Alice Gabathuler: Wenn das Leben auf Lügen aufbaut
Die Geschwister Manon und Kris werden von ihrem Vater zu sich nach Hause beordert. Heimgeholt durch die Mitarbeiter des familieneigenen Sicherheitsdienstes. Liebe können sie dabei von ihrem Vater keine erwarten. Ganz im Gegenteil, verdächtigt dieser seine Kinder hinter den aktuellen Drohungen gegen seine neue Familie zu stehen. Doch was geht hier genau ab und was haben diese Vorkommnisse mit dem Sommer vor zehn Jahren zu tun?
Eine herzzerbrechende und unglaublich spannende Gechichte von Alice Gabathuler, welche im Grunde aus lauter Lügen besteht. Nur langsam kommt die Wahrheit ans Licht.
Lügengebilde als Lebensfundament
Manon und Kris sind die Kinder eines vermögenden und genauso gefürchteten Geschäftsmannes, welcher zur Zeit im schweizerischen Zug lebt. Er saniert Firmen auf der ganzen Welt mit der eisernen Hand und ohne Rücksicht auf Verluste – menschliche, wohlgesagt. Bis zum Sommer 2007 erleben die beiden Geschwister ein soweit glückliches Leben. Der Job ihres Vaters zieht sie an viele Orte dieser Welt und mit dabei ist stets auch ihre Mutter. Bis die beiden Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren das schicksalsträchtige Camp im Sommer 2007 erleben müssen.
Aber was geschah damals wirklich? Handelte es sich tatsächlich um ein Sommercamp für reiche Kinder oder steckte gar kriminelle Energie dahinter? Wurden die Kinder gar entführt? Manon und Kris werden im Ungewissen gelassen. Nur ganz wenige Personen des engsten Familienkreises kennen die Wahrheit. Kurz nach dem Camp verlässt die Mutter die Familie und soll nie wieder gesehen werden. Auch Manon und Kris werden auf Internate und in psychiatrische Behandlungen geschickt. Möglichst weit weg vom kühlen Vater.
Früher war vorbei. Für immer. Seit ich fünf war. Damals hatte ich keine Worte für das, was ich fühlte. Und selbst wenn ich sie gehabt hätte: Es war niemand da, der mir zugehört hätte.
Bis die beiden vom Familienoberhaupt wieder nach Hause beordert werden. In die Villa über dem Zugersee und streng bewacht durch den Sicherheitsdienst. In jüngster Vergangenheit gingen mehrere Drohungen ein. Allesamt gegen Manon und Kris gerichtet. Doch von wem und weshalb? Die Sicherheitsbeamten vermuten, dass Manon und Kris gemeinsame Sache machen und sich für den Sommer 2007 rächen wollen. Aber was geschah damals überhaupt? Weder Manon noch Kris wissen darüber Bescheid.
Späte Rache für das frühe Leid
Als die beiden in Zug ankommen, bleibt es nicht mehr nur bei den Drohungen. Ein Fahrzeug mit den jüngsten Kindern des Vaters mit seiner neuen Ehefrau wird angegriffen und die Sicherheitsbeamtin angeschossen. Wenig später baut die langjährige Köchin der Familie einen folgenschweren Unfall und wird schwer verletzt. Sie wollte gleichentags mit Manon sprechen. Im Geheimen, ohne das Wissen von Sicherheitsdienst oder deren Vater. Was hatte sie zu sagen, worüber sie jetzt nicht mehr sprechen kann?
Alle redeten von einem Hilfeschrei. Ich hatte nicht um Hilfe geschrien! Ich hatte sterben wollen. Nur interessierte das keinen, weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte.
Bevor Manon die Chance hat, mehr zu erfahren, wird sie zusammen mit den beiden Kindern Joy und Timmy tatsächlich entführt. Doch nur Manon weiss, dass es sich um eine Entführung handelt. Ähnlich wie bereits im Sommer 2007 wird den beiden Kleinen vorgegaukelt, es sei ein kleiner Ferienaufenthalt. Zugleich wird Kris vom Sicherheitsdienst gefangen gehalten mit dem Verdacht, hinter der Entführung zu stecken. Wer aber kann die Entführer ausfindig machen, wenn niemand an die Unschuld von Manon und Kris glauben?
Ohne über irgendwas nachdenken zu müssen, stellte ich mich vor die hellblaue Decke. Sie war der Himmel, den ich wiedersehen würde. Die Wiese, auf der ich mit Kris liegen würde. Das Raumschiff, mit dem wir beide abheben und in ein neues Leben fliegen würden. Als das Licht an der Kamera anging, wusste ich genau, was ich sagen wollte.
„Murphys Gesetz. Es funktioniert. Wir sehen uns, Drache.“
Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr verraten und empfehle allen Liebhabern von guten Büchern, diese spannende Lektüre von Alice Gabathuler zu Gemüte zu führen. Das Buch hat mich gepackt wie schon lange nicht mehr. Obwohl als Jugendbuch ab 12 Jahren deklariert, ist es auch für Erwachsene äusserst empfehlenswert. Immer wieder gab es unerwartete Wendungen und die Klärung, was im Sommer 2007 wirklich geschah, kommt auch für den Leser nur schleichend. Dies macht es schwierig, das Buch für eine Lesepause wegzulegen.
Die Autorin und ihre Bücher
Alice Gabathuler wurde 1961 in Walenstadt (Schweiz) geboren und hatte schon immer eine Begeisterung für das Lesen und Schreiben. Trotz verpasstem erstem Schultag fand sie ihren Weg und ist heute erfolgreich als Autorin tätig. Die gelernte Lehrerin war als Radiomoderatorin, Werbetexterin und Englischlehrerin tätig und war 15 Jahre als Teilhaberin einer privaten Englischschule tätig. 2009 gab sie ihren Anteil an ihre Geschäftspartnerin ab, um sich voll auf die Tätigkeit als Schriftstellerin zu konzentrieren.
Im Jahre 2016 gründete sie gemeinsam mit den Autoren Stephan Sigg und Tom Zai in Buchs den Verlag da bux. Alice Gabathuler lebt heute mit ihrer Familie bestehend aus Mann, zwei Kindern und einer Katze im Kanton St. Gallen. Sie schreibt insbesondere Kinder- und Jugendbücher. So ist auch der hier umschriebene Roman Hundert Lügen ein Jugendbuch für Jugendliche ab 12 Jahren. Nach oben ist die Grenze jedoch weit offen.
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