Uristier: Der schönste Urner
Darf ich vorstellen: der Uristier. Seit jahrhunderten der schönste Urner überhaupt. Und der gefürchigste. Aber die Urner sind ja ein liebes Volk im Herzen der Schweiz. Inmitten der Alpen gibt das enge Reusstal dem Kanton Uri seine Fläche. Vom Gotthard her kommend und sich öffnend zum Vierwaldstättersee.
Das Urner Landessiegel mit dem beringten Auerochsen wurde 1243 erstmals überliefert. 1291 gehörte Uri nebst Schwyz und Unterwalden zu den Urkantonen der Eidgenossenschaft. Der Stier ist zwar der schönste Urner, aber trotz seines stolzen Alters nicht der Älteste. Diese Ehre gebührt dem berüchtigten Föhn. Dieser starke Fallwind weht vom Süden über die Alpen her kommend oft durch die Reussebene und sorgt dann im Urner Zipfel des Vierwaldstättersees (dem Urnersee) für prächtige Windverhältnisse für alle Surfer.
Der Stier als Zeichen der starken Urner?
Gemäss dem Onlineportal URIkon besteht zum Ursprung des Stiers im Wappen folgende Legende:
Bezüglich dem Ursprung des Stier-Wappens besteht die Legende, dass der Kopf den eines „Ures“ (wilden Stieres) darstelle, welchen die ersten alemannischen Ansiedler deshalb wählten, weil sie ihr Land als „ur“ (wildes) in Besitz genommen hatten. Ein Papst soll dann den Urnern nach irgend einer Dienstleistung den Ring als Zeichen der Zähmung als bleibendes Ehrenzeichen verliehen haben, weil sie sowohl die Wildheit des Landes durch Urbarmachung, als auch die Wildheit der Sitten durch Annahme des Christentums besiegt hätten.
Ich verzichte an dieser Stelle absichtlich darauf, diesen Beschrieb in eigenen Worten wiederzugeben. URIkon umschreibt das sehr gut und ihr findet auf dessen Webseite auch noch weitere nützliche Informationen rund um den Kanton Uri.
Auf Gold ein schwarzer Stierkopf von vorn, mit roter, ausgeschlagener Zunge und rotem Nasenring.
Für mich hat der Uristier auch noch eine ganz persönliche Bedeutung. Mein Vater war Luzerner. Ich bin geboren und aufgewachsen in Luzern und fühle mich im Herzen nach wie vor als Luzerner. Auch wenn ich nun in Zürich lebe und mich dort auch sehr wohl fühle.
Die Liebe zum kleinen Bergkanton
In meinen Adern fliesst aber auch Urner Blut. Nicht viel. Aber immerhin ein bisschen. Meine Mutter nämlich ist eine waschechte Urnerin. Man hört es ihr heute nicht mehr an. Aber abstreiten kann und will sie es nicht. Aufgewachsen in Schattdorf (Uri) zog es sie als junge Frau nach Eschenbach (Luzern). Die Verbundenheit der Kantone ist ja irgendwo auch gegeben. Fliesst doch die Reuss in Flüelen (Uri) in den Vierwaldstättersee hinein und in der Stadt Luzern wieder hinaus.
Und so fuhren wir in meiner Kindheit immer wieder zu meinen Urner Grosseltern nach Schattdorf. Sie hatten dort ein Haus und einen kleinen Hof in der Reussebene. Ich kann mich noch gut an die Ziegen und den riesigen Sennenhund erinnern. Der war schon fast grösser als meine Grossmutter. Aber egal. Es waren sehr liebe Leute. Und an diesen Ausflügen wurde bereits in meiner Kindheit vor vielen Jahren über den eventuell kommenden neuen Bahntunnel durch den Gotthard diskutiert. Die NEAT. Die Neue Eisenbahn Alpen Transversale. Und jetzt? Genau! Nun wurde doch dieser Tunnel in den vegangenen Tagen eröffnet. 57 Kilometer durch den Berg.
Ein solches Mammutprojekt mit internationaler Ausstrahlungskraft brachte beim Urner Bergvolk, welches vielfach doch lieber für sich bleibt, grosse Diskussionen hervor. Heute wird über den nächsten Tunnel diskutiert. Die zweite Röhre für den Strassenverkehr. Auch die wird eines Tages kommen. Da bin ich mir sicher. Abgestimmt und angenommen haben wir ja bereits.
