Gratwanderung vom Mittaggüpfi zum Pilatus
Lust auf eine eindrückliche Tageswanderung? Dann pack deinen Rucksack mit Wurst, Brot und Gipfelwein. Schnür deine Wanderschuhe und los gehts. Der Wanderstart ist im Eigenthal. Mittagessen gibt es auf dem Mittaggüpfi. Wie könnte es auch anders sein. Das Zvieri wird dann auf dem Tomlishorn genossen. Und ein erfrischendes Abschlussbier mit allen Touristen auf Pilatus Kulm.
Zugegeben. Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich diese Wanderung unternommen habe. Aber sie steht schon lange wieder ganz oben auf meiner Wunschliste. Nur gibt es so viele tolle Alternativen an Wanderungen, dass ich dann doch jeweils lieber etwas neues ausprobiere. Eines ist jedoch sicher. Diese Tagestour zum Mittaggüpfi und Pilatus kann ich nur empfehlen.
Wandern ist eine Tätigkeit der Beine und ein Zustand der Seele. Josef Hofmiller.
Mein Berg
Überhaupt ist der Pilatus nicht einfach nur ein Berg. Nein. Es ist der Hausberg von Luzern. Wenn ich mich mit einem Berg identifiziere, dann ist es ganz klar der Pilatus. Klar. Es gibt viele eindrückliche Bergmassive in den Alpen. So bin auch ich fasziniert von Eiger, Mönch und Jungfrau im Berner Oberland. Dem Matterhorn im Wallis. Dem Säntis in der Ostschweiz. Aber mit keinem anderen Berg habe ich eine solch emotionale Bindung wie mit dem Pilatus. Dem Drachenberg von Luzern.
Eindrücklich ragt der rund 2’100 Meter hohe Berg am nördlichen Alpenrand empor. Zwischen dem Esel und dem Oberhaupt liegt die Bergstation der Bergbahnen sowie das Hotel Pilatus Kulm. Etwas weiter westlich das Tomlishorn. Mit 2’128 m.ü.M. der höchste Punkt des Pilatus.
Sagenumwobener Pilatus
Um den Berg existieren viele Sagen. Eine besagt, dass Pontius Pilatus im Pilatussee versenkt wurde. Man durfte diesen nicht stören, um keine Unwetter zu provozieren. Bis ins 16. Jahrhundert war deshalb das Besteigen des Berges sowie der Zugang zum See verboten. Gegen Ende des 16. Jahrhundert wurde die Sage widerlegt, indem man Steine in den See warf, durch diesen hindurch watete und das Wasser aufwühlte. Als dann keine Unwetter aufzogen, war der Aberglaube widerlegt. Wenige Jahre später wurde der See trockengelegt, um die vergangenen Bedrohungen vergessen zu machen.
Eine weitere handelt vom Drachenstein, wie das nachfolgende Zitat vom Naturmuseum Luzern besagt. Der Drachenstein hat angeblich „Heilwirkung bei allerhand Krankheiten“ und kann heute im Naturmuseum Luzern bestaunt werden.
An einem schwülen Sommertag im Jahre 1420 beobachtete in der Gegend von Rothenburg der Bauer Stämpfli, wie ein feuriger Drache dicht über seinem Kopf richtung Pilatus flog und dabei etwas fallen liess. Als der Bauer nachsah, fand er in einer „Schweti“ geronnenes Blut den […] Stein.
Aus dem Schatten an die Sonne
Unser Ausflug beginnt beim Hauptbahnhof in der Stadt Luzern. Ein erstes Mal blicken wir hoch zum Pilatus. In wenigen Stunden werden wir selber vom Berg auf die Stadt blicken. Zuerst fahren wir mit dem Postauto ins Eigenthal bis zum Restaurant Hotel Eigenthalerhof. Hier werden die Wanderschuhe noch fix gebunden und dann darf es losgehen. Anfänglich geht es flach bis dann beim Meiestoss ein erster Aufstieg zum Schofberg beginnt. Dann geht es einige Zeit wenig auf und ab bis bei der Oberalp und dem trockenen Pilatussee (heute ein Mohrgebiet) der grosse Aufstieg zum Mittaggüpfi kommt.
Die erste Zeit sollte man noch nicht allzu stark auf Sonnenschein hoffen. Bis zur Oberalp ist es mehrheitlich schattig. Je höher man kommt, je sonniger wird es. Und auch die Aussicht wird besser und besser. Auf dem 1’917 Meter hohen Mittaggüpfi geniesst man eine wunderbare Aussicht auf die Zentralschweizer Berge und das Schweizer Mittelland. Und natürlich ist jetzt auch Zeit, das mitgebrachte Mittagessen zu geniessen. Und den Gipfelwein. Und die Ruhe. Seilbahntouristen sucht man hier vergebens. Denn hier kommt man nur zu Fuss hin. Und deshalb ist es ein solch grosser Genuss. Traumhaft.
