Home Sächsilüüte der Schöllenen leicht voraus
Gestern Montag, 19. April, war das Zürcher Sächsilüüte – der alljährliche Höhepunkt der Zürcher Zünfte. Der Start in den Frühling, an welchem auskommt, wie der Sommer werden wird. Da können die Muothataler Wetterschmöcker oder die Damen und Herren von SRF Meteo berichten, was sie wollen – wenn der Böög schnell zerknallt, dann wirds ein schöner Sommer, wenn es lange dauert, dann eben nicht.
Zum zweiten Mal in Folge brannte in auf dem Sechseläutenplatz in Zürich jedoch kein Feuer. Corona halt. Stattdessen feuerte der diesjährige Gastkanton Uri in der Schöllenen bei der Teufelsbrücke. Und ja, es gibt einen ziemlich schönen Sommer – nach 12:57 Minuten knallte es. Geht es nach uns, so wird es noch etwas schöner. Bei uns im Garten war der Böög bereits nach 8:41 Minuten weg.
Der Teufel zeuselt mit dem Böög
Aber mal schön langasm. Wegen der anhaltenden Coronasituation, reiste für einmal nicht der Gast nach Zürich, sondern die Zürcher zum Gast. In den kleinen Urkanton Uri im Herzen der Schweiz. Jener Kanton mit der wohl schönsten Fahne der Schweiz – dem Uristier. So wurde ich erzogen, ist doch meine Mutter eine waschechte Urnerin. So schrieb ich 2016 schon über den schönsten Urner.
Die Sage über die Entstehung der Teufelsbrücke
Bereits im 13. Jahrhundert hatten die Urner immer wieder versucht, eine Brücke über die wilde Reuss zu schlagen, doch zu oft waren die Säumer mit ihren Maultieren und Waren in die Tiefe gestürzt. Es geht die Sage, dass die Urner immer wieder darüber rätselten, wie die Schöllenenschlucht zu überwinden sei. Schliesslich rief ein Landamman ganz verzweifelt aus: „Do sell der Tyfel e brigg bue“ „Soll doch der Teufel selber da eine Brücke bauen!“ Kaum ausgesprochen, stand er schon vor der Urner Bevölkerung. Der Teufel versprach ihnen einen Pakt: Die Brücke würde fortan halten. Aber der Teufel sagte zu den Leuten, er werde eine Brücke bauen, aber die erste Seele, die die neue Brücke überschreitet, soll ihm gehören. Nachdem man auf diesen Handel eingegangen war, stand auch schon bald eine neue starke Brücke über der Schlucht.
Doch die Urner wussten nicht, wen sie hinüberschicken sollten, bis ein schlauer Bauer eine geniale Idee hatte. Er band seinen Geissbock los und jagte den Ziegenbock auf die andere Seite. Rasend vor Wut, ergriff der Teufel einen Felsblock und drohte damit, sein Werk zu zerstören. Darauf kam ein altes Weiblein des Wegs und ritzte ein Kreuz in den Stein. Als der Teufel dies sah, verfehlte er sein Ziel, und der Fels landete in der Nähe von Göschenen. Dort liegt der Teufelsstein nun seit Jahrhunderten. Die Brücke nennt man seit dieser Zeit die Teufelsbrücke.
(Quelle: tell.ch)
Bei der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht zwischen Göschenen und Andermatt, richteten die Urner auf einem grossen Podest einen Scheiterhaufen an, mit dem Böög ganz oben. Dem Sächsilüüte in der Limmatstadt absolut gerecht, brannte ab 18 Uhr das Feuer lichterloh über der Reuss. Der Wind fachte es noch zusätzlich an und bereits nach 12:57 Minuten gab es den ersehnten lauten Knall – der Kopf des Böögs explodierte mit einem einzigen Bumm. Weg war er – der Sommer wird schön.
Der noch schönere Sommer
Was in Uri – oder mindestens in der Live-Übertragung im Schweizer Fernsehen – komplett fehlte, war der Sechseläuten Marsch. Da brennt das Feuer dem Böög entgegen ganz ohne Musik. Geht gar nicht. Das machten wir bei uns Daheim deutlich besser und werden wohl deshalb mit dem noch schöneren Sommer belohnt. Schöner als schön, das wird so richtig bombastisch.
Dafür knallte unsere Heimausgabe des Böögs nicht ganz so bombastisch wie das Original. So rein aus sicherheitstechnischen Überlegungen haben wir auf Böller verzichtet. Aber das Feuer war selbstverständlich wunderbar, einfach unseren Platzverhältnissen entsprechend. Selbst die Feuerwehr fuhr just im Moment des fallenden Böögs bei uns durch, was dann aber weniger an uns lag. Sie übten einfach.
Wie echt – die Würste danach
Unser Böög fiel exakt 8:41 Minuten nach dem Entzünden des Feuers. Die Feuerwehr übte weiter das Fahren, wir machten, was wir schon lange ganz gut können – Würste bräteln. Fast so, wie wenn Sächsilüüte auf dem Sechseläutenplatz in Zürich wäre. Da grilliert man im Anschluss an das Böögverbrennen auch jeweils. Nun hatten wir unser eigenes Feuer ganz für uns.
Kein Drängeln, keine Platznot, kein Suchen nach der richtig guten Glut. Von dieser hatten wir reichlich und so genossen wir schon bal zu Wein und Bier noch Bratwurst und Cervelat. Dazu selbst gebackenes (Bier-)Brot. Ich hoffe ja schwer, dass im nächsten Jahr das Sächsilüüte wieder richtig mit allem Drum und Dran in der Stadt Zürich stattfindet. Trotzdem war das diesjährige Home Sächsilüüte echt auch nicht zu verachten.
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