Wanderung zur Sustlihütte: Abschalten im Herzen der Alpen
Weg vom Alltag. Einfach mal wieder abschalten. Das haben wir uns am vergangenen Wochenende zu Herzen genommen. Nur zu zweit machen wir uns auf den Weg zu einem zweitägigen Wanderausflug. Unseren Kleinen geben wir unterwegs bei Grosi und Grosspapi ab. Eine absolute Win-Win-Win-Situation. Der Kleine ist gerne bei seinen Grosseltern. Die haben ihn sowieso ganz gerne mal wieder über Nacht zu Besuch. Und wir? Ja, wir können das Wochenende ganz alleine geniessen. Alleine zu zweit dem alltäglichen Trubel entfliehen.
Unterwegs in den Urner Alpen
Uns zieht es in die Innerschweiz. In den urältesten aller Schweizer Kantone. Ins Urnerland. Naja, die Sommerferien und der daraus resultierende Reiseverkehr auf der Gotthardachse haben wir bei der Planung nicht berücksichtigt. 13 Kilometer staut sich der Verkehr vor dem Gotthard-Nordportal. Bis zurück nach Erstfeld. Aber wir sind ja keine Deppen. Fahren bei Erstfeld von der Autobahn weg und über die Hauptstrasse nach Wassen. Von da geht es sowieso rechts weg Richtung Sustenpass. Also weg von Verkehr und Stau. Aber beim Stau waren wir heute eh nur Zuschauer.
Unser Tagesziel ist die Sustlihütte auf 2’257 m.ü.M. Wir parken unser Auto in Gorezmettlen (rund 10 km nach Wassen). Es hat nur wenige Parkplätze und wir schnappen uns gerade noch so den allerletzen. Aber reicht ja. Wir benötigen nur einen. Dann. Wanderschuhe schnüren, Rucksack auf den Rücken und Stöcke in die Länge ziehen. Dabei übertreibe ich es ein wenig und reisse meine gleich entzwei. Bei mir kommt etwas Hektik auf. Aber meine Frau ist die Ruhe selbst und baut meine Stöcke wieder eins-a zusammen.
Steiler Aufstieg zum Panoramaweg
Na dann, los gehts. Gleich ab dem ersten Meter geht es steil den Berg hoch. Die rund 600 Höhenmeter überwinden wir auf dem ersten Drittel der Strecke. Ohne jegliche Vorwarnung. Gut, ok. Wir haben es gewusst. Aber ist man einmal oben, macht der Panoramaweg seinem Namen alle Ehre. Es ist ein Traum. Da ist der Aufstieg schnell wieder vergessen.
Der Weg ist sehr abwechslungsreich. Es geht entlang von Wiesen und Büschen, über Geröll und Schnee und eben steil bergauf oder dann wieder schön flach. Und dies immer mit einer wunderschönen Bergsicht. Zu Füssen liegt das Meiental und nach dem Aufstieg kommt bereits der Sustenpass sowie unser Ziel in Sicht. Die Sustlihütte. Eine wahre Aufmunterung nach dem strengen Aufstieg.
Blühende Hänge und viel Schnee
In der Höhe ist es meistens recht nass. Es liegt auch noch ziemlich viel Schnee. So sind zahlreiche Schneefelder zu überqueren. Mal grosse, mal kleine. Mal aufwärts, mal der Traverse entlang. Grund für die Nässe und den vielen Schnee ist der Schneefall der vergangenen Tage. Wie mir später die Hüttenwartin Agi mitteilt, hatten sie wenige Tage davor noch über 10 cm Neuschnee und starken Sturm auf der Hütte.
Je nach Höhenlage blühen die unterschiedlichsten Blumen und Pflanzen. Besonders die Alpenrosen und die Enziane blühen in wahrer Pracht. Auch wunderschöne Steinwurze sehen wir. Und natürlich viele weitere mir unbekannte. Also zumindest vom Namen her. Ist ja auch nicht immer wichtig. Es sieht auf jeden Fall wunderschön aus.
Ein wahrer Genuss
In dieser wunderschönen Region des Urnerlandes haben wir den Alltag schon längst hinter uns gelassen. Wir geniessen das Wandern. Geniessen die Pausen. Geniessen es, so ganz alleine unterwegs zu sein. Geniessen die traute Zweisamkeit. Und wir geniessen natürlich auch unseren mitgebrachten Proviant zur Stärkung. Und so richtig geniessen wir einen „Suuren Moscht“ nach Ankunft auf der Sustlihütte.
Aber vorher sagen wir noch Hallo. Wir werden herzlich begrüsst vom Hüttenwart Kari. Er erklärt uns kurz alles nötige und dann setzen wir uns auf die Terasse und lassen die Flaschen knallen. Herrlich. Es ist ein wahrer Genuss. Zum Most gesellen sich dann noch zwei „Hüttenkafis mit Schümli“ sowie Urner Kräutertee.
Auf der Sustlihütte wird im Massenlager übernachtet. Es schläft sich jedoch sehr angenehm auf den bequemen und relativ breiten Matratzen. Wir haben auf jeden Fall sehr gut geschlafen. Ein spezielles Erlebnis finde ich auf einer Hütte jeweils, Nachts die Toilette aufzusuchen. Besonders wenn man das Haupthaus verlassen muss, so wie auf der Sustlihütte. Bei Dunkelheit und absoluter Stille in die Bergwelt blicken. Man muss es einfach mal erlebt haben.
