Die Republik – guter Journalismus auf der Kippe
Seit zwei Jahren liefert das Online-Magazin Republik unabhängig und werbefrei begeisternden Journalismus. Entstanden aus einem Crowdfunding, finanziert von den Leserinnen und Lesern und produziert von der unermüdlichen Crew, entwickelte sich die Republik rasant. Doch nun steht sie mehr denn je auf der finanziellen Kippe. Es sieht nicht schlecht aus, aber es braucht bis Ende Monat noch ein paar Abonnenten – im Republik-Jargon auch Verleger genannt.
Erfahre hier, was mir an der Republik gefällt – und lass dich selbst davon überzeugen.
Seit Januar 2018 erscheinen im Online-Magazin Republik täglich von Montag bis Samstag zwei bis drei Artikel. Von kurzen Ameisen bis zu langen, teils mehrteiligen grossen Reportagen. Gegründet wurde das Magazin von sechs Personen, die genug hatten von den grossen, alles aufkaufenden Medienhäusern und wieder unabhängigen und freien Journalismus machen und anbieten wollten. Der Start mit dem Crowdfunding war sehr erfolgreich und steil. Vielleicht sogar etwas zu steil.
Eindrückliche Entwicklung
In der Folge musste die Crew, so wird das Republik-Team genannt, einige Prüfungen bewältigen. Sie machten das aus meiner Sicht mit Bravour und kommunizierten stets offen und umfangreich. So ist man bei der Republik nicht einfach nur ein Abonennt, sondern Verleger und kann als kleines Rädchen mitentscheiden. Was die Aufgabe für die Crew wohl nicht immer einfacher machte. Nebst dem Produzieren der regelmässigen Artikel, musste also gleichzeitig auch das Unternehmen entstehen.
Unabhängig und werbefrei heisst natürlich auch, dass die Kassen anderweitig gefüllt werden müssen. In erster Linie mit den Abogebühren der Verlegerinnen und Verleger. Um die 20’000 von uns braucht es dazu und soviele sind es nun auch in etwa. Aber eben nur etwa und nicht viele mehr. Deshalb steht die Existenz von der Republik aktuell in der Schwebe. Ende März 2020 entscheidet sich, ob wir auch in Zukunft interessante und aufschreckende Reportagen oder die regelmässigen Briefings lesen können.
Regelmässige Briefings
Am meisten vermissen würde ich wohl die wöchentlichen Briefings aus Bern. Kurz und kompakt wird jeden Donnerstag zusammengefasst, was im Bundeshaus von den Räten besprochen und beschlossen wurde. Stets gut aufgeteilt in drei Abschnitte: worum geht es, warum muss ich das wissen und wie geht es weiter. Daneben erscheint jeweils am Samstag ein Beitrag mit den News, die diese Woche wichtig erschienen. Sehr spannend sind die Berichte aus dem Gericht, wo von den unterschiedlichsten Gerichtsverhandlungen berichtet wird. Diese geben einem einen ungewohnten Einblick in die Gerichte unseres Landes.
Etwas länger, aber ebenfalls meist sehr interessant sind die Briefings Auf lange Sicht. Dort werden verschiedene Aspekte wie das Klima, finanzielle Entwicklungen oder politische System mit Datenanalysen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Im Vordergrund steht die langzeitliche Entwicklung, was hilft, die aktuelle Situation einzuschätzen.
Grosse Reportagen
Die Republik ist keine Tageszeitung und berichtet nicht gezielt über aktuelle Geschehnisse. Ausser natürlich in den erwähnten Briefings aus dem Bundeshaus und dem Wochenrückblick. Was die Republik auszeichnet, sind ihre umfangreichen Reportagen. Artikel, die zu lesen zwar Zeit brauchen, aber die es sich auch lohnen. Berührende, interessante, spannende und informative Berichte über Geschehnisse in der Schweiz, in Europa und auf der ganzen Welt.
Zu den bekanntesten Reportagen gehört sicher die Enthüllung des Bündner Baukartells um die tragische Hauptperson Adam Quadroni. Diese mehrteilige Reportage wirbelte den ganzen Kanton Graubünden mächtig durcheinander und gipfelte im Dezember 2019 in einem DOK-Film auf SRF. Ein weiteres Highlight: im Januar 2018 reisten zwei Reporterinnen der Republik durch die USA und versuchten herauszufinden, was zur Wahl von Donald Trump führte. Sie trafen unterschiedliche Wählerinnen und Wähler in verschiedenen Bundesstaaten und zeigten auf, wie sie ticken, weshalb sie Republikaner oder Demokraten wählen. Oder eben, Trump oder nicht Trump. Spannend und garantiert keine Fake-News.
Wichtiger Austausch
Die Crew schreibt, die Verlegerinnen und Verleger lesen. Das ist die eine Seite. Auf der anderen kann man bei der Republik wie bereits erwähnt auch mitreden. Zumindest bis zu einem gewissen Mass. Dafür gibt es für alle Artikel themenbezogene Dialoge, in welchen sich alle Interessierten austauschen können. Optimalerweise kommen da verschiedene Sichtweisen zusammen und die Beteiligten diskutieren auf konstruktive Art und Weise.
Wie die meisten – oder alle? – Medien hat auch die Republik eine grundsätzliche Grundrichtung, was beispielsweise die politischen Ansichten angeht. Grundsätzlich links, ist man gewillt zu sagen. Und doch sind die Journalisten bestrebt, ihre Artikel möglichst neutral zu schreiben und alle Ansichten wiederzugeben. Aber ich denke mal, es liegt auch in der Verantwortung des Lesers, Geschriebenes – egal von wem – kritsch zu lesen und zu hinterfragen.
Unabhängiger Journalismus ohne Bullshit: Willkommen bei der Republik.
Nun, ich hoffe sehr, dass die Republik über den März 2020 hinweg weiter bestehen bleibt und es noch viele Briefings aus dem Bundeshaus, Berichte aus den Gerichten sowie tiefgehende Reportagen geben wird. Bist du auch dabei? Ja, nein, vielleicht? Dann schau gleich jetzt auf der Republik vorbei!
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