Grasski: Skifahren im Sommer
Skifahren – der Wintersport schlechthin. Den Sommer verbringen unsere Skischuhe, Mützen und Handschuhe im Estrich. Genauso der Skianzug. Und auf die Skirennen verzichten wir einfach mal ein paar heisse Monate lang. Dabei werden auch im Sommer FIS-, Weltcup- und Meisterschaftsrennen gefahren. Nicht auf dem Gletscher und nicht auf den uns bekannten Latten. Vielmehr auf rasenbewachsenen Hügeln mit speziallen Skiern.
Kein Gleiten, kein Rollen – ganz einfach Grasskifahren. Erfahrt mehr über das Skifahren im Sommer – einfach weiterlesen.
Winter – Skifahren für alle
Skifahren ist ein Teil von mir von Kindesbeinen an. Früher fieberten wir noch mit Vreny Schneider und Pirmin Zurbriggen mit, heute drücken wir Wendy Holdener und Beat Feuz die Daumen. Und selbstverständlich allen anderen Skirennfahrerinnen und Skirennfahrer von Swiss Ski. Typischerweise startet die Weltcup-Saison Ende Oktober mit den Gletscher-Rennen in Sölden. In diesem Jahr am Wochenende des 27. und 28. Oktober 2018. Zu Ende geht die Saison jeweils circa Mitte März mit dem grossen Weltcup-Finale. Wird Swiss Ski an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen können? Kommen wieder neue vielversprechende junge Fahrerinnen und Fahrer? Wenn die Temperaturen wieder sinken, werden wir alle schlauer, was diese Fragen angeht.
Wird es weiss in den Bergen – und vielleicht auch mal in den Niederungen – so kommen auch die eigenen Skier zum Einsatz. Mit dem Skilift hoch und sausend runter. Den ganzen lieben langen Tag. Einfach weg und in den Bergen unterwegs. Es gibt nicht vieles, was noch schöner ist, als ein Tag in den Bergen. Ob Wandern im Sommer oder Skifahren im Winter ist dann auch egal. Vergangenen Winter stand sogar unser Kleiner mit seinen 3.5 Jahren das erste Mal auf den zwei Lattli. Auf dem kleinen Skihügel in Bäretswil im Zürcher Oberland. Eine tolle Alternative für Familien, für welche die grossen Skigebiete schlicht zu gross sind. In den Skiferien zog der Sohnemann übrigens den Schlitten wieder den Skiern vor. Zum grossen Spass für alle.
Sommer – Skifahren für Cracks
Aber eben, im Sommer zieht es uns keineswegs auf die Skipiste. Auch nicht auf einen Gletscher. Nach Ushuaia im Süden Argentiniens hat es uns schon hingezogen, jedoch war damals Sommer in Südamerika. Obwohl wir an Weihnachten 2013 in Ushuaia trotz Sommer (zumindest per Definition) wohl kälter hatten als in der damals warmen Schweiz, wo doch eigentlich Winter war. Föhn sei Dank. Ansonsten zieht es in den europäischen Sommermonaten die Athleten diverser Skiverbände nach Ushuaia, um dort im Winter Südamerikas für die kommende Weltcup-Saison zu trainieren. Auf Schnee und mit richtigen Skiern. Wer nun Lust auf ein paar wunderschöne Impressionen aus Patagonien – und eben Ushuaia – hat, der klicke einfach in mein Fotoalbum unserer Patagonienreise.
Früher gab es dazu eine alternative Trainingsmöglichkeit. Oder nein, sie gibt es auch heute noch, nur wird sie von den Winter-Skifahrern nicht mehr genutzt, da das Training auf Gletschern oder eben in Süd-Argentinien vorgezogen wird. Die Rede ist vom Grasskifahren, auch Rollski Alpin genannt. Diese (Rand-)Sportart gibt es seit den 1960er Jahren. 1960 entwickelte der Deutsche Josef Kaiser den Vorläufer des heutigen Grasski. Bereits 1883 wurde in Österreich ein Rollskischuh patentiert, welcher jedoch wieder in Vergessenheit geriet.
Zu Beginn noch als Alternativtraining für das winterliche Skifahren gedacht, ist Grasskifahren heute eine eigene Sportart. Seit 1985 ist Grasskifahren im Internationalen Skiverband (FIS) integriert und seit dem Jahr 2000 werden Weltcuprennen durchgeführt, welche die vorherigen Europacuprennen ablösten. Alle zwei Jahre finden zudem Weltmeisterschaften statt. Die nächste WM wird 2019 auf der Marbachegg im Luzerner Escholzmatt-Marbach im Entlebuch durchgeführt. In der Schweiz sind die Grasskifahrer unter Swiss Grasski organisiert, einem Fachverband von Swiss Ski.
Unterwegs ist man auf der Piste grundsätzlich genauso wie im Winter. Zumindest was die Bekleidung angeht. Ausnahme bildet die Skibrille, welche nicht alle Athleten tragen. Anders sind natürlich auch die Skier. Ein Grasski besteht aus einer Laufschiene, auf der über Rollelemente der Belag, ein Gurt mit Gleitelementen, läuft. Es ähnelt somit ein wenig einer Raupe. Die Länge ist bei Erwachsenen nicht begrenzt, geht aber typischerweise bis etwa 100 Centimeter. Mit zwei Metallbügeln wird der Skischuh fixiert. Mit dem Grasski rollt man also nicht, man gleitet aber auch nicht gleich wie mit einem Ski. Es ist somit irgendwas dazwischen.
Ein Versuch wäre ein solches Grasski-Abenteuer also allemal wert. Erst dann kann man, meiner Meinung nach, genau sagen, wie es sich anfühlt, den Grashügel runterzuskiern. In der Schweiz gibt es drei regionale Trainingsstützpunkte, wo man die Möglichkeit hat, auch als Laien mal einen Schnupperkurs zu besuchen. Die Grasskihänge befinden sich auf der Marbachegg in Escholzmatt-Marbach, in Bömmeli bei Urnäsch im Appenzell sowie im St. Gallischen Goldingen. Einfach mal anfragen, ausprobieren und schauen, was einem am besten passt. Slalom, Riesenslalom oder Super G?
Wem das alles zu exotisch ist, der kann es auch einfach den Bauern aus dem Urner Schächental gleichtun und mit den super normalen Winterskiern den Berghang über das Heu runterfahren. Schaut selbst, was so alles möglich ist, wenn man es nur tut.
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