regionenabhängig. So kommunizieren die Asiaten meines Wissens mit anderen Messengern als wir Europäer usw.
Lg Stefan