Erfahrungen aus dem (Corona-)HomeOffice
HomeOffice ist zurzeit in aller Munde und wird viel zu oft in einem Satz mit dem Coronavirus Sars-Cov-2 genannt. Leider. In vielen Betrieben ist HomeOffice auch unabhängig von Corona schon länger ein Begriff. Bei den einen mehr, bei anderen weniger. Abhängig von der Firmenkultur und natürlich den ausgeübten Berufen. Nicht überall mach das regelmässige Arbeiten zu Hause Sinn.
Ich blicke zurück auf mittlerweile zehn Wochen HomeOffice und schaue nach vorne auf eine mögliche geregelte Arbeit in den eigenen vier Wänden.
Seit dem Lockdown Light Mitte März arbeite ich wie viele andere zu Hause. Zehn Wochen sind dies mittlerweile, acht davon war ich überhaupt gar nicht im Büro. Vorige Woche begann ich den ersten Schritt Richtung Normalität und fuhr für einen Tag in die Firma. Es war ein seltsames Gefühl und hat doch so gut getan. So toll HomeOffice klingt und teils auch wirklich ist, so sehr habe ich nach so langer Zeit genug davon.
CoronaHomeOffice ist nicht HomeOffice
Eine Unterscheidung, die nicht nur von mir stammt, sondern auch von meinem Arbeitgeber: das aktuelle HomeOffice in Folge der Corona-Massnahmen ist nicht dasselbe wie reguläres HomeOffice. Das gilt insbesondere für Eltern, die nebst der Arbeit auch noch die eigenen Kinder zu betreuen haben aufgrund nicht oder nur teilweise stattfindender Schule und fehlender Betreuungsangebote. Dies war es denn auch, was mir selbst am meisten zu schaffen machte. Konzentriert arbeiten, während unser Sohnemann irgendwo im Haus – meist überall gleichzeitig – am spielen ist, fällt mir verdammt schwer. Nein, es ist schlicht unmöglich für mich.
Anfänglich war es ja noch toll. Wir arbeiteten, wenn wir geeignete Slots mit genügend Ruhe sahen. Egal, wie lange diese waren. 30 Minuten, eine Stunde, zwei Stunden. Dies ging nicht wirklich lange gut. Zu stark war die Ablenkung, zu häufig die Wechsel zwischen Arbeiten, Kind betreuen, mal eben noch etwas nachschauen für dies und jenes, Essen zubereiten und allem was einem zu Hause eben so blüht. Auch hatten wir zu Beginn keine klare Regelung, wer wann auf das Kind achtet und wer wirklich konzentriert in die Arbeit eintauchen kann. Schlecht, sehr schlecht.

So begannen wir, uns einen Plan zu machen, und teilten uns die Tage in Blöcke von halben Tagen ein. So wussten wir, wann wir uns voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren konnten. Meistens ging dies ganz gut. Erschwerend kam nun einfach immer mehr die Dauer des vollständigen HomeOffice hinzu. So sehr ich meine Frau liebe, wird es einfach irgendwann einmal zu viel des guten vom ewigen zu Hause bleiben. Mir fehlte der persönliche Kontakt mit Freunden, Arbeitskollegen – einfach mal wieder einen Kaffee trinken mit jemand anderem. Die ständigen Videocall-Meetings sind da ebenfalls kein Ersatz für persönliche Gespräche.
Technisch einwandfrei
Technisch funktioniert bei mir alles bestens. Ich kann remote auf meinem Rechner im Firmenbüro arbeiten und somit auch die angeschlossene Hardware ansteuern und zum Testen benutzen. Auch die Videocalls mit MS-Teams funktionieren einwandfrei und sind in dieser langen Zeit der allgemeinen Abwesenheiten in der Firma sehr wichtig. Nur fehlt hier wie schon erwähnt der persönliche Kontakt. Die unmittelbare Arbeit kann ich grundsätzlich zu Hause genauso gut erledigen. Was fehlt, sind die spontanen Gespräche an der Kaffeemaschine, in der Pause, beim Mittagessen, in der Garderobe vor oder nach dem Joggen oder einfach so mal zwischendurch auf dem Gang.
Es sind Gespräche mit Kollegen aus dem eigenen Team, aber auch mit Kollegen anderer Teams. Bereits bekannte oder auch immer mal wieder neue Gesichter. So leben wir in der Firma eine Kultur des Miteinander und setzen uns beispielsweise beim Mittagessen einfach dazu. So kommen immer wieder interessante Gespräche über die eigenen Teamgrenzen hinweg zustande. Sei es über privates oder geschäftliches, egal. Dies gibt einer entwicklungsgetriebenen Firma wie unserer die Chance, neue Ideen zu entwickeln. Vieles entsteht in solchen spontanen Gesprächen durch Erklären der aktuellen Probleme. Dieser Austausch ist aktuell weitgehend eingeschränkt auf das eigene Team, welche meist bereits eine ähnliche Sichtweise auf vieles haben. Wertvoller Input von Aussenstehenden Arbeitskollegen ist rar, wenn alle zu Hause sitzen.
HomeOffice nach Corona?
Besonders aufgrund der fehlenden spontenen Gespräche und persönlichen Kontakte kann man nicht generell sagen, wir machen ab jetzt alle ganz viel HomeOffice. Aber trotzdem, dank den technischen Hilfsmitteln und der gut funktionierenden Infrastruktur wird es wohl in Zukunft vermehrt möglich sein. Ja, ich denke, es muss möglich sein. Nur muss es gut koordiniert werden. Für welche Meetings ist es sinnvoll, gemeinsam im selben Raum zu sitzen, welche kann man über Videocalls abhalten? Wie stark ist die Zusammenarbeit mit den Kollegen im Team? Ist eine Anwesenheit zwingend an allen Tagen oder kann man sich genauso gut abgleichen, wenn jeder mal einen Tag daheim arbeitet?

Im privaten wird es definitiv einfacher, sobald der Schulbetrieb und die organisierte Betreuung wieder vollständig läuft. Dann hat man seine Ruhe im HomeOffice und kann konzentriert arbeiten, ganz ohne Ablenkung durch spontane Fragen von Kollegen. Ja, hier haben wir es wieder. Selbst die total spontanen Gespräche können störend sein, wenn sie einen andauernd aus der Konzentration reissen. Es gibt also viele Gründe, die für ein HomeOffice sprechen, welches gut koordiniert und nicht flächendeckend ist. Es braucht den persönlichen Kontakt in der Firma, es darf aber ruhig auch Tage konzentrieten Arbeitens im heimischen Büro geben.
Nebst dem regelmässigen HomeOffice an bestimmten Wochentagen gibt es zudem die Möglichkeit, mal für einen halben oder auch ganzen Tag zu Hause zu arbeiten, weil beispielsweise ein Handwerker kommt. Dies dürfte aufgrund der technischen Möglichkeiten kaum mehr ein Problem darstellen.
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