An der rauhen Atlantikküste der Bretagne
Anfang Jahr wurde bei mir durch einen Reisebericht über die Bretagne mal wieder das Fernweh geweckt. Wie schön wäre es, mit dem VW-Bus quer durch Frankreich bis ins westlichste Département Finistère zu fahren? Um irgendwo an der Atlantikküste wunderschöne Stunden zu verbringen.
Bis wir zu dieser Reise starten, wird noch etwas Zeit vergehen. Dennoch verbrachte ich bereits mehrere erholsame und unterhaltsame Stunden in der Bretagne. Ganz aktuell in einem neu erschaffenen Buchladen auf der Halbinsel Crozon, mit einer Breizh Cola und dem neusten Werk von Gabriela Kasperski.
Die Bretagne mit der Hauptstadt Rennes ist die grösste Halbinsel Frankreichs sowie der westlichste Ausläufer des europäischen Festlandes nördlich der Iberischen Halbinsel. Bereits die Gallier nannten die Halbinsel zu Deutsch „Land am Meer“ und genauso leben die Bretonen. Am Meer. Mit dem Meer. Sie sind ein stolzes und sehr eigenes Volk, was man sehr gut aus dem Roman von Gabriela Kasperski herauslesen kann.
Neue Reihe
Die Zürcher Autorin ist bekannt für ihre Kriminalromane um Zita Schnyder und Werner Meier, welche in der Region um den Greifensee bisher fünf Fälle zu lösen hatten (siehe auch Spannendes Krimi-Vergnügen am Greifensee). Zuletzt 2019 in Nachtblau der See und im Herbst dieses Jahres im neusten Abenteuer Zürcher Filz. Anders wie ich, reist die Autorin jedoch regelmässig in die Bretagne, hat sich in die Region verliebt und teilt diese Verbundenheit nun mit ihren Leserinnen und Lesern.
Nun startet im Westen der Bretagne, auf der Insel Crozon südlich von Brest, eine neue Reihe mit Tereza Berger aus Zürich: vierzig Jahre jung (ich darf das schreiben), geschieden (betrifft mich glücklicherweise nicht) und süchtig nach Milchschokolade (wer ist das nicht). Sie erbt von ihrer Grosspatentante Annie Gisler ein Haus in Camaret-sur-Mer, welches sie nun mal schnell ansehen und verkaufen will, um sich zu Hause den Traum einer Alters-Wabe zu erfüllen. Gut, Traum ist wohl etwas zu hoch gegriffen.
Liebe auf den zweiten (Meer)blick
Doch hat sie nicht mit den Bretonen gerechnet. Auch nicht mit der neobretonischen Bruchbude, welche sie vorfindet. Und wo bitte sehr ist nun hier der Meerblick? Dass kurz vor ihrer Ankunft zwei Personen in den Wellen der Atlantikküste umkamen, verbessert ihre Lage nicht. Doch wie so oft, kommt es durchaus noch schlimmer. Sie freundet sich mit einem deutschen Künstler an, welcher das Dorf zu einer Touristenattraktion machen will.
Problematisch wird es für sie, als dieser ebenfalls tot am Strand aufgefunden wird. Von ihr persönlich. Ermordet, wie sich noch herausstellen wird. Die Ermittlungen ziehen sich hin und Tereza freundet sich immer mehr mit den Einheimischen und ihrem neuen Haus an. Als auch noch ihre Kinder aufkreuzen und tatkräftig bei der Renovation und der Eröffnung eines Buchladens für Touristen und Einheimische mithelfen, ist das Glück perfekt. Wäre da nur nicht der hartnäckige Ermittler der Polizei, der sie stark im Visier hat.
Lesend verreisen
Es ist ein vielversprechender Start in eine neue, locker unterhaltsame Romanreihe. Es ist kein brutaler Krimi, die Geschichte lebt viel mehr von den Persönlichkeiten und ihren Eigenheiten. Einerseits die pünktlich korrekte Schweizerin Tereza Berger, andererseits die bretonisch rauhen Einheimischen. Eine Gemeinschaft mit ganz viel Entwicklungspotenzial.
Während wir durch Corona und die nachwievor anhaltenden Auswirkungen wohl auf die ein und andere Reise verzichten werden, kann ich den lesenden Abstecher in die Bretagne umso mehr empfehlen. Als weiterer Zwischenhalt der Reise sollte noch Concarneau eingeplant werden. Dort ermittelt der charmant eigene Monsieur le Commissaire George Dupin in den Krimis von Jean-Luc Bannalec (siehe auch Knifflige Ermittlungen in der Bretagne mit Monsieur le Commissaire Dupin). Er befindet sich ganz aktuell in Bretonische Spezialitäten mitten in seinem neunten Fall.
Bretonisch mit Meerblick von Gabriela Kasperski erschien im Mai 2020 bei emons.
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