Wer Hunger leidet ist selber schuld
Aber wir sind ja noch gar nicht am schlafen. Es wäre ja keine echte SAC-Hütte, wenn es nicht noch ein feines Nachtessen gäbe. Wie üblich auf einer Hütte, wird in Schüsseln auf die Tische serviert. Wir sassen an einem Sechsertisch. Nebst uns noch ein Paar aus Stuttgart sowie eines aus dem Bernbiet, der Sprache nach. Beide Paare sind zum Klettern auf der Hütte, wie der Grossteil der Gäste. Das zeigt sich auch am folgenden Morgen. Als wir kurz vor sieben aufstehen, sind die meisten bereits unterwegs.
Aber eben. Das Nachtessen. Zuerst kommt eine Schüssel „Chögeli-Suppe“, danach eine mit Salat. Zum Hauptgang wird heute Polenta mit Voressen serviert. Sehr fein. So fein, dass ich meinen Teller gleich mehrmals befülle. Es war ja auch eine anstrengende Wanderung. Der Nachtisch finde ich dann total lässig. Es gibt für jeden einen Dubler-Mohrenkopf. Das mögen jetzt nicht alle verstehen. Aber die Dubler-Mohrenköpfe sind einfach die Besten. Mehr gibt es dazu gar nicht zu sagen.
Immer dabei: unser Rummy
Nach dem Essen spielen wir ein paar Runden Rummy. Unser allerliebstes Reisespiel, welches uns schon überall hin begleitet hat. Es war dabei auf unserer Reise in Nordamerika. Im Koli Nationalpark in Finnland liegt eine rote 13 und am Flughafen von Buenos Aires ist eine uns unbekannte Zahl verschollen. Ja, und jetzt liegen die roten, blauen, orangen und schwarzen Zahlen auf einem Tisch in der Sustlihütte. Die Stuttgarterin spielt spontan auch mit. Wer nie gewonnen hat, muss jetzt nicht erwähnt werden. Aber ich kann damit umgehen.
Nach einer erholsamen Nacht im Massenlager geniessen wir zuerst die wunderschöne Stimmung inmitten der Berge. Da die meisten Gäste schon früh aufgebrochen sind, ist es schön ruhig auf der Hütte. Einige Bergsteiger sichten wir gar schon weit oben.
Adieu Murmeltier und Bergziege
Dann ziehen auch wir los. Wieder zurück zu unserem Auto in Gorezmettlen. Wieder 600 Höhenmeter. Diesmal abwärts. Was nicht weniger anstrengend sein muss. Wir wählen den unteren Weg. Dieser geht stetig abwärts, dafür ist es selten so steil wie am Vortag der Aufstieg. Nach dem Murmeltier am Samstag sichten wir heute noch eine Bergziege. Beide waren jedoch nicht sehr fotogen. Sie waren einfach zu schnell und passten so nie auf das Bild.
In Gorezmettlen setzen wir uns als allererstes an den gleichnamigen Bergbach. Meine Frau setzt sich sogar gleich ganz in den kalten Bach. Das getraue ich mich dann doch nicht und beschränke mich auf ein wohltuendes Fussbad. Auch so sehr erfrischend.
Kulinarische Köstlichkeiten auf der Heimfahrt
Wir haben heute schon sehr viel erlebt. Und trotzdem haben wir erst Mittag. Also fahren wir gemütlich über den Susten- und Brünigpass zurück Richtung Luzern. Auf dem Sustenpass stärken wir uns mit einem feinen Mittagessen im Hospiz-Restaurant. Ich geniesse einen leckeren Wurst-Käse-Salat, meine beste Hälfte gönnt sich ein „Gnagi“. Zwischen Susten und Brünig liegt Meiringen. Und was macht man in Meiringen, wenn man die Zeit dafür hat? Klar! Meringue essen. Hunger haben wir nicht mehr so viel, aber Lust. Und so teilen wir uns ein super feines Meringue-Glace in Meiringen.
Nun ist es langsam fertig mit den kulinarischen Köstlichkeiten. Wir fahren heimwärts zu meinen Eltern und zu unserem Kleinen. Natürlich ausgerüstet mit einem Zvieri aus unserer Meiringer Meringue-Glace-Café-Bäckerei.
Unsere Wanderroute
- Fahrt mit dem Auto nach Gorezmettlen (Gorezmettlenbach, 1’613 m.ü.M.), rund 10 km nach Wassen. Achtung: beschränkte Anzahl Parkplätze. Alternative Anreise mit dem Postauto (Haltestelle direkt beim Parkplatz).
- Wanderung über den Panoramaweg zur Sustlihütte (rund 3h). Steiler Aufstieg zu Beginn, danach sehr schöner Höhenweg.
- Übernachtung auf der Sustlihütte (2’257 m.ü.M.)
- Abstieg nach Gorezmettlen via „unterem Wanderweg“ (rund 2h)
- Heimfahrt über Susten- und Brünigpass nach Luzern und Zürich
Weitere Informationen zur Hütte gibt es im Internet: Sustlihütte SAC. Wer noch mehr Informationen über weitere Hütten möchte, findet diese auf der Homepage vom Schweizer Alpen-Club SAC.