Gemeinsam einsam daheim
Ein Jahr Corona ist wahrlich kein Grund zum Feiern. Es trifft uns alle ganz unterschiedlich, doch coronamüde sind wir alle. Die einen leiden an den gesundheitlichen Folgen der Erkrankung selbst, andere beklagen Verluste von Angehörigen und Freunden. Viele trifft es zudem wirtschaftlich hart durch geschlossene Restaurants, Bars, Läden, Parks, Zoss und vieles mehr. Ebenfalls sehr viele Menschen haben mit der zunehmendem Isolation in den eigenen vier Wänden zu kämpfen.
Einsamkeit und Depressionen gehen nebst den Coronatoten und Wirtschaftskrisen immer wieder vergessen. Also lasst uns heute darüber sprechen – oder zumindest davon lesen.
Seit vergangenem Frühjahr sterben weltweit täglich mehrere tausend Menschen an den Folgen einer Infektion mit Sars-Cov-2. In der Schweiz sind die diversen Kennzahlen rund um Corona nach wie vor sehr hoch. Die Spitäler sind grösstenteils ausgelastet, das Personal schon viel zu lange überlastet. Schwierig abzuschätzen bleiben zudem die Langzeitfolgen einer Erkrankung, welche starke Auswirkungen auf Körper und Psyche haben kann.
Deshalb ergriffen die Regierungen einschneidende Massnahmen. Mal relativ schnell und klar wie im Frühjahr, mal äusserst zögerlich und politisch beeinflusst wie im Herbst. So lief es in der Schweiz. Zur Eindämmung der Pandemie sind die Massnahmen meiner Meinung nach klar notwendig. Nur treffen diese einen Teil der Bevölkerung brutal und bedrohen viele Existenzen. Ja, es gibt Entschädigungen vom Bund, aber ganz so einfach läuft das für viele dann meist doch nicht.
Tabuthema Psyche
Egal, wie die Pandemie uns direkt betrifft – wir haben alle genug davon. Nur lässt sich diese nicht einfach abschalten. Oder auf Standby setzen. Dieses kleine Mistding bleibt einfach da und verbreitet sich ungesehen weiter. Ungesehen bleiben mit den aktuellen Massnahmen auch Kollegen, Freunde und Familie. Gemeinsam essen gehen? Zusammen ein Bier trinken? Im Zoo die Tiere beobachten? Familienfest mit mehr als fünf Personen? Männerplauschkochen? Musik- oder Turnprobe? Schwimmen? Dies alles ist und bleibt bis auf weiteres auf Standby.

Wir sind zu Hause. Im Home Office mit uns allein. Meetings finden virtuell statt, spontane Kaffeegespräche (Ursprung vieler guter Ideen) fallen ganz weg. Auf dem Arbeitsweg vom Schlafzimmer via Bad und Kaffeemaschine an den Arbeitstisch hat es zwar keinen Stau, viele von uns begegnen da auch keiner Menschenseele. Was frühmorgens viele noch als Vorteil ansehen (niemandem zu begegnen) kann mit der Dauer immer erdrückender werden. Allein sein. Immer nur allein sein.
Wenn es zu viel wird, so wird aus dem Alleinsein irgendwann eine Einsamkeit und im schlimmsten Fall zieht man sich selbst immer mehr zurück. Doch wie merkt man in dieser Einsamkeit, dass man Hilfe braucht? Und wo findet man diese? Es gibt Möglichkeiten! Mal ganz grundsätzlich hilft Reden. Mit Telefondiensten wie der Dargebotenen Hand (Tel 143 oder 143.ch) oder für Jugendliche der Dienst von Pro Juventute (Tel 147 oder 147.ch). Oder, wenn irgendwie möglich, mit engen Freunden oder Kollegen. Leider ist dieses Thema in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema, über das man kaum spricht. In der Republik erschienen dazu vor kurzem zwei sehr lesenswerte Beiträge: Eins in der Einsamkeit und (an Angehörige und Freunde gerichtet) Ich bin da.
Daheim ist es am schönsten (wenn man mal weg kann)
Ich persönlich bin sehr gerne daheim, bin aber auch gerne draussen unterwegs. Wir dürften ja nicht klagen, sind wir doch bisher von Corona verschont und können im Home Office unserer Arbeit (fast) ohne Einbussen nachgehen. Dennoch habe ich die Schnauze zeitweise gestrichen voll. Seit Wochen arbeite ich daheim. Dort, wo ich schlafe, wohne, mit meiner Frau netflixe, mit dem Kleinen Lego spiele. Einzig zum Einkaufen und Laufen ging es noch raus – bis zum Beginn des neuen Jahres. Als ich am Neujahrstag meinen Fuss wieder verletzte und nun auf die Operation warte.
Also sind nun sämtliche Aktivitäten, welche mir doch so dermassen gut taten, ebenfalls gestrichen. Mit meiner Vorgeschichte mit depressiven Verstimmungen stellen wir uns der Herausforderung, die Decke oben zu behalten, damit sie uns nicht doch noch auf den Kopf fällt. Manchmal wird es knapp, meist geht es ganz gut. Dank meiner lieben Frau und unserem tollen Sohn bin ich nicht alleine und schon gar nicht einsam. Aber dennoch habe ich mit der Situation zu kämpfen.

Nun ist wenigstens der Termin für die OP am Fuss bekannt und es geht in die nächste Phase. Irgendwann wird es absehbar, wann ich den Fuss wieder normal belasten kann. Und dann – ja, dann – freue ich mich wie ein kleines Kind, endlich wieder laufen zu gehen. Also, bleibt bitte gesund und wenn ihr auch Mühe habt mit der Situation, so spricht mit jemandem darüber. Eine weitere empfehlenswerte Plattform ist dureschnufe. Dort findet ihr viele nützliche Tipps und Tricks sowie Ansprechstellen, wenn es nötig wird.
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