Auf dem Grat zum höchsten Punkt des Pilatus
Nun kommt der schönste Teil der Wanderung. Der Grat vom Mittaggüpfi zum Pilatus. Schlichtweg unbeschreiblich. Einerseits will man konstant die atemberaubende Aussicht geniessen. Andererseits muss man aber gut auf seine Schritte achten. Links und rechts geht es steil bergab.Zwischendurch kommen auch kleinere „Kletterpartien“ dem Fels entlang. Jedoch nichts grobes für geübte Wanderer. Unser nächstes Zwischenziel ist das Tomlishorn. Der höchste Punkt des Pilatus. Hier treffen sich nun auch die Bergwanderer mit den Seilbahntouristen. Die einen in schweren Wanderschuhen, die anderen in Turnschuhen oder teilweise sogar mit „Stöggelischuhen“.
Das Tomlishorn ist nur rund 20 Minuten von Pilatus Kulm entfernt. Unsere Wanderung also schon fast am Ende. Ein guter Ort, um noch einmal eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen. Auf dem Weg zur Seilbahnstation ist die Chance im übrigen gross, Gemsen zu sichten. Also Augen auf und das letzte Teilstück einfach nochmal richtig geniessen. Auf dem Wanderweg laufen wir direkt in die Terrasse des Hotel Pilatus Kulm. Grund genug also, um sich einen schönen Platz zu suchen und ein kühles, erfrischendes Bier zu geniessen.
Mit der „Dragon Ride“ ins Tal
Nun dürfen wir uns getrost Zeit lassen. Einfach nur die letzte Abfahrtszeit der Seilbahnen etwas im Auge behalten. Aber irgendwann ist es leider soweit. Der Weg ins Tal steht an. Seit dem Frühling 2015 fährt man vom Pilatus mit der neuen Luftseilbahn „Dragon Ride“ zur Fräktmüntegg. Dort steigen wir um auf die Gondeln, welche uns via Krienseregg (einfach sitzenbleiben) bis nach Kriens bringen. Nach kurzem Fussmarsch nehmen wir den Bus zurück zum Haupbahnhof Luzern. Und hier schauen wir noch einmal empor zum Pilatus und zum Mittaggüpfi. Von wo wir doch vor wenigen Stunden noch runter geschaut haben auf die Stadt.
Wer auf dem Berg auch die Abendstimmung geniessen will, bleibt einfach oben. Im Hotel Pilatus Kulm ein Zimmer mieten und den Berg auch nachts auf einen wirken lassen. Aber Vorsicht! Wer weiss, was der Drache nachts so treibt, wenn die Touristen wieder im Tal sind.
Pilatus erobern ohne Wandern
Der Pilatus ist quasi sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Also zumindest Pilatus Kulm mit seinen nahen Gipfeln Esel, Oberhaupt und Tomlishorn. Das macht den Berg auch so beliebt bei (gelinde gesagt nicht so wanderfreudigen) Touristen.
Sehr zu empfehlen ist die Pilatus-Rundfahrt mit Start und Ziel in Luzern. Los geht es mit dem (Dampf-)Schiff nach Alpnachstad. Von da bringt uns die steilste Zahnradbahn der Welt hoch auf den Pilatus. Mit kurzen Spaziergängen auf die nahen Gipfel oder durch den Drachenweg kann man auch so die atemberaubende Aussicht geniessen. Talwärts geht es dann wie weiter oben beschrieben. Habt ihr den Unterschied gemerkt? Genau! Wir sind so gut wie gar nicht gewandert.
Mehr Action auf der Fräkmüntegg
Etwas actionreicher geht es auf der Fräkmüntegg zu und her. Wer etwas mehr Zeit hat, kann sich im Seilpark direkt bei der Seilbahnstation vergnügen. Kann ich nur empfehlen. Macht enorm viel Spass. Bitte berichtet mir dann einfach, wie ihr euch gefühlt habt beim Freifallerlebnis „Powerfan“. Aus 20 Metern „springt“ ihr von der Plattform einfach so ins Bodenlose. Der Adrenalinkick ist garantiert.
