Die Leichtigkeit eines E-Book-Reader
Ich gebe es zu. Ich war skeptisch. Ich wollte beim Lesen ein richtiges Buch in Händen halten. Ich wollte im Buch blättern. Die Seiten umlegen können. Ein praktisches Lesezeichen zwischen die Seiten legen. Auch wollte ich möglichst schnell irgendwo im Buch etwas nachschlagen können. Und vor allem wollte ich kein elektronisches Gerät in Händen halten. Zu stark hatte ich das Gefühl, ein E-Book sei wie ein Tablet. Aber das ist es eben gerade nicht! Ein E-Book ist vielmehr schlichtweg ein Buch. Ohne Papier zwar. Aber trotzdem ein – für mich – richtiges Buch.
Im Hinblick auf das E-Book-Festival in Berlin Ende Juni 2016 sucht die Blogparade: Mein erstes E-Book #1stebook – und an was ich mich erinnere! nach Geschichten mit E-Books und deren Reader – also die Geräte und die Leser in Person. Schon länger hatte ich die Idee für einen Beitrag rund um das Thema Papierbuch versus E-Book. Gerne nutze ich nun die Gelegenheit und erzähle von meiner Erfahrung mit dem Umstieg auf das Lesen von E-Books. Aufmerksam auf die Blogparade #1stebook wurde ich durch einen Beitrag dazu auf Papiergeflüster.
Was ist ein richtiges Buch?
Aber noch einmal zurück zur Ausgangsfrage. Was ist nun eigentlich ein richtiges Buch? Sehen wir mal ab vom E-Book und machen einen Schritt zurück in die Papierwelt. Was ist mit dem Taschenbuch? Ist das ein richtiges Buch? Oder ist es vielmehr das gebundene Originalwerk, was gelesen werden soll? Für mich persönlich war die Entscheidung jeweils klar. Wenn es das Taschenbuch bereits gibt, dann lese ich das Taschenbuch. Es gab für mich keinen ersichtlichen Grund, mehr Geld für ein Buch auszugeben, welches ich günstiger und gleich auch noch handlicher erhalte. Aber eben. Das war vor der Zeit meines ersten E-Book-Readers.
Meiner erster E-Book-Reader
Mein ganz persönliches elektronisches Buchzeitalter begann vor rund drei Jahren. Nachdem ich im Buchladen ein wenig rumgespielt hatte, entschied ich mich relativ spontan für die Anschaffung eines E-Book-Readers. Zur Auswahl standen in besagter Buchhandlung ein Modell von Sony sowie der Cybook Odyssey FrontLight von Bookeen. Da ich noch null Erfahrung hatte, welche Funktionen ich dann auch wirklich benötigen werde, vertraute ich einfach auf mein Bauchgefühl und entschied mich für das Cybook Odyssey FrontLight. Es fühlte sich einfach gut an in der Hand. Und das ist mitunter etwas vom wichtigsten.
Und ich darf es vorweg nehmen: es fühlt sich auch heute noch sehr gut an. Auch wenn ich mittlerweile mit dem Nachfolger lese, dem Cybook Muse FrontLight. Der Odyssey hatte nämlich eine grosse Schwäche: den Powerknopf. Dieser ging nach gut zwei Jahren schlichtweg nicht mehr. Kaputt. Defekt. Ohne jegliche Funktion. Aber das war es dann auch schon, was die negative Berichterstattung angeht.
Ein ganzes Bücherregal ohne Übergewicht
Mehr und mehr entdeckte ich die vielen Vorzüge des E-Book-Readers. Er ist leicht und fühlt sich gut an. Egal, wie viele Bücher man auf den Reader lädt, er wird einfach nicht schwerer. Und ist man mit einem Buch fertig, kann man direkt mit dem nächsten beginnen. Das klingt jetzt etwas banal. Konnte man doch vorher auch einfach zum Bücherregal gehen und sich das nächste Buch schnappen. Aber was ist, wenn man auf Reisen ist? Ok, auch da war es möglich. Man nimmt einfach mehrere Bücher mit. Sind ja auch ganz leicht und nehmen wenig Platz ein im Koffer. Oder etwa doch nicht? Naja, beim E-Book-Reader trifft das voll zu. Man kann sein gesamtes Bücherregal mitnehmen und es passt nach wie vor einwandfrei ins Handgepäck.
