Die kleine Niederdorfoper begeistert in Zürich seit bald 68 Jahren
Die Begeisterung des Zürcher Theater-Musicals Die kleine Niederdorfoper ist grenzenlos. Die Uraufführung wurde 1951 im Schauspielhaus Zürich gefeiert mit Ruidi Walter als Bäuerlein Heiri. Ein Stück Theatergeschichte nahm seinen Anfang und hält bis heute an. Die aktuellste Version des Theaterstücks mit Erich Vock als Heiri feierte im November 2009 im Bernhard Theater Premiere und war innert zwei Tagen restlos ausverkauft. Zehn Jahre später füllt Die kleine Niederdorfoper noch immer den Theatersaal und so waren wir kürzlich ebenfalls begeisterte Gäste im Bernhard Theater.
1951 – die Uraufführung des originalsten Originals
Vor mittlerweile satten 68 Jahren feierte das Musical-Theater Die kleine Niederdorfoper im Schauspielhaus Zürich die Uraufführung. Mit dabei bei den ersten Vorstellungen waren unter anderen unvergessliche Schauspieler wie Ruedi Walter, Margrit Rainer und Walter Roderer. Ruedi Walter wurde damals die eher nebensächliche Rolle des Bäuerlein Heiri aufgedrängt, wollte er selbst doch eine andere spielen. Doch sehr schnell spielte sich Ruedi Walter als Heiri in die Herzen des Publikums und so entwickelte sich die Rolle des Heiri zum Hauptdarsteller und mit ihm das Lied De Heiri hät es Chalb verchauft zum Ohrenwurm.
Das Stück wurde von den Autoren Walter Lesch, Werner Wollenberger und Max Rüeger geschrieben. Die Musik stammt von Paul Burkard, welcher unter anderen mit O mein Papa aus Der schwarze Hecht internationale Erfolge feierte. Die Geschichte spielt im Zürcher Niederdorf, wo sich das Leben beim Trödler-Laden von Schaagi Baumann und dem benachbarten Varieté-Restaurant Lämmli abspielt. Die Hochzeit von Schaagis Tocher Ruthli mit dem Stadtpolizisten Bruno steht unmittelbar bevor. Doch dieser hat es mit seinem Polizeikorporal Müller III gerade unglaublich streng, muss er doch den Diebstahl einer wertvollen Juwelenkette aufklären.
1978 – die Verfilmung des Theater-Klassikers
Als Hauptverdächtige gelten die drei stadtbekannten Ganoven um den Gauner Bunker-Willy. Praktisch für die Gauner ist der Umstand, dass der Chansonnier André für einen Auftritt im Varieté Lämmli in die Stadt zurückkehrt. So können sie die Juwelenkette dem charmanten Franzosen unterjubeln, der ihnen noch einen Gefallen schuldig ist. Weniger gut ist die Anwesenheit von André für die Hochzeitsgefühle von Ruthli. Wie schon vor Jahren verdreht er ihr auch jetzt wieder den Kopf – und sogleich stehen ihre Gefühle ebenfalls kopf.

Ja, und dann kommt das Bäuerlin Heiri aus Hausen (am Albis) und will für einmal in der grossen Stadt so richtig zünftig auf den Putz hauen. Schliesslich hat er ein Kalb verkauft und will den Erlös nun in Lust und Alkohol investieren. Daran darf das Publikum gerne teilhaben und das Stück wird im Laufe der ersten zwei Akte immer bunter und wilder und steigert sich regelrecht von Höhepunkt zu Höhepunkt. Ein Publikum, welches seit der Uraufführung 1951 in Scharen zu den Vorstellungen strömt. Zwischen 1968 und 1989 wurde Die kleine Niederdorfoper im Corso-Theater am Bellevue in Zürich aufgeführt, stets mit Ruedi Walter als Heiri. Die Produktion aus dem Jahre 1978 wurde vom Fernsehen aufgezeichnet, ist als DVD erhältlich und auf YouTube anzuschauen (der Link ist am Ende des Beitrages eingebettet).
2009 – die Premiere von und mit Erich Vock
Ruedi Walter verstarb 1990 nach einer Operation, dies nachdem er im Vorjahr noch als Heiri auf der Bühne stand. Danach ruhte das Theaterstück, welches zu einem Stück Zürich geworden war. Rund 20 Jahre später erlebte es dank Erich Vock einen Neubeginn. Seither wird es bis heute im Bernhard Theater beim Opernhaus Zürich aufgeführt. Dabei amtet der bekannte Schweizer Schauspieler nicht nur als Regisseur und Produzent (mit seinem Partner Hubert Spiess). Für das Publikum begeistert er ganz besonders als Heiri auf der Bühne.
Als Kind begeisterte mich Erich Vock bereits im Fernsehen, später auch im Theater. So zuletzt in Der schwarze Hecht im Bernhard Theater. Nun war es also wieder einmal so weit und wir schlenderten in Richtung Opernhaus und Theater. Ein überaus hübsches und sehr charmantes Theater mit kleinen Tischchen für ein Glas Wein oder andere Köstlichkeiten. Ein kurzer Glühweinstop am Weihnachtsmarkt auf dem Sechseläutenplatz blieb zuvor selbstverstdändlich nicht aus.
2019 – mein erstes Mal im Varieté Lämmli
Es war ein wunderschöner Theaterabend mit meiner Familie. Während sie das Stück schon von Kindesbeinen an kannten, war mir lediglich das Lied De Heiri hät es Chalb verchauft ein Begriff. Und natürlich die Schauspieler auf der Bühne. Namhafte Persönlichkeiten der Schweizer Show- und Bühnenszene standen auch an diesem Abend im Bernhard Theater auf der Bühne. So Maja Brunner als Serviertochter Irmi, Philippe Roussel als Chansonnier André oder Fabienne Louves als leichtbekleidete Dame Milly. Nur, um einige wenige zu nennen. Es waren alle unglaublich gut und brachten das Publikum zum Lachen und vor lauter Lachen die Tränen zum Fliessen.

Im Varieté Lämmli findet das Bäuerlein Heiri dann also sein durstlöschendes Bier und die allerbeste Unterhaltung. Auch kommen dann die Damen aus dem Milieu, um für etwas Lust zu sorgen. Nicht zu vergessen der Chansonnier André und weitere illustre Gäste. Während der Vater des Rekruten Martin den ganzen Abend betont, er hätte ja nicht in den Ausgang gewollt, ist seine Frau genauso empört über das Geschehen im Lämmli. Klarer Fall, dass auch die Polizei im Laufe des Abends noch vorbei schaut und selbst die Heilsarmee bringt für alle den inneren Frieden. Stets werden alle Neuankömmlinge freundlich begrüsst von der Lämmli-Wirtin Frau Strobel. Grüzi! Grüzi!
Im dritten Akt finden wir uns wieder auf der Strasse vor dem Lämmli, während drinnen die Party noch in vollem Gange ist. Doch irgendwann ist es für das Bäuerlein Heiri an der Zeit, zurück nach Hausen (am Albis) zu gehen. Nur findet er einfach den Weg nicht. Nicht ganz erstaunlich beim Schwips des Bauern. Jäsodu! Mit dem berührenden und doch witzigen Lied Mir mag halt niemert öppis gune neigt sich die Geschichte den Ende entgegen. Bei diesem Stück bringt Erich Vock auf elegant lustige Art ein Stück Aktualität mit hinein. Oder gab es 1951 bereits E-Trottis in der Stadt Zürich?
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Die erste Fernsehübertragung hab’s bereits 1968 an Silvester noch in schwarz weiss
Vielen Dank 🙂