Etwas mehr Bodenhaftung verspricht die Rodelbahn. Ein kurzer Fussmarsch bringt uns zum Start und danach geht es mit rasanter Fahrt über die mit 1’350 Meter längste Sommer-Rodelbahn der Schweiz. Eine kurze Fahrt lohnt sich immer. Als Student habe ich hier vor vielen Jahren sogar mein Sackgeld etwas aufgebessert. Ich war also mal geübter Rodler. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit. Interessant waren die verschiedenen Fahrtypen. Folgende drei Extreme durfte ich beobachten.
- Der Mitteleuropäer und Alpenraumbewohner: Fährt vorsichtig genug, um nicht aus der Bahn geworfen zu werden, aber doch schnell genug für viel Spass.
- Der US-Amerikaner: Fährt einfach mal vollgas die Bahn runter, bis er in einer Kurve im dümmsten Fall aus der Bahn fällt (tatsächlich vorgekommen). Seine Annahme: die Bahn wurde ja sicher so gebaut, dass rein gar nichts passieren kann. Aber eben. Wir sind nicht in den USA, sondern in der Schweiz. Selbstverantwortung wäre da ein toller Tip.
- Der Inder: Die Frauen wollen mit ihren Röcken aufsitzen (was nicht gestattet ist und so auch auf allen Schildern steht). Wenn sie dann mal auf der Bahn sind, können getrost alle in die Pause. Die fahren dermassen langsam die Bahn runter, dass man elend lange warten muss, bis der nächste losfahren kann. Ausser es ist ein weiterer Inder. Einen Ami lässt man dann besser erst los, wenn der Inder einen knappen Meter vor dem Ziel ist.
Ok, es handeln sich um nur zwei Extreme. Ein Fahrtyp ist ja der (für mich) normale Stil und keineswegs ein Extremfall. Welcher wohl?
Die Wanderroute im Detail
Die reine Wanderzeit beträgt rund 6,5 Stunden. Hinzu kommt die Fahrt mit dem Postauto ins Eigenthal (30 Minuten) sowie die Talfahrt mit den Seilbahnen (rund 25 Minuten) und die Busfahrt von Kriens nach Luzern (rund 30 Minuten, inklusive Fussmarsch zur Bushaltestelle). Es lohnt sich also in jeder Hinsicht, am Morgen früh aufzustehen. Es ist sowieso viel schöner, früh in den Bergen zu sein. Und Stress kommt dann auch keiner auf. Wie auch? Wir sind ja am Wandern!
Voraussetzung für diese Wanderung sind gute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit sowie Wanderlust und etwas Ausdauer. Man wird belohnt mit einer herrlichen Aussicht, einer tollen Wanderroute und einer schönen Erinnerung an einen herrlichen Wandertag.
Meine Route im Detail
- Start und Ziel ist beim Hauptbahnhof Luzern (435 m.ü.M.)
- Fahrt mit dem Postauto ins Eigenthal, Haltestelle Eigenthalerhof (1’017 m.ü.M.)
- Wanderung via Meiestoss, Rosebode, Hirsbode und Oberalp auf das Mittaggüpfi (1’917 m.ü.M.)
- Mittagsrast auf dem Mittaggüpfi
- Gratwanderung vom Mittaggüpfi via Tomlishorn (2’128 m.ü.M.) bis zu Pilatus Kulm (2’070 m.ü.M.)
- Verdientes Prost mit einem erfrischenden Bier
- Talfahrt mit der Luftseilbahn von Pilatus Kulm zur Fräkmüntegg (1’416 m.ü.M.)
- Talfahrt mit der Panorama-Gondelbahn von der Fräkmüntegg via Krienseregg (1’032 m.ü.M.) bis nach Kriens (507 m.ü.M.)
- Kurzer Fussmarsch zur Bushaltestelle Kriens, Linde-Pilatus
- Fahrt mit dem 1er-Bus der Verkehrsbetriebe Luzern zum Hauptbahnhof Luzern
Weitere Informationen im Web
- Pilatus Luzern: Bergbahnen, Hotels und Restaurants, Aktivitäten rund um den Pilatus (Seilpark, Rodelbahn und weitere)
- Naturmuseum Luzern: Der Luzerner Drachenstein
- Fahrpläne auf Postauto oder SBB
Da geht ein ja das Herz auf wenn ich sehe was Sie hier für herliche Fotos reingestellt haben. Da ich hier in dieser Gegend noch nicht gewesen bin werde ich in diesem Jahr mit meinen Wohnmobil hier einmal meinen Urlaub verleben, den die Bilder verführen ein dazu.
Gruß aus Hamburg
Holger
Hallo Holger,
kann ich nur empfehlen. Luzern und die ganze Region Vierwaldstättersee laden herzlich ein zum Urlaub machen 🙂
Grüsse, Stefan