Babyphone: totale Überwachung im Kinderzimmer?
Es ist eines der Dinge, die sich wohl die meisten werdenden Eltern anschaffen: das Babyphone. Man will schliesslich sofort merken, wenn das Kind im Bett nach einem schreit. So ging es auch uns und das Babyphone war eines der vielen Dinge auf der Todo- und ToBuy-Liste vor der Geburt.
Die Liste ist das eine. Der Kauf bei den meisten spezifischen Baby-Anschaffungen dann eine ganz andere Sache. Beim Heiraten ist ja einfach alles etwas teurer als normal. Es ist ja schliesslich für die eigene Hochzeit. Aber sobald es für das eigene Baby ist… oh… Dann braucht man das einfach. Und das andere Ding da auch noch. Selbstverständlich. Man will doch nur das allerbeste für das eigene Kind.
Also an alle werdenden Neu-Eltern: glaubt nicht jeden Sch… (probiere dieses Wort nach wie vor nicht zu gebrauchen zwecks akuter Nachahmungsgefahr). Kauft nicht einfach alles, was euch angedreht wird. Kauft einfach mal das, was ihr auch wirklich von Beginn weg benötigt. Denn ansonsten könnte es passieren, dass ihr die eine Hälfte der Anschaffung gar nie braucht und die andere Hälfte von überall her geschenkt bekommt. Und den Rest (äh, Rest? halb+halb=?), den könnt ihr euch dann getrost noch selber beschaffen.
Das mit der zweimaligen Hälfte oben ist natürlich sehr überspitzt ausgedrückt. Logisch gibt es einige Sachen anzuschaffen. Einiges davon mit Vorteil vor der Geburt. Dazu gehört zum Beispiel ein Kinderwagen. Oder eben ein Babyphone.
Die grosse Qual der noch grösseren Wahl
Beim Kinderwagen haben wir beim erstmaligen Betreten der Kinderwagenabteilung in einem der Babyhäuser unseres Vertrauens zuerst mal einen grösseren Schock erlitten. Was es da nicht alles gibt! Ein Auto kaufen ist bedeutend einfacher. Ob Google bereits an einem selbstfahrenden Kinderwagen rumbastelt? Wäre doch praktisch. Dann könnte man den Kinderwagen ganz alleine auf eine Spazierrunde schicken, wenn das Kleinkind nicht schlafen will. Und der Roboterpolizist im Quartier passt auf alle auf.
Ganz so schlimm war es beim Kauf des Babyphones nicht. Aber ganz so einfach, wie gedacht, war es ebenfalls nicht. Babyphone. Ist doch so ein einfaches kleines Ding, wo man einfach sein Kind hören will, wenn es schreit im Bett. Oder nicht? Ohne gross zu Überlegen, dachten wir, es sei genau so. Aber es gab ja gar nichts zum Überlegen, gerade weil das Ding unserer Meinung nach eben nicht viel können muss.
Spagat zwischen sinnvoller und übertriebener Überwachung
Also rein in einen anderen Babyladen unseres Vertrauens und gleich mal die Verkäuferin fragen: „Wir benötigen ein Babyphone. Wo haben sie diese?“. Unsere Erwartung: sie zeigt uns das Regal, wir wählen ein preiswertes aus, bezahlen und verschwinden wieder. Erhaltene Antwort: „Was muss das Babyphone denn alles Können? Temperatur des Raumes überwachen? Puls und Temperatur des Kindes messen? Kamera für Bildüberwachung?“ HALLO? Können wir auch gleich noch Pay-TV aktivieren? Mensch, waren wir mal wieder falsch informiert. Wie wäre es, wenn ich mein Kind höre? Oder meinetwegen noch Schlaflieder, Nachtlicht und Zwei-Weg-Kommunikation?
Wir waren echt überrascht, was so ein „einfaches“ Babyphone heutzutage alles beherrscht. Aber wer benutzt das denn alles? Kommt man da nicht in einen totalen Überwachungswahn, wenn man sein Kind immer auf dem Bildschirm überwachen muss? Wenn man Atmung und Herschlag wie im Spital mit dem Gerät unter Kontrolle haben will?
Klar, kann solche Überwachung unter gewissen medizinischen Umständen notwendig sein. Als Eltern hofft man jedoch, dass dies nicht der Fall sein wird. Sein eigenes Kind vollumfänglich gesund ist. Und ebenso klar ist mir, dass Eltern beim ersten Kind lieber etwas vorsichtiger sind. Das ist auch gut so, finde ich. Auch uns ging es so. Wenn unser Sohn ruhig schlief, ging ich öfters mal nachschauen, ob alles gut ist. Einfach, weil es dann schon zu ruhig war. Aber deshalb gleich eine Komplettüberwachung mit dem Babyphone?