Und hat man doch vergessen, zusätzliche Bücher zu laden, so kann man mit der WIFI-Anbindung des Readers weitere Bücher kaufen oder ausleihen. Direkt auf dem Reader. Obwohl ich das ehrlich gesagt nur in Ausnahmefällen benutze, da ich die Bedienung dafür nicht sehr toll finde. Aber trotzdem war ich auf unserer Hochzeitsreise Ende 2013 froh über diese Funktion. So konnte ich im südlichsten Süden von Südamerika, am Ende der Welt in Ushuaia, weitere Bücher auf meinen Reader laden. Im Gegensatz gingen meiner Frau die papierenen Bücher aus und die Suche nach englisch- oder deutschsprachigen Büchern ging los. Nicht ganz so einfach in Patagonien. Aber wir dürfen auch sagen: wir waren nicht nur zum Lesen auf dieser erlebnisreichen Reise in Argentinien und Chile. Übrigens: auch meine Frau liest heute E-Books. Mit dem gleichen Reader. In der gleichen Reihenfolge: 1. Cybook Odyssey. 2. Defekter Powerknopf. 3. Cybook Muse. Und: mit der gleichen Begeisterung.
Erwähntes Bücherregal wird auch zu Hause viel schlanker. Ich lese ja ein Buch im Normalfall genau einmal. Meine Frau hält es ebenso. Unser Sohn kann noch nicht lesen. Also wird bei uns ein Buch im Maximalfall zweimal gelesen. Und danach steht es im Regal und wartet auf bessere Zeiten. Oder sie standen da. Denn der Grossteil unserer Bücher haben ihre besseren Zeiten beim letzten Umzug im Brockenhaus gefunden. Oder warten jetzt dort darauf. Aber Hauptsache wir haben wieder schön Platz im Regal für andere Sachen. Ob nützlich oder nicht. Klassiker, Sachbücher, Ratgeber und natürlich Reiseführer thronen jedoch auch heute noch auf dem Regal und laden zum durchstöbern.
Mein erstes Lesevergnügen im Winter der Welt
Gleich bei meinem ersten E-Book durfte ich die Vorzüge der Leichtigkeit des Readers geniessen. Die gut 1’000 Seiten von Ken Follets Sturz der Titanen passten wunderbar auf die knapp 10 Millimeter Dicke des Cybook Odyssey. Für die Wahl meines ersten E-Books gab es zwei Gründe. Erstens wollte ich dieses Buch so oder so lesen, denn ich liebe die Bücher von Ken Follet und insbesondere die beiden historischen Trilogien. Der zweite Grund gab den letztlichen Ausschlag: das Buch war bereits auf dem Reader vorinstalliert. Also war für mich alles klar.
Es war nun natürlich ein riesen Plus, den eigentlich grossen Schinken auf dem schlanken E-Book-Reader lesen zu können. Im Laufe des Lesens entdeckte ich jedoch so einige weitere Vorzüge, welche ich auch heute nicht mehr missen möchte.
Da wäre als erstes das Frontlight. Für mich ein unbestreitbarer Mehrwert gegenüber herkömmlichen Taschenbüchern. Die Oberflächenbeleuchtung ist nicht nur im Dunkeln nützlich. Viel öfter brauche ich sie bei ungünstigen Lichtverhältnissen. So kann ich nun ganz gemütlich abends, wenn es langsam dämmert, im Strandkorb sitzen und ohne Licht (welches wir dort eh nicht haben) weiterlesen. Oder auch bei starker Sonneneinstrahlung hatte ich mit Taschenbüchern desöftern meine Mühe.
Seit kurzem hat meine Frau, und nun auch ich, den Nachtmodus entdeckt. Es ist quasi eine Umkehrung der Darstellung von Hell und Dunkel im Zusammenspiel mit dem Frontlight. So leuchtet das Buch nicht mehr ganz so stark, wenn die Umgebung ganz Dunkel ist. Überaus nützlich im Bett, wenn nebenan schon der Schlaf gesucht wird.