Für viele nur ein Transit-Kanton
Aber eines stimmt halt schon. Das Urner Reusstal ist nicht gerade breit. Und doch führt eine von Europas Haupt-Nord-Süd-Verbindungen hindurch. Die Autobahn A2 und die Bahnstrecke, neuerdings auf zwei Linien. Solange die Bergstrecke in Betrieb bleibt. Ich hoffe es! Eine Fahrt mit dem Zug durch die Kehrtunnels und die engen Täler ist enorm eindrücklich.
Ein anderer Tunnel führt von Norden her in den Kanton Uri. Der Seelisbergtunnel. Mit 9,3 Kilometer auch schon beachtlich lange. Wir Kinder (und im Grunde auch meine Mutter) eiferten immer auf die Kantonsgrenze von Nidwalden nach Uri hin. Dann nämlich, wenn der Uristier erscheint. Das Wappen des Kantons. Den durften wir auf keinen Fall verpassen.
Viele empfehlenswerte Ausflugsziele
Was ich auch heute immer wieder gerne mit nach Hause nehme, sind Urner Pasteten und Zigerkrapfen. Nirgends schmecken die besser! Und auch sonst hat der kleine Kanton sehr viel zu bieten. Nebst Surfern auf dem Urnersee kommen besonders Wanderer auf ihre Kosten. Von kurz und gemütlich bis zu einer längeren Bergwanderung. Alles ist möglich. Ein häufiges Ziel von uns war früher das Haldi oberhalb von Schattdorf. Optimal, um gemütlich mit der Bahn hoch zu fahren, ein wenig zu spazieren, eine Stärkung zu sich nehmen und einfach den Tag geniessen. Oder die Eggberge, der Arnisee ob Gurtnellen und vieles mehr.
Es gibt viele Sagen vom Urkanton. Die wohl bekanteste ist jene der Teufelsbrücke über die Schöllenenschlucht. Da die Urner nicht fähig waren, ein Brücke über den reissenden Fluss zu bauen, machten sie mit dem Teufel einen Pakt. Er baut die Brücke, dafür verlangte er die Seele des Ersten, welche die Brücke überquerte. Nachdem der Teufel die Brücke fertig gebaut hatte, schickten die schlauen Urner einen Geissbock über die Brücke. Das erzürnte den Teufel dermassen, dass er die Brücke mit einem grossen Stein erschlagen wollte. Da begegnete ihm eine fromme Frau, welche ein Kreuz auf den Stein ritzte. Der Teufel war so verwirrt, dass er die Brücke verfehlte und der Stein die gesamte Schöllenenschlucht hinunter fiel. Bis unterhalb von Göschenen. Dort steht der Teufelsstein auch heute noch in der Region des Strassentunnel-Nordportals. Jener grosse Felsbrocken mit dem Urner Fähnchen obendrauf. Der Stein musste nur 1973 gut 100 Meter zur Seite weichen, um der Autobahn Platz zu machen.
Ich will euch eine Brücke bauen. Aber der Erste, der darüber gehen wird, soll mir gehören.
Bei der Teufelsbrücke gibt es übrigens einen tollen Spazierweg dem Fels entlang. Die Stromschnellen der Reuss und die felsige Umgebung in der Schöllenenschlucht ist heute noch genauso eindrücklich wie dazumal. Also unbedingt etwas Zeit einplanen, wenn ihr mal nach Andermatt oder gar über einen der Pässe fährt (Oberalp, Gotthard oder Furka).
Uri erleben wird empfohlen
Es gäbe noch viel über den kleinen Kanton Uri zu berichten. Und Beiträge über tolle Ausflugsziele werden mit Sicherheit folgen. Egal, ob ihr nun ganz unten durch den neuen Tunnel von Erstfeld nach Bodio durchfahrt, in der Mitte durch von Göschenen nach Airolo oder ganz oben drüber über Oberalp-, Gotthard- oder Furkapass. Es gibt überall viel zu sehen und zu bestaunen. Also haltet die Augen offen und nehmt euch genügend Zeit, Land und Leute kennen zu lernen. Und haltet Ausschau nach dem Uristier. Ob im Seelisbergtunnel, auf dem Teufelsstein oder sonstwo.
1 Antwort
[…] Aber mal schön langasm. Wegen der anhaltenden Coronasituation, reiste für einmal nicht der Gast nach Zürich, sondern die Zürcher zum Gast. In den kleinen Urkanton Uri im Herzen der Schweiz. Jener Kanton mit der wohl schönsten Fahne der Schweiz – dem Uristier. So wurde ich erzogen, ist doch meine Mutter eine waschechte Urnerin. So schrieb ich 2016 schon über den schönsten Urner. […]