Es geht ja später weiter. Wenn die Kinder älter werden. Tragen die Kinder dann eine Flic-Flac-Kinderuhr mit GPS-Empfänger auf dem Spielplatz? Und eine Webcam-Helmkamera auf der Stirn wie eine Stirnlampe? Schlussendlich muss man doch alles mit einer gewissen Portion gesundem Menschenverstand betrachten. Das Kind entwickelt sich von Beginn weg mit grossen Schritten. Genau so sollten wir Eltern doch auch unser Vertrauen entwickeln. Und zwar auch von Beginn weg. Für uns reicht ab der Geburt. Das Kind hingegen beginnt bereits früher.
Tonqualität und Reichweite
Zum grössten Teil brauchen wir unser Babyphone, eines von Philips Avent, tatsächlich zum Lauschen, was aus dem Kinderzimmer tönt. Weiter brauchten wir auch oft die Möglichkeit des Sprechens, das Nachtlicht sowie die Schlaflieder. Unnötig finden wir die Anzeige der Raumtemperatur. Die haben wir auch sonst im Griff.
Auf was wir nicht geachtet haben beim Kauf, ist die Reichweite. Zu Hause mag das noch meistens passen. Aber bis zum Strandkorb im Garten reicht der Empfang beispielsweise schon nicht mehr. Oder im letzten Jahr in den Ferien im Hotel ging der Empfang doch prompt kurz vor der Bar verloren. Glücklicherweise konnten wir dann eines ausleihen, damit wir den Abend bei einem Glas Wein weiter geniessen konnten.
Ansonsten sind wir sehr zufrieden mit unserem Philips Avent. Es ist jedoch bereits unser zweites Babyphone. Die erste Anschaffung war so gut wie nicht brauchbar. Da war ausser ständigem Rauschen nicht viel anderes zu hören. Gab unser Kleiner dann mal Laute von sich, wurde einfach das Rauschen stärker. Das sind so meine Erinnerungen an unser erstes Babyphone. Also beim Kauf vor allem auch auf die Tonqualität achten. Den Namen von unserem esten Rausch-Phone weiss ich nicht mehr, was dem Hersteller nun zugute kommt.
Wer braucht nun ein Babyphone und möchte sich vorab etwas mehr informieren als wir das getan haben? Für all jene, habe ich hier ein paar Links zu Testberichten und Zusammenstellungen von aktuellen Babyphones.
- Babyphone Test 2016: Die 28 besten Babyphones im Vergleich
- Babyphone Test auf testberichte & testsieger
- Babyphone Test 2016: Die 30 besten Babyphones im Vergleich
- Babyphones Test auf Testberichte.de
Das Handy ist auch ein Babyphone
Alternativ kann aber auch das Handy benutzt werden. Es gibt unzählige Apps dafür. Gute und schlechte. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten:
- Man hinterlegt ein Smartphone mit der App beim Kind im Zimmer und dieses sendet einem eine Nachricht oder ruft an, sobald das Kind schreit. Vorteil dieser Variante: man muss die App nur auf einem Handy installieren. Ein zweites Handy muss man aber natürlich dabei haben, um den Anruf oder die Nachricht empfangen zu können. Nachteil: es entstehen Verbindungskosten (Anruf wird getätigt) und Empfang muss vorhanden sein. Wer jetzt denkt, man habe heute doch überall Empfang, darf gerne mal bei uns daheim vorbei kommen.
- Bei der zweiten Möglichkeit installiert man die App auf zwei Smartphones. Das eine dient als Sender beim Kind, das andere als Empfänger bei den Eltern. Vorteil: Betrieb möglich über WLAN. Nachteil: Die Apps sind häufig nicht plattformübergreifend erhältlich. Für uns ist das also aktuell keine Option, da wir über ein iPhone und ein Windows Phone verfügen.
Die Benutzung des Mobiltelefons als Babyphone lohnt sich auf jeden Fall zu prüfen. Gerade auswärts oder in den Ferien ist das ganz praktisch.
Allgemein sollte man sich aber angewöhnen, nicht gleich beim ersten Pieps des Kindes zu rennen. Dafür hilft eine gute Tonqualität des Babyphones. Wie man damit umgeht, muss man jedoch selber lernen. Es ist nicht immer ganz einfach. Am Anfang geht man auch nach dem Kind schauen, wenn das Babyphone ruhig vor sich hin schweigt. Aber es wird besser. Ganz bestimmt. Das gegenseitige Vertrauen wächst mit Sicherheit.