Vom Ärger mit dem elektronischen Fernsehprogramm
Kennt ihr den Moment, wenn bei einem hyperspannenden Film die letzten fünf Minuten fehlen? Habt ihr euch auch schon mal grässlich darüber geärgert? Schuld daran ist heute meist nicht mehr zuwenig Platz für die Aufnahme, sondern vielmehr die Ungenauigkeit vom elektronischen Fernsehprogramm. Je nach Sender weichen diese um mehrere Minuten von den tatsächlichen Sendezeiten ab. Resultat: der grosse Frust über das verpasste Happy End.
Aber weshalb eigentlich? Schauen wir noch einmal zurück in die glorreiche Zeit von VHS-Kassetten und Videorecorder und gewöhnen uns gemeinsam an die stete Zeitabweichungen im heutigen Fernsehprogramm.
Aufnahme von Start bis Ende
Wie hätten wir es denn gerne? Klar, zu Beginn erwarten wir direkt das Signet des Hollywood-Filmemachers, die Eurovisions-Trompeten oder die Tatort-Zielscheibe. Am Ende kann es uns grundsätzlich egal sein, schalten wir beim Abspann ja eh ab. Aber eben: beim Abspann und nicht fünf Minuten davor. Unmittelbar vor dem grossen Happy End des Liebesschulzenklassikers mit Cameron Diaz und Jennifer Aniston.
Eine klare Anforderung des lieben Sofa-TV-Schauers und Filme-Aufnehmers, welche bis heute nicht – oder kaum – funktioniert. Trotz elektronischen Programmdaten, welche direkt von den TV-Stationen kommen. Nur, wann kommen diese Daten überhaupt an? Und wie fliessen diese bis in den heimischen Fernseher?
Elektronisch heisst nicht aktueller
Nur, weil die Daten heutzutage direkt im TV abgerufen werden können, sind diese noch lange nicht aktueller als früher. Als noch die ganze Welt täglich die TV-Programm-Zeitschrift studierte. Da war es ja irgendwie klar, dass bei einem ein- oder gar zweiwöchigen Druckrhythmus die Daten der Fernsehsendungen ebenfalls mindestens so alt sein müssen. Klarer Fall.
Aber heute? Im Zeitalter des digitalen Fernsehens und internetvernetzen Geräten? Trommelwirbel… Oh ja, auch heute werden die Daten von den TV-Stationen über eine Woche im Voraus an die jeweiligen Anbieter gesendet. Aktueller als die Programmhefte ist das sogenannte EPG – der elektronische Programmguide – also auch nicht.
Von der manuellen bis zur Guide-Programmierung
Früher hatte man den Videorecorder ganz einfach manuell programmiert. Anhand den Zeiten des TV-Programmes in der Zeitungsbeilage. Da man stets damit rechnete, dass die Zeiten nicht ganz stimmen, setzte man vorne und hinten grosszügig einige Minuten zur Aufnahme hinzu. Später kam mit ShowView eine Programmierhilfe, bei welcher man einfach nur noch den Code programmieren musste. Das ShowView-fähige Aufnahmegerät interpretierte diesen Code dann selbst in die notwendigen Daten wie Sender, Datum und Zeit. Wir hatten gar mal einen Videorecorder, bei welchem man mithilfe von Strichcodes Aufnahmen programmieren konnte. Dies war jedoch im Grunde ebenfalls eine rein manuelle Eingabe der Werte – einfach mit einem Scanner anstelle der Tasten.
Mit dem Verzicht des manuellen Setzens der Start- und Endzeit begann nun jedoch bereits das Übel, welches bis heute anhält – die abgeschnittenen Enden. Das fehlende Happy End. Heute können wir ja bequem mit der Fernbedienung durch das Programm klicken und ganz einfach eine Sendung zur Aufnahme markieren. Praktischer gehts ja kaum noch. Wäre da nur nicht diese elende Ungenauigkeit.
Weshalb nur?
Ja, das frage ich mich immer wieder. Weshalb nur? Nur, weil die Daten mehrere Tage im Voraus gesendet werden, heisst ja noch lange nicht, dass die Sendungen nicht mehrheitlich zu den angesagten Zeiten starten und enden können. Ausnahmen darf es geben, klar. Aber es sollen halt einfach Ausnahmen bleiben. Aktuell sind falsche Daten eher die Regel. Weshalb also schaffen es die TV-Stationen nicht, sich selbst an ihr prophezeites Programm zu halten?
Es sind ja nicht nur die minutenmässigen Verschiebungen. Es gibt Sender, da kommt regelmässig zwischen zwei Sendungen im Programm noch irgendeine andere. Ohne Ankündigung. Einfach so. Kurz, aber störend. Weshalb tun die Fernsehstationen sowas? Ich weiss es nicht. Vorläufig müssen wir wohl mit dem Programm leben, wie es ist. Bei Aufnahmen setzen wir auf relativ umständliche Art und Weise mehrere Minuten einfach so hinzu. Um den vorhandenen Speicherplatz macht sich ja niemand Gedanken.
Warten auf das Happy End
So fehlt nicht nur bei so manchem Film das alles auflösende Ende. Auf ein Happy End müssen wir wohl auch beim elektronischen Programmguide noch weiter warten. Man gewöhnt sich ja an so vieles. So auch an das Programmieren zusätzlicher Minuten vorne und hinten. Aber ganz bestimmt nicht an das fehlende Happy End des Lieblingsschmuseklassikers.
Mehr Informationen zum Elektronischen Fernsehprogramm respektive dem Elektronischen Programmguide findet sich auf Wikipedia.