Ganz persönlich finde ich die Umkehrung der Vor- und Zurück-Tasten super. Normalerweise ist die linke Taste mit Zurück und die rechte Taste mit Vorwärts belegt. Was ja auch logisch ist. Zusätzlich kann aber auch mit dem Touch auf dem Bildschirm geblättert werden. Also habe ich, clever wie ich bin, die Tastenbelegung getauscht. So kann ich nun mit nur einer Hand Vorwärts und Rückwärts blättern. Mit der Taste Links blättere ich also nun entgegen der Logik nach Vorne, mit einem Touch auf den Bildschirm auf der linken Seite, blättere ich hingegen Rückwärts. Beides mit der linken Hand. Dasselbe, einfach umgekehrt, mit der rechten Hand. Super praktisch, wenn man den Reader häufig mit nur einer Hand hält. Und das kommt bei mir eben ziemlich oft vor.
Ich bin kein Tablet
Diesen Grundsatz finde ich ganz wichtig! Ein E-Book-Reader kann keineswegs mit einem Tablet verglichen werden. Das war anfänglich auch eine meiner Bedenken. Da ich den ganzen Tag über vor PC-Bildschirmen sitze, wollte ich nicht auch noch beim entspannenden Lesen in ein hell leuchtendes LCD-Display starren. Aber weit gefehlt. Dank dem sogenannten elektronischen Papier, welche das Licht wie normales Papier reflektiert, ist das Lesevergnügen tatsächlich genauso da wie bei einem ganz normalen Buch mit Papierseiten. Typische E-Book-Reader verfügen also über nicht leuchtende, passive Bildschirme.
Das spiegelt sich auch im Stromverbrauch nieder. Der Reader verbraucht lediglich Strom beim Wechseln der Anzeige, also beim Umblättern. Ist die Seite einmal sichtbar, bleibt diese auf dem Bildschirm ohne weiteren Stromverbrauch. Selbstverständlich benötigen Funktionen wie WIFI oder das Frontlight zusätzliche Energie. Aber auch dies nur minimal und nur wenn diese auch eingeschaltet sind. Ich kann jeweils mehrere Wochen lesen, ohne den Reader an die Steckdose anzuhängen.
Beim Frontlight leuchtet übrigens ebenfalls nicht das Display selber, so wie bei einem Tablet. Das Display wird von kleinen Lämpchen, welche auf der Seite eingebracht sind, beleuchtet. So wird man praktisch nicht geblendet und das angenehme Lesevergnügen bleibt erhalten. Die Ausleuchtung ist übrigens über die ganze Fläche sehr konstant.
Das Wirrwarr um Formate und Verschlüsselung
Immer wieder viel diskutiert wird über die verschiedenen E-Book-Formate sowie deren Verschlüsselung. Im Allgemeinen ein Ärgernis, muss man doch teils sehr genau schauen, was man nun kauft. Ich selber hatte jedoch keine Probleme damit.
Meine erste Entscheidung war jene, welche ich im vornherein schon entschieden hatte und entsprechend gar nicht mehr zu entscheiden brauchte. Kindle oder nicht? Ich entschied mich gegen Amazons Kindle und für das allgemeine E-Book-Format epub. Da ich auch vorher schon mehrheitlich bei buchhaus.ch einkaufte, war für mich dieser Weg im Grunde klar. So kaufte ich meinen Bookeen-Reader bei eben diesem Shop. Aber nicht online. Sondern im richtigen Laden von Lüthy-Balmer-Stocker im Glattzentrum. Denn schliesslich wollte ich erst noch ein wenig rumspielen und mich beraten lassen. Besonders das Spielen mit dem Gerät rate ich allen, welche sich einen Reader anschaffen möchten. Denn schlussendlich muss er einfach gut und angenehm in den Händen liegen.
Die erste Inbetriebnahme zu Hause mit der ganzen Kette vom Kauf des Buches bis zum Lesevergnügen klappte bei mir einwandfrei und ohne jegliche Stolpersteine. Um die verschlüsselten Bücher auch lesen zu können, ist das Tool Adobe Digital Editions (ADE) sowie eine persönliche Adobe ID notwendig. Die ADE ist gratis und über eine Adobe ID verfügte ich bereits. Nun muss nur noch das Tool sowie der E-Book-Reader authorisiert werden und schon können die Bücher heruntergeladen und gelesen werden. Die ADE ist zwar notwendig, aber zwecks der Verwaltung aller Bücher auch ganz nützlich. Man kann übrigens mehrere Geräte mit derselben Adobe ID autorisieren. So ist es uns möglich, dass ich und meine Frau die selben Bücher lesen können.
