Entspannt Laufen mit der richtigen Knigge
Es gibt nichts, für das es nicht eine gewisse Knigge gibt. So hörte ich dies vor einigen Wochen Ende April im regionalen Radio Zürisee. Für alles eine Knigge? Nun, dann gilt dies bestimmt auch für das Laufen. Und siehe da, hier sind die wichtigsten Regeln für ein entspanntes Laufen in der Gemeinschaft. Es sind keine Gesetze, an die man sich halten muss. Sie vereinfachen aber – wie sämtliche Knigge-Regeln – das Miteinander. Werfen wir also einen Blick darauf, worauf wir beim Laufen achten sollten. Damit es für alle Spass macht.
Es gibt unzählige Bücher über Knigge von diesem und jenem. Beispielsweise von der Krawatten-Knigge oder, ganz allgemein bekannt, wie man sich beim Essen in der Gesellschaft verhalten soll. Welches Besteck ist wann zu verwenden? Was macht man mit der Serviette? Steht man noch immer auf, wenn eine Dame des Tisches sich erhebt? Bei letzterem kann ich euch beruhigen. Gemäss dem Interviewten im Radio Zürisee ist diese Knigge veraltet und verunsichert die Damen von heute eher.
Aber bleiben wir beim Laufen. Nachfolgend habe ich euch einige Knigge-Regeln zusammengestellt. Allgemein bekanntes gespickt mit meiner Ansicht. Aufgeteilt sind die Punkte in die zwei Hauptblöcke Training und Wettkampf. Selbstverständlich gelten einige Punkte jedoch bei beiden. Viel Spass bei der Lektüre und dem anschliessenden Umsetzen.
Beim Training
Freundliches Grüssen
Wie im Alltag ist es einfach nur höflich, Entgegenkommende zu grüssen. Egal, ob dies nun andere Läufer oder Spaziergänger sind. Sportler grüsse ich generell per Du, wie du in meinem Beitrag In Bewegung: Beim Laufen und Wandern per Du nachlesen kannst. Reicht der Schnauf nicht mehr oder ist man total in seinen Gedanken versunken, darf das Grüssen auch mal wegfallen.
Gegenseitige Rücksicht
Läufer sind nicht die alleinige Spezies auf dieser Welt. So nutzen die tollen Wege am See oder durch die Wälder auch viele andere Menschen. Spaziergänger, Radfahrer, Hundehalter, Nordic Walker und noch einige mehr. Hier gilt es, gegenseitig aufeinander Rücksicht zu nehmen. Von allen gibt es aufmerksame und weniger aufmerksame. Sieht man vor sich den Weg versperrt von einer Gruppe nebeneinander her laufender und miteinander schwatzender Leute, so sollte man frühzeitig und deutlich auf sich aufmerksam machen. Nicht, um auszurufen, sondern einfach, weil man vorbei laufen möchte. In aller Regel erhält man so eine kleine Gasse, wo man hindurch passt und man muss nicht auf der Seite mit dem Ellenbogen vorbei.
Aufmerksame Hundehalter
Immer mal wieder muss ich leider unliebsame Erfahrungen machen mit Hunden und besonders mit dessen Hundehaltern. Immer wieder und dennoch mit den allerwenigsten. Von meinen Erlebnissen mit den Vierbeinern und den losen Leinenhaltern gibt es in meinem Beitrag In Bewegung: Negative Erfahrungen mit Hundehalter mehr zu erfahren. An dieser Stelle sei nur erwähnt, dass ihr gut auf die Hunde achten sollt, welche euch begegnen. Versucht, deren Verhalten so gut es geht zu lesen und beachtet im speziellen das Verhalten des Hundehalters. Bei Zweifeln, bittet diesen, den Hund zu sich zu rufen oder an die Leine zu nehmen. Ganz wichtig: sagt aufmerksamen Hundehaltern auch mal Danke!
Schützenswerte Natur
Wir alle lieben sie – die Natur. Den erfrischenden See, den Schatten spendenden Wald und die saftigen Wiesen. Halten wir also Sorge dazu. Damit wir auch weiterhin unsere Laufrunden in allerschönster Umgebung bestreiten können – und dies auch unsere Kind noch tun können. Bleibt auf den vorhandenen Wegen und respektiert die Naturbewohner. Denkt im Wald daran, dass wir durch das Wohnzimmer von Fuchs und Reh laufen – und benehmt euch so, wie ihr es auch von ihnen in eurer Stube erwarten würdet. Oder so ähnlich.
Geregelter Verkehr
Führt die Laufrunde über Strassen, so sind wir Teil des Verkehrs und somit zählen die Verkehrsregeln auch für uns Läufer. Benützt zum Queren die Fussgängerstreifen und akzeptiert das Rot an einer Ampel. Noch besser ist es jedoch, den geregelten Verkehr möglichst zu meiden, damit solche Probleme gar nicht erst auftreten können.
Unfreundliches Spucken
Die einen müssen öfters, die anderen weniger. Ich manchmal, aber nicht wirklich oft. Gemeint ist das Spucken. Es sollte ja wohl allen klar sein, dass man dies nicht gerade vor die Füsse des nächstbesten Spaziergängers oder nachfolgenden Läufers macht. Spuckt doch einfach möglichst unauffällig neben den Weg, so stört es niemanden – behaupte ich hier mal.
