Erschreckende Reise ins Bösland
Ben verbringt einen grossen Teil seiner Kindheit im Bösland – dem Dachboden seines Elternhauses. Erst wird er jahrelang von seinem Vater misshandelt, ehe sich dieser erhängt. Wenige Jahre später büsst er für den brutalen Mord an seiner Schulfreundin, welche im Bösland mit einem Golfschläger erschlagen wird.
Drei Jahrzehnte später entdeckt er seinen Freund aus seinen wenigen glücklichen Kindheitsjahren und entdeckt auf skrupellose Art, dass so manches nicht so war, wie es alle dachten.
1984 – Ben
Es war der wohl glücklichste Moment im Leben des jungen Ben – und sollte es für den Rest seines Lebens bleiben. Der Moment, in dem Ben seinen Vater auf dem Dachboden des Hauses findet. Im Bösland. Tot. Erhängt mit dem Gürtel, welcher so unglaublich oft auf Ben niederschlug. Wen ruft Ben? Seine Mutter? Den Arzt? Die Polizei?
Nein, er ruft Kux, seinen besten Freund, und gemeinsam organisieren sie eine Leichenschau und machen eine ganze Menge Kleingeld daraus. Freunde, Bekannte, Leute aus dem Dorf – bis auch die Polizei eintrifft. Doch für Ben wendet sich an diesem Tag so einiges zum besseren. Vorbei sind die Misshandlungen seines Vaters. Nur das abstossende Wegschauen und Ignorieren seiner Mutter bleibt, die den Jungen auch nach dem Selbstmord ihres Mannes für dessen Tod verantwortlich macht.
Bereits hier erschauderte mich der schonungslose Roman Bösland von Bernhard Aichner. Noch bevor dieser so richtig begonnen hatte. Und doch ist diese Vergangenheit so eminent wichtig für alles, was noch folgen sollte.
1987 – Matilda
Obwohl der Vater von Kux, ein angesehener Arzt aus dem Dorf, ihm den Ungang mit Ben untersagt, treffen sich diese regelmässig auf dem Dachboden von Bens Haus. Im Bösland. Sie spielen, schauen Filme und drehen auch selbst mit der Kamera von Kux Vater. Gelegentlich kommt auch Matilda, eine Schulfreundin der beiden, in welche sich Ben verguckt hat. Er erhofft sich mehr von ihr, wenn er sie auf den Dachboden einlädt. So wie es bei jungen Buben und Mädchen nun mal so laufen kann.
Da war der Zinksarg, in dem sie Matilda aus dem Haus getragen hatten, und da war ich, Ben. Das Mädchen und ihr Mörder.
Doch eines Tages ist das Leben von Ben jäh zu Ende, bevor es richtig beginnen konnte. Seine Mutter findet ihn auf dem Dachboden, im Bösland. In den Armen die tote Matilda. Brutal erschlagen mit dem daneben liegenden Golfschläger. Der Tatablauf ist offensichtlich und Ben wandert für Jahre in die Psychiatrie. Auch weil er nicht über den Vorfall sprechen will oder kann, bleibt er längere Zeit eingesperrt.
2017 – Kux
Ben spricht auch Jahrzehnte später nicht über den Mord auf dem Dachboden, dem Bösland. Auch nicht mit seiner wohl einzigen vertrauten Bezugsperson, seiner Therapeutin Therese Vanek. Er führt ein einsames Leben und betreibt einen kleinen Fotoladen. Er ist nicht glücklich, aber er lebt in der Gesellschaft. Bis er eines Tages, 30 Jahe nach dem Mord an Matilda, auf einem Foto seinen einstigen Schulfreund Kux wieder erkennt.
Wenn ich einfach wieder gegangen wäre und mich zufriedengegeben hätte mit dem, was ich herausgefunden hatte, wäre ich nicht wieder zum Mörder geworden.
Die Erinnerungen kommten hoch und auch vergessen geglaubtes scheint langsam an die Oberfläche zu kommen. Ben will mit der Vergangenheit abschliessen und beschliesst, noch einmal in sein altes Zuhause zu fahren. Auf den Dachboden. Ins Bösland. Dort macht er eine Entdeckung, die nicht nur sein Leben noch einmal komplett über den Haufen werfen wird. In der Folge nistet er sich bei Kux ein, der mit viel Skrupellosigkeit zu Erfolg, Ruhm und Geld gekommen ist. Doch niemand ahnt, wie skurpellos Kux war – und noch immer sein kann.
2018 – Bernhard Aichner
Der österreichische Autor Bernhard Aichner schaffte mit Bösland ein wahres Meisterschück der Thrillerwelt. Da geht im Leben eines Menschen von der Geburt weg bis zum heutigen Tag schlichtweg alles schief und ich könnte heulen, da genau solche Geschichten auch im realen Leben geschehen. Wieder andere gehen sprichwörtlich über Leichen, verbringen jedoch ein angesehenes Leben in einer teuren Villa an bester Lage. Ein grandioses Buch, welches den Leser geradezu in die Geschichte hineinreisst.
Bernhard Aichner stammt aus dem Osttirol und lebt seit längerer Zeit in Innsbruck, heute mit seiner Frau und drei Kindern. Als er mit 17 Jahren nach Innsbruck kam arbeitete er zuerst als Kellner und Fotolaborant. In dieser Zeit begann er auch mit dem Schreiben. Er studierte Germanistik und arbeitet als Fotograf. Im Jahr 2000 eröffnete er ein Atelier für Fotografie und noch im selben Jahr erschien sein erster Erzählband Babalon. Zwei Jahre später folgte sein Roman-Debüt mit Das Nötigste über das Glück. Bernhard Aichner durfte bereits mehrere Auszeichnungen entgegennehmen und feierte in naher Vergangenheit insbesondere mit der Totenfrau-Trilogie grosse Erfolge. Vor kurzem, im März dieses Jahres, erschien mit Kaschmirgefühl sein neustes Werk, ein kleiner Roman über die Liebe. Der Thriller Bösland war mein erstes Buch des österreichischen Autors, aber bestimmt nicht das letzte.
2019 – BUCHweltreise
Als Kind verbrachte ich mit meinen Eltern und Geschwistern viele Ferienwochen in Österreich, ganz oft in Seefeld unweit von Innsbruck. Auf solch dramatische Geschichten wie das Bösland habe ich in dieser Zeit jedoch keine Gedanken verschwendet. Auch wenn kein exakter Handlungsort des Romans genannt wird, so ordne ich es aufgrund des Autors einfach mal der Region Innsbruck zu – ohne jedoch irgendwelche Touristen von einem Besuch des wunderschönen Tirols abzuschrecken. Da müssen wir nun definitiv keine Angst haben – ausser man bucht einen Dachboden zur Übernachtung. Das Bösland.
In seinen Augen war ich immer noch schuldig. Er sah nur das Offensichtliche, ging den einfachsten Weg. Nichts sprach für mich. Nur dieser Film. Deshalb drückte ich auf Play.
Alle Destinationen meiner BUCHweltreise findest du wie gewohnt in meinem LESEreisebuch und die Romane von Bernhard Aichner sowie vielen weiteren guten Autorinnen und Autoren gibt es in meinen Lese-Empfehlungen.
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