Die meisten Bücher sind mit DRM (englisch: Digital Rights Management) verschlüsselt. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Wasserzeichen. Oder ebenfalls möglich: keine Verschlüsselung. Allgemein sind sich hier jedoch die Hersteller der E-Book-Reader und die Buchverlage sehr uneinig. Hoffen wir einfach, dass zukünftige Entscheidungen für oder gegen irgendwelche Verschlüsselungen sich nicht auf das Lesevergnügen auswirken wird. Im Normalfall muss man sich jedoch darüber keine Gedanken machen, wenn man seine Bücher wie oben erwähnt über ADE auf die E-Book-Reader lädt.
Bibliothek auch weiterhin sinnvoll
Bücher kaufen ist ja das eine. Aber als Mitglied einer Bibliothek der Region leihe ich auch ganz gerne mal ein Buch aus, wenn verfügbar. Glücklicherweise muss man darauf mit einem E-Book-Reader nicht verzichten. Dank der Online-Bibliothek, in meinem Fall die Digitale Bibliothek Ostschweiz, können auch E-Books bequem am PC digital augeliehen werden. Nur leider entspricht das Angebot vielfach nicht ganz meinen Bedürfnissen.
Die Geschichte des E-Book-Readers
Anfang der 1990er Jahre brachte Sony den Data Discman auf den Markt. Für den auch als Electronic Book bezeichneten Data Discman erschienen vor allem Nachschlagewerke. Es folgten diverse weitere Anläufe verschiedener Hersteller. Im Jahr 2004 war es jedoch wieder Sony, welche in Japan das Lesegerät Librie EBR-1000EP auf den Markt brachten. Dank geringer Grösse und Gewicht schafften sie damit den Durchbruch als Alternative von Taschenbüchern im japanischen Markt. Der Librie verfügte bereits über einen Bildschirm mit elektronischem Papier der Firma E-Ink.
2006 kamen dann langsam die Geräte auf den Markt, welche den Durchbruch für die heute bekannten E-Book-Reader bedeuteten. So auch der Sony Reader als Nachfolger des Librie. 2007 folgte dann auch der französische Hersteller Bookeen mit dem Cybook Gen3.
Je nach Buchhandlung wird man heute wohl auf unterschiedliche Reader treffen. Mal abgesehen vom unterschiedlichen Format zwischen Amazons Kindle und dem grossen Rest, sind die Unterschiede aber bestimmt eher minimal. Auch spielen die persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben des Lesers eine grosse Rolle beim Kauf eines E-Book-Readers.
Fazit
Heute bin ich überzeugter und begeisterter E-Book-Leser. Ich würde meinen Reader nicht mehr hergeben und lese mehrheitlich damit. Nach wie vor in Papierform bevorzuge ich aber auch heute noch Fachbücher, Kochbücher und – vor allem – Reiseführer. Denn in diesen möchte ich ganz gerne wild rumstöbern und jederzeit bequem etwas nachschlagen. Auch auf das Rumstöbern in den Buchläden verzichte ich nicht ganz. Nur kaufe ich heute interessante Bücher nicht mehr im Laden, sondern online daheim. Oder leihe sie auf der Onleihe aus. Wenn vorhanden.
Weitere interessante und spannende Beiträge zu diesem Thema findest du wie eingangs erwähnt über die Seite der Blogparade: Mein erstes E-Book #1stebook – und an was ich mich erinnere!.
Viel Spass beim Lesen. Ob auf Papier. Auf dem E-Book-Reader. Oder hier auf meinem Blog!
Ich habe meinen geschenkt bekommen, sonst hätte ich vermutlich heute noch keinen. Und was soll ich drumrumreden? Ich liebe ihn. Er ist bei jeder längeren Fahrt dabei. Nur outdoors wenn es ruppig wird bleibt er daheim. Und das allerallerbeste daran ist die Onleihe. Bücher ausleihen, wann ich Zeit und Bedarf habe, ohne auf die Öffnungszeit einer kleinen Gemeindebibliothek angewiesen zu sein, das ist das Größte daran.