Endloses Überholen
Laufen zwei Läufer ihr Tempo und ist der hintere schneller als der vordere, so kommt es unweigerlich zu einem Überholvorgang. Versucht dabei, möglichst zügig am Vordermann (oder Frau) vorbei zu laufen und wieder einen gewissen Abstand entstehen zu lassen. Der Überholte sollte auch nicht exakt in diesem Moment des Überholens sein Tempo anziehen, sondern den anderen einfach vorbei lassen. Lasst Überholvorgänge nicht endlos mühsam in die Länge ziehen. Dies gilt im übrigen auch für den Strassenverkehr.
Standesgemässe Bekleidung
Im Grunde ist es mir piepegal, wie sich Läuferinnen und Läufer anziehen. Bevorzugt natürlich zeitgemäss sportlich. Aber bitte niemals oben ohne – das finde nicht nur ich völlig schrecklich.
Beim Wettkampf
Gegenseitige Rücksicht
Ja, das hatten wir doch oben schon. Hier ist nun jedoch die Rücksicht unter allen Teilnehmern des Laufanlasses gemeint. Wir nehmen gemeinsam an einem Lauf teil und nicht gegeneinander. Die beste Zeit erreichen wir nicht drängelnd mit den Ellenbogen, sondern indem wir den Lauf miteinander geniessen und uns gegenseitig zu neuen Bestzeiten verhelfen.
Realistische Selbsteinschätzung
Um unnötigem Drängeln und schnellem Vorbeilaufen kurz nach dem Start vorzubeugen, sollten sich alle in ihrem jeweils zugewiesenen respektive selbst gewählten Startblock einfinden. Die Zuteilung erfolgt dabei nicht dem eigenen Wunsch nach dem neuen Landesrekord, sondern anhand der realistischen Selbsteinschätzung für die aktuelle Laufdistanz. Hierbei gibt es immer einen gewissen Bereich nach oben und unten. Versucht einfach, gemäss Trainingsläufen, der Tagesform oder Ergebnissen der Vorjahres den für euch sinnvollsten Block zu wählen. So wird es auch möglich, mit ungefähr gleich schnellen Läuferinnen und Läufern zu starten, was es für alle umso entspannter gestaltet.
Nerviges Zick-Zack-Laufen
Meldet man sich für einen 10-Kilometerlauf an, so möchte man diese Distanz und nicht noch einige Meter zusätzlich laufen. Also lasst doch bitte das elendige hin und her zwischen dem linken und dem rechten Streckenrand und wieder zurück einfach weg. Läuft geradeaus, denn so wurde die Strecke vermessen. Andererseits lasst schnellere Läufer vorbeiziehen. Reiht euch ein und blockiert die Strecke nicht noch zusätzlich.
Abrupter Stop
Auffahrunfälle gibt es nicht nur auf der Strasse. Auch an einem Lauf besteht die potentielle Gefahr eines Auflaufunfalles. Bleibt ein Läufer ohne jegliche Vorwarnung mitten auf der Strecke stehen, so hat häufig der Nachlaufende kaum noch eine Chance zu stoppen oder auszuweichen. Müsst ihr anhalten, so geht doch zuerst zur Seite. Es ist für alle Parteien weniger schmerzhaft.
Entspannte Zwischenverpflegung
Zu den Klassikern für stehende Läufer zählen die Verpflegungsstationen. Egal ob Wasser, isotonische Getränke, Gels oder Bananen – wählt eure Verpflegung frühzeitig und peilt diese laufend an. Bleibt auch hier nicht einfach sofort stehen, sondern geht nach den Tischen etwas zur Seite, damit alle anderen Teilnehmer auch ohne Probleme vorbei kommen. Will man sich nicht verpflegen, so wählt etwas Abstand zu den Angeboten, damit ihr eurerseits ebenfalls nicht im Weg steht.
Zugemüllte Laufstrecke
Kaum ist die Verpflegungsstation durch, so finden sich links und rechts der Strecke die vielen Becher und Schwämme. Je nach Angebot. Das passt soweit ganz gut, nur sollten diese Dinger nicht mitten auf der Strecke landen. Ich möchte mit dem gebrauchten Schwamm nicht auch noch meine Schuhsohlen waschen. Nein, ich möchte einfach ohne jeglichen Müll weiterlaufen. Es ist zwar kaum speziell gefährlich, über Becher zu laufen, aber störend ist es alleweil.
Piepende Laufuhren
Morgens holt mich mein Wecker jeweils aus dem schönsten Schlaf heraus. Vorausgesetzt, mein Sohn ist nicht schneller und wir sind eh schon lange wach. Kommt noch hinzu, dass mein Wecker nicht Piep-Piep-Piep macht, sondern ganz einfach mein regionales Radio Zürisee angeht. Zuerst kommt also das Radio, dann erwacht meine Frau und irgendwann später sogar ich selbst. Aber egal, das war morgens. In aller Früh. Auf der Laufstrecke haben nach Weckern piepende Laufuhrern meines Erachtens nichts verloren. Ständiges Alarmsignal während dem Laufen stört nur alle rund herum. Also stellt die Dinger auf lautlos und schon können alle motiviert und lautlos loslaufen.
Lächeln!
Zum Schluss noch das allerwichtigste – Lächeln! Vergesst nie, mit ganz viel Spass und Freude an der Sache zu sein. Laufen ist unser Hobby und das soll uns glücklich machen. Auch wenn so mancher Lauf uns das letzte bisschen Spass rauben kann, so setzt spätestens bei der Ziellinie wieder euer schönstes Lächeln auf. Und sei es nur für die Kamera.
In diesem Sinne. Bleibt In Beweung und habt weiterhin viel Freude beim Laufen in der Natur. Keep on running. Keep